NATURDENKMAL Reipperts bei Schotten-Rainrod: Felsblöcke und ein Blockmeer, von Urwald überwachsen

Was der Name „Reipperts“ bedeutet ist unklar – klar ist aber: So oder so ähnlich muss die Filmkulisse in dem schwedischen Film „Ronja Räubertochter“ ausgesehen haben – wer den Film aus den Achtzigern kennt: Genauso verwunschen ist auch das Reipperts bei Schotten-Rainrod. Es ist ein unberührtes Fleckchen Natur, das dem Wanderer pure Erholung bietet.

Unter einem Urwald verborgen liegt die Basaltklippe mit einem 30.000 m² großen Blockmeer, mit Algen, Flechten und Moosen überzogene Steine soweit das Auge reicht. Darüber wachsen auf den nährstoffreichen Böden Buchen, Ulmen, Hainbuchen und Kirschen. Auch Haselnüsse, Weißdorn und Schlehen sind dort zu finden – eine sehr artenreiche Urwaldlandschaft mit einem hohen Laubwaldanteil und vielschichtigen Altersstrukturen. Auch in der Krautschicht darunter sind viele Arten beheimatet und bieten der Tierwelt Verstecke, Nahrung und Rückzugsgebiete. Ein paar Wildpfade durchziehen den steilen Hang, Vogelgezwitscher und Insektensummen sind zu hören. Ein Forstweg verläuft am östlichen unteren Rand der Blockhalde entlang, auf dem der Vulkanring-Wanderweg von Nidda-Stornfels (Landkreis Gießen) nach Schotten-Rainrod führt.

Das Blockmeer gehört dem Land Hessen und steht seit Dezember 2017 aufgrund seiner Seltenheit und Landeskunde unter dem Naturdenkmalschutz des Vogelsbergkreises. Entstanden ist dieses Naturdenkmal durch den Vogelsberger Vulkanismus vor 19 – 16 Mio. Jahren, denn das Gestein weist eingeregelte Blasen auf, die es als Lavastrom identifizieren. Basaltblockmeere entwickelten sich im jüngeren Erdzeitalter, dem Quartär, genauer datiert in den letzten 100.000 Jahren. Weicheres Gestein verwitterte und wurde abgetragen, Basaltkuppen blieben als „Härtlinge“ erhalten, Ausgangsgestein zerfiel durch Frostsprengung in eckige Blöcke, bewegte sich hangabwärts und stapelte sich zu einem Blockmeer.

Das Reipperts steht stellvertretend für zahlreiche weitere Blockmeere im Geopark Vulkanregion Vogelsberg, wie das am „Hainig“ bei Lauterbach oder am „Hassel“ bei Lanzenhain. Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie erläutert in seinem Buch „Der Vogelsberg“ Geotope im größten Vulkangebiet Mitteleuropas das Gestein genauer: „Es ist ein dunkelgrauer Basanit, der sehr feinkörnig und porös sowie teilweise blasig ist. Olivin- und Klinopyroxeneinsprenglinge sind in der Matrix ebenso zu finden wie Plagioklas und Erz. Die Poren und Blasen sind teilweise mit Zeolithen, farblosen oder weißen kristallinen Gerüstsilikaten, ausgekleidet, die sich erst nachträglich in den Hohlräumen gebildet haben.“

Das Geotop gehört dem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet “Laubacher Wald“ an, das den naturnahen und strukturreichen Waldbestand mit stehendem und liegendem Totholz, Höhlenbäumen und lebensraumtypischen Baumarten mit einem Mosaik aus Einzelbäumen oder kleinen Baumgruppen verschiedener Entwicklungsstufen und Altersphasen erhalten soll. Für einige Fledermausarten bietet dieser Hang mit seinen 366 Metern Höhe einen idealen Lebensraum. Das Reipperts ist als höchster Punkt in der Gemarkung Schotten-Rainrod sogar mit einem Gipfelkreuz ausgestattet: Diesen höchsten Punkt kann man auf dem gerade eröffneten Kreativpfad durch eine Tafel hindurch anvisieren – ein lohnenswerter Ausflug mit Entdeckercharakter.

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