Das Thema Corona – Konjunktur und Ausbildungssituation waren davon immer noch unmittelbar betroffen – war das hervorstechendste neben vielen weiteren Themen im schriftlichen Bericht von Präsident und Hauptgeschäftsführer an die 39 Vollversammlungsmitglieder.
Seinen Bericht eröffnete Kammerpräsident Harald Herrmann nicht wie üblich mit einem konjunkturellen Rückblick ins dritte Quartal, sondern mit einem Appell, sich an die auferlegten Hygienemaßnahmen zu halten. Denn das Handwerk sei, so Herrmann, was die Einschränkungen und Beschränkungen angehe, vergleichsweise noch glimpflich durch die Krise gekommen und nunmehr schon zum zweiten Mal zum großen Teil vom „Lockdown“ verschont geblieben – im Gegensatz zur Gastronomiebranche und dem Kulturbereich. Diesen Vorteil dürfe es nicht verspielen und müsse alles Erdenkliche dafür tun, um zur Verflachung der Infektionskurve beizutragen.
Nach zwei von der Corona-Pandemie tendenziell eher negativ geprägten Quartalen waren die Handwerksbetriebe in der Region mit der Konjunktur des dritten Quartals wieder generell zufriedener – die guten Stimmungswerte des Vorjahresquartals wurden jedoch nicht mehr erreicht, fasst Herrmann die jüngsten Konjunkturumfrageergebnisse zusammen. Über 58 Prozent der Betriebe stellten demnach ihrer Geschäftslage ein gutes Zeugnis aus. Im Vergleichsquartal 2019 waren das noch fast 67 Prozent der regionalen Handwerker, jeder vierte Betriebe erwarte für das letzte Quartal eine Verbesserung der Geschäftslage. Am zufriedensten waren mit der Geschäftslage das Bauhauptgewerbe und die Ausbaubetriebe, von denen 82 bzw. 75 Prozent sie als gut bezeichneten. „Bei der Befragung konnte allerding kein Mensch den am 1. November 2020 verhängten Teil-Lockdown mit seinen Auswirkungen auch auf einzelne Handwerksgewerbe wie Bäcker, Metzger, Schreiner voraussehen“, berichtet Harald Herrmann. „Hierzu passend hat der ZDH am vergangenen Donnerstag eine aktuelle Umfrage veröffentlicht, die erschütternde Perspektiven im Handwerk aufzeigt.“
Die Ergebnisse belegten die nun doch zunehmenden Auswirkungen der Pandemie auf den handwerklichen Geschäftsbetrieb. Der Aufholprozess, der sich in der Umfrage zum dritten Quartal noch zeigte, sei wohl durch die aktuellen Entwicklungen gestoppt. Auch befürchten viele Betriebe, dass die Ausbildung durch die Pandemie zunehmend beeinträchtigt werde. Viele seien in Sorge, dass durch die mögliche Schließung von Berufsschulen die Fachtheorie nicht mehr in ausreichendem Maße unterrichtet werden könne und gehen davon aus, dass praktische Ausbildungsinhalte aufgrund fehlender Aufträge nicht vermittelt werden könnten, so Herrmann weiter.
Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert präsentierte in seinem Bericht die Abschlusszahlen der Lehrlingsverträge, die erfreulicher ausfielen als noch im vergangenen Jahr. Zum 31. Oktober 2020 waren 1.810 neue Verträge in der Lehrlingsrolle eingetragen. „Das sind zwar leider nochmals 55 weniger als im Vergleichsjahresmonat, es entspricht aber ‚nur noch’ einem Minus von 2,9 Prozent und ist im Vergleich zu den anderen Kammern in Baden-Württemberg mit zum Teil viel schlechteren Zwischenständen eine erfreuliche Entwicklung. Und das war in der Corona-Zeit alles andere als ein leichtes Unterfangen.“ Man werde nach wie vor alles dafür tun, mehr junge Menschen ins Handwerk zu holen und werde nicht müde für eine Ausbildung im Handwerk zu werben.
Ein anderes Thema, das Eisert ansprach, war die Meisterprämie von 1.500 Euro, die es seit dem 1. Januar 2020 für Absolventinnen und Absolventen der Meisterprüfung gibt. Die Prämie könne seit dem 1. Mai 2020 bei der Handwerkskammer beantragt werden, die das Meisterprüfungszeugnis erstellt hat. Mit Stand 17. November 2020 wurden bei der Handwerkskammer Reutlingen 184 Anträge positiv geprüft und 276.000 Euro bereits ausbezahlt.
Als nächstes Thema streifte Eisert die Wirtschaftsplanung für das Jahr 2021 mit der Festsetzung des Kammerbeitrags und der Umlage zur Überbetrieblichen Ausbildung sowie der Berufszuschläge. Seine gute Nachricht lautete: Die Beitragsfestsetzung in der im Jahr 2020 reduzierten Höhe könne auch im nächsten Jahr erfolgen. „Der Grundbeitrag bleibt bei 145 Euro, der Zusatzbeitrag in Höhe von 0,9 Prozent aus dem Gewerbeertrag des drittvorher-gehenden Jahres. Auch die ÜBA-Umlage soll wie im Jahr 2020 in Rechnung gestellt werden“, erklärte der Hauptgeschäftsführer. Somit blieben die Mitgliedsbetriebe gerade in dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation von einer Beitragserhöhung verschont.
Präsident und Hauptgeschäftsführer gaben sich am Ende ihrer Berichte zuversichtlich optimistisch, die Vollversammlung im Sommer 2021 wieder „live“ durchführen zu können. Das Jahr 2020 habe, so waren sich beide einig, gesundheitlich, wirtschaftlich und zwischenmenschlich sehr viel durch-einandergewirbelt. Nun hoffe man auf Licht am Ende des Tunnels.
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