Training der Tiefenmuskulatur beugt Rücken- und Gelenkbeschwerden vor

Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems sind nach Angaben der Krankenkassen häufige Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Ein Auslöser dieser Beschwerden kann neben Fehlbelastungen auch Bewegungsmangel sein. Nach Angaben der Krankenversicherung DKV erreichen nur 43 Prozent der Befragten die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten intensive Aktivität pro Woche. „Unternehmen möchten ihren Mitarbeitern im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung oft Bewegungskurse anbieten. Die Balanceübungen des sogenannten sensomotorischen Trainings ermöglichen es, die tiefliegende Muskulatur gezielt anzusprechen. Dadurch wird die Bewegungs- und Haltungskontrolle optimiert“, weiß Andrea Lossack, Gesundheitsexpertin bei TÜV Rheinland, die dieses spezielle Training in Unternehmen durchführt. Ein Balance-Check gibt mit Hilfe eines computergestützten Tests Auskunft über die Körperstabilität, die Körpersymmetrie und die Sensomotorik. Aus den Ergebnissen lassen sich unter anderem Informationen zur Sturzprävention und Verletzungsprophylaxe ableiten.

Krafttraining erreicht nicht alle Muskeln

Für die Stabilität und die Beweglichkeit des Körpers arbeiten verschiedene Muskeln zusammen. Die Oberflächenmuskeln zeichnen sich unter anderem an den Armen, Beinen und am Rumpf unter der Haut ab. Durch Krafttraining und körperliche Aktivität können sie gezielt gestärkt werden. Anders die tiefliegenden Muskeln, die die Gelenke und die Wirbelsäule stabilisieren. Sie können nicht willentlich angesprochen werden. „Um diese Muskeln zu trainieren, müssen wir den Körper aus der Balance bringen. Dann melden spezielle Sensoren in den Muskeln und Gelenken das Ungleichgewicht an das Gehirn. Es weist die tiefliegenden Muskeln dann an gegenzusteuern. Anders können wir diese kleinen und für die Stabilität des Körpers so wichtigen Muskeln nicht trainieren“, erklärt die Gesundheitsexpertin.

Welche Reize es benötigt, um den Körper aus der Balance zu bringen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Daher ist es in Kursen sinnvoll, die Übungen des sensomotorischen Trainings in verschiedenen Schwierigkeitsstufen anzubieten: Stehen auf einem Bein kann je nach Geschicklichkeit zum Beispiel auf ebenem Boden, auf einer weichen Matte oder auch auf einer zusammengefalteten Matte geübt werden. Auch das Schließen der Augen erhöht den Schwierigkeitsgrad der Übungen. Weitere Geräte für ein einfaches, aber effektives Training können ein Balancekissen, ein Flexistab oder auch ein Gymnastikball sein.

Verletzungsrisiken verringern und Beweglichkeit schulen

Ein gutes Zusammenspiel zwischen den Sensoren in Muskeln und Gelenken und der Tiefenmuskulatur hilft, das Verletzungsrisiko bei alltäglichen Bewegungen zu verringern. Dazu kann schon das Aufstehen vom Stuhl oder das Treppensteigen zählen, wenn ein Mitarbeiter kurz das Gleichgewicht verliert und umknickt. „Wir bieten in Unternehmen ein einstündiges Training für die Beschäftigten an. Unser Ziel ist es dabei, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig die oft vernachlässigte Tiefenmuskulatur ist. Aber auch mit einfachen Mitteln, wie einem mit Luft gefüllten Sitzkissen, können Mitarbeiter ihre Balance und somit das muskuläre Stützgerüst des Rückens trainieren. Sensomotorisches Training mobilisiert die Wirbelsäule, gleicht Dysbalancen aus und verbessert das Körpergefühl“, so Lossack.

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