Prof. Saling war ein herausragender und vielfach ausgezeichneter Arzt, Wissenschaftler und Visionär. Indem er als Erster das noch ungeborene Kind als Patienten betrachtete, der untersucht und wenn nötig behandelt werden sollte, brach er in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Tabu. Zugleich begründete er mit dieser Herangehensweise und einer engen Zusammenarbeit von Geburtsmedizin, Neonatologie und anderen Nachbardisziplinen die Perinatale Medizin, die sich dem Kind vor, während und nach der Geburt widmet.

Prof. Saling entwickelte zahlreiche Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, die z.T. noch heute praktisch unverändert angewendet werden, z. B. die intrauterine Mikroblutuntersuchung (MBU) aus der kindlichen Kopfhaut. In Berlin-Neukölln begründete und leitete er das Institut für Perinatale Medizin der Freien Universität Berlin, sowie die erste Krankenhausabteilung für Geburtshilfe und Perinatale Medizin in Deutschland. In den 1970er Jahren wurde die Adresse „Mariendorfer Weg“ in ganz Deutschland bekannt, und v.a. Frauen mit problematischem Schwangerschaftsverlauf kamen von überall her zu ihm. Unter seiner Leitung in den Jahren 1976 bis 1991 kamen dort über 60 000 Kinder zur Welt.

Prof. Saling gründete die erste deutsche sowie die erste internationale Fachgesellschaft für Perinatale Medizin. Er organisierte zahlreiche Kongresse und Fortbildungskurse. Er rief die erste internationale Fachzeitschrift der neuen Disziplin ins Leben, das bis heute angesehene „Journal of Perinatal Medicine“. Er selbst verfasste im Jahre 1966 das wegweisende Buch „Das Kind im Bereich der Geburtshilfe“ sowie insgesamt über 600 wissenschaftliche Publikationen. Unvergessen sind seine engagierten wissenschaftlichen Diskussionen bei den internationalen Kongressen der Arbeitsgemeinschaft für Infektionen und Infektionsimmunologie in Gynäkologie und Geburtshilfe (AGII) zwischen 1990 und 1995 im Hörsaal des Universitätsklinikums München-Großhadern. Dort stellte er seine Idee eines Frühgeburtenvermeidungs-Programms durch frühe Prophylaxe und nicht späte Therapie vaginaler Dysbiosen vor. Es war ihm eine Genugtuung, die weltweit erstmalige Reduktion von Frühgeburten aufgrund dieses Programms im Freistaat Thüringen noch erleben zu können.

Nach seiner Emeritierung gründete Prof. Saling das privatrechtliche Erich Saling-Institut für Perinatale Medizin e. V., das er bis zuletzt geleitet hat. Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Prävention von Fehlund Frühgeburten.

Prof. Saling ist Zeit seines beruflichen Lebens dem Berliner Stadtteil Neukölln verbunden geblieben, und so ist das Institut im Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln beheimatet. Zugleich war er Weltbürger im Herzen wie auch in der Praxis, wovon u.a. seine zahlreichen Freundschaften zu Kollegen und anderen Personen rund um den Globus zeugen. Einer von ihnen, ein passionierter Lilienzüchter, hat im Jahre 2015 die neue Lilienart „Erich Saling“ offiziell registrieren lassen.

Prof. Saling gründete außerdem die „Doctores Erich und Hella Saling Stiftung für Perinatale Medizin“, deren Zweck die Förderung von Wissenschaft und Forschung im Bereich der Prä- und Perinatalmedizin sowie die Darstellung der Geschichte dieses Fachgebietes ist. Bis ins hohe Alter bewahrte Prof. Saling sich seine wache Neugierde und Freude daran, Weiterentwicklungen in der Medizin und auf anderen Gebieten zu verfolgen. Gleichzeitig war er für so viele Kollegen v.a. ein Lehrer und Berater mit schier unerschöpflichem Wissens- und Erfahrungsschatz.

Wir verneigen uns vor der medizinischen Lebensleistung von Prof. Saling und werden seiner ehrenvoll gedenken. Seine liebenswürdige, aufgeschlossene und humorvolle Persönlichkeit wird uns sehr fehlen.

Im Namen der Mitarbeiter des Erich Saling-Instiuts für Perinatale Medizin