Eine Wildgehölzhecke für Gartenschläfer und Co. – Umsetzung von Schutzmaßnahmen für den selten gewordenen Bilch hat begonnen

Die Bestände des Gartenschläfers sind in den letzten Jahrzehnten massiv zurück gegangen. In vielen Regionen Deutschlands ist der nachtaktive Bilch bereits ausgestorben. Laut Roter Liste Thüringen (2021) gilt der Gartenschläfer als vom Aussterben bedroht.

Die Ursachen waren völlig unklar, bis sich 2018 ein Team aus Naturschutz und Wissenschaft im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt auf „Spurensuche Gartenschläfer“ begeben hat: der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Erste Erkenntnisse zeigen, dass sich mehrere Faktoren negativ auf die Bestände des Gartenschläfers auswirken: Der Wald als natürlicher Lebensraum dieser Bilchart ist nutzungsbedingt oft so stark verändert, dass die Tiere immer weniger Nahrung und Versteckmöglichkeiten finden. Hinzu kommt das Insektensterben – ein wichtiger Nahrungsbestandteil ist immer weniger verfügbar. Der Einsatz von Pestiziden hat ebenfalls direkte Auswirkungen auf den Gartenschläfer. Alle im Projekt untersuchten Totfunde wiesen zum Teil erhebliche Belastungen mit Giften auf.

„Im Zuge der zweiten Projekthälfte möchten wir aktiv werden und Verbindungsstrukturen und Rückzugsräume sowie Nahrungshabitate für die Art schaffen. Als Maßnahme wurde nun mit der Pflanzung einer 250 Meter langen Wildgehölzhecke begonnen.“, so Anita Giermann, Projektkoordinatorin des BUND Thüringen. „Zusammen mit dem NABU Saalfeld-Rudolstadt haben wir ein erstes Umsetzungsgebiet im Thüringer Schiefergebirge vorbereitet und planen auf Flächen der NABU Stiftung Nationales Naturerbe diverse Maßnahmen zur Aufwertung des Lebensraumes.“

Die Wildgehölzhecke gliedert zukünftig zwei landwirtschaftliche Nutzflächen und trägt in einem ersten Schritt zur Vernetzung zweier benachbarter Waldgebiete bei. Die Hecke besteht vor allem aus standortheimischen, blüten- und früchtetragenden Gehölzen. Diese werden einerseits vom Gartenschläfer gefressen, bieten aber auch diversen Insekten und anderen Gliederfüßern Nahrung und Schutz, welche dann wiederum der Schlafmaus als Nahrung dienen können.

„Von den Maßnahmen wird am Ende nicht nur der Gartenschläfer profitieren. Auch andere Kleinsäuger, Reptilien, Vögel und Insekten ziehen einen großen Nutzen aus neuen Strukturelementen in ausgeräumten Agrarlandschaften. Unser Ziel vor Ort ist es, Waldhabitate kleinräumig zu vernetzen und aufzuwerten, aber auch in weiteren Schritten Feuchtstellen anzulegen, Acker in Grünland zu überführen und Brachen entstehen zu lassen. Bei den umgesetzten Maßnahmen lassen wir der Natur viel Raum, sich selbst zu entfalten.“, so Rainer Hämmerling, Vorsitzender der NABU Kreisgruppe Saalfeld-Rudolstadt, die das Projekt vor Ort unterstützt.

Passend zum Beginn der Maßnahmenumsetzung hat nun auch die Deutsche Wildtierstiftung den Gartenschläfer zum „Wildtier des Jahres“ ernannt. Mit dem Titel möchte die Stiftung auf diese faszinierende und bedrohte Art aufmerksam machen, um so zu ihrem Schutz beizutragen.

Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. In Thüringen wird das Projekt außerdem gefördert durch die Stiftung Naturschutz Thüringen.

Weitere Informationen:
www.gartenschlaefer.de
https://www.bund-thueringen.de/gartenschlaefer
Projektsteckbrief: biodiversität – schützen.nutzen.leben: Spurensuche Gartenschläfer (bfn.de)

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