DEHOGA-Landesverbandstag vom 13.-15.11.2022 in Aurich

Rund 250 Delegierte aus ganz Niedersachsen diskutieren vom 13.-15. November 2022 in Aurich auf ihrem zentralen Landesverbandstag über aktuelle Branchenthemen. Zentrale Themen für die niedersächsischen Hoteliers und Gastronomen sind in diesem Jahr:

  • die neue Landesregierung und was wir von ihr erwarten
  • der Arbeitskräfte- und Auszubildendenmangel
  • die Kostenexplosion (Energiekosten und weitere Kosten)
  • die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Hotellerie und Gastronomie

Die neue Landesregierung und was wir von ihr erwarten

Die neue Landesregierung steht fest. Ministerpräsident Weil will sich am 8. November 2022 vom neu gewählten Landtag im Amt bestätigen lassen. Das niedersächsische Gastgewerbe hat klare Vorstellungen, was es von ihm und seiner neuen Regierung erwartet: mehr unternehmerische Flexibilität, fairen Wettbewerb und Entlastung von bürokratischen Hemmnissen.

Dazu gehört auf jeden Fall die im Wahlkampf von Parteivertretern zugesagte dauerhafte Stabilisierung der abgesenkten Mehrwertsteuer auf Speisen und sinnvollerweise auch auf Getränke im Gastgewerbe. Ein Querschnittsthema muss der auch in der Politik diskutierte Bürokratieabbau sein. Deutschlands Wirtschaft verwaltet sich zu Tode.

Steigende Energiepreise werden für die gastgewerblichen Unternehmer zu einer immer größeren Belastung. Niedersachsen muss seine Möglichkeiten nutzen, um einerseits die Abhängigkeit von wenigen Energie-Lieferanten zu beseitigen und andererseits, auch durch Umstellung auf die Nutzung regenerativer Energiequellen, die Versorgungspreise erträglich zu halten.

Mit einer Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und der Unterstützung von Fachkräfteeinwanderung aus dem Ausland, z.B. durch die Vereinfachung von Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse, erhofft sich das niedersächsische Gastgewerbe politische Unterstützung in der Bewältigung des Arbeitskräftemangels.

Arbeitskräfte- und Auszubildendenmangel

Während der Corona-Krise hat das Niedersächsische Gastgewerbe rund 15 Prozent seiner sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse verloren. Eine der Hauptursachen war die Kurzarbeit im Gastgewerbe und die damit abgesenkten Entgelte für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Was ist jetzt zu tun, um die verloren gegangenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass das Gastgewerbe immer noch attraktive und sichere Arbeitsplätze bietet, die Raum für Kreativität und Selbstverwirklichung lassen?

Was den reinen Zahlenstand angeht, hat sich das Gastgewerbe von dem Tiefststand an Arbeitskräften im Jahre 2020 mit ca. 160.000 Arbeitskräften schon im Jahre 2021 mit ca. 185.000 Arbeitskräften zum Teil wieder erholt. Nichtsdestotrotz ist die Branche immer noch weit von den 200.000 Arbeitskräften entfernt, die Ende 2019 in der Branche beschäftigt waren.

Bisher konnte ein Teil des Bedarfs durch Zuwanderung aus Mitgliedsstaaten der EU gedeckt werden, jedoch reicht die Zuwanderung aus diesen Staaten nun bei Weitem nicht mehr aus. Der DEHOGA fordert daher dringend ein Arbeitskräfte-Einwanderungsgesetz, das den Anforderungen der deutschen Wirtschaft genüge tut. Das aktuelle Fachkräfte-Einwanderungsgesetz genügt diesen Anforderungen bei Weitem nicht.

Auch wenn die Zahl an Ausbildungsverträgen in 2021 und 2022 wieder gestiegen ist, ist der Vorkrisenzustand noch lange nicht erreicht. Das Gastgewerbe beschäftigt, wie die Ausbildung attraktiver gestaltet werden kann, um zu den gewohnten Ausbildungszahlen zurück zu kehren. Bundesweit sind am 1. August 2022 die neuen Ausbildungsordnungen für die jetzt sieben gastgewerblichen Berufe in Kraft getreten. Die Ausbildungen in Gastronomie und Hotellerie sind nun noch hochwertiger und vielfältiger. Berufsprofile wurden geschärft und attraktiver ausgestaltet, Inhalte modernisiert, die Prüfungsstruktur um moderne Prüfungsformen erweitert.

Der DEHOGA Niedersachsen bereitet aktuell eine Azubi-Werbekampagne vor, die Anfang 2023 in den sozialen Medien mit Schwerpunkt TikTok starten wird. Ziel der Kampagne ist es, in der Berufsorientierung durch eine andere mediale Darstellung der Ausbildungschancen im Gastgewerbe mehr und positiver bei jungen Menschen anzukommen. Der DEHOGA Niedersachsen unterstützt darüber hinaus die bundesweite Initiative „TOP-Ausbildungsbetrieb“. Mit dieser schafft der DEHOGA erstmals eine bundesweit einheitliche Zertifizierung für einen hohen Ausbildungsstandard – davon profitieren Bewerber wie Betriebe in Hotellerie und Gastronomie. Den Betrieben, die sich als „TOP-Ausbildungsbetrieb“ zertifizieren lassen, bietet das neue Qualitätssiegel einen großen Wettbewerbsvorteil und hebt diese als attraktive Ausbilder und Arbeitgeber hervor.

Kostenexplosion (Energiekosten und weitere Kosten)

Lage und Stimmung im Gastgewerbe haben sich in den letzten Monaten dramatisch verschlechtert. Angesichts explodierender Kosten und sinkender Umsätze bangen zahlreiche Betriebe insbesondere aufgrund der hohen Energiepreise erneut um ihre Existenz. Der DEHOGA appelliert daher an Landes- und Bundesregierung alles dafür zu unternehmen, um das Angebot sicherer Energiequellen in Deutschland auszubauen. Die Gewährleistung der Energieversorgung und schnellstmögliche Maßnahmen zur Kostensenkung müssen jetzt oberste Priorität haben.

Wie die Ergebnisse einer DEHOGA-Umfrage im September 2022 belegen, erlebt die Branche eine bespiellose Kostenexplosion bei Energie, Lebensmitteln und Personal. Laut den Angaben der Umfrageteilnehmer wachsen die Energiekosten ab Oktober 2022 um durchschnittlich 55 Prozent, ab Januar 2023 um 96 Prozent. Für 92,3 Prozent der Betriebe stellen die extremen Energiekostensprünge die größte aktuelle Herausforderung dar. Erschwerend hinzu kommen die in die Höhe schnellenden Preise für Lebensmittel und Getränke mit einem Plus im September von 26 Prozent beziehungsweise 17 Prozent gegenüber Vorjahresmonat, sowie die Kosten für Personal, die im September um 19 Prozent höher lagen als im Vorjahresmonat. In der Folge gehören die steigenden Lebensmittelpreise für 79,9 Prozent und die steigenden Personalkosten für 65,1 Prozent der Betriebe neben den Rekord-Energiepreisen zu den größten Herausforderungen der Branche. In den meisten Betrieben können die exorbitanten Kostensteigerungen nur teilweise über Preissteigerungen an die Gäste weitergegeben werden, so das Ergebnis der DEHOGA-Umfrage.

Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Hotellerie und Gastronomie

Seit Mitte März 2020 hält die Corona-Pandemie das niedersächsische Gastgewerbe im Würgegriff. Seitdem musste das Gastgewerbe drei Lockdowns mit circa zehn Monaten Schließung verarbeiten.

Diverse Corona-Verordnungen hat es seit März 2020 gegeben. Nicht alle waren für die Anwender im Gastgewerbe gut zu bewältigen. Immer neue Herausforderungen in der Kommunikation mit Gästen und Mitarbeitern und der Umsetzung der vielschichtigen Maßnahmen waren zu stemmen.

Jetzt hofft das Gastgewerbe auf einen Winter und damit ein dringend nötiges Weihnachtsgeschäft ohne coronabedingte Einschränkungen.

Die Landesregierungen sind durch das Bundesinfektionsschutzgesetz ermächtigt worden Maßstäbe zu definieren, von wann an sie die Masken-Tragepflicht z.B. für öffentlich zugängliche Räume ausweiten dürfen. Darüber hinaus dürfen sie in einen Folgeschritt zahlenmäßige Beschränkungen für öffentliche Veranstaltungen festlegen und wenn nötig den Zutritt zu diesen Veranstaltungen von einer negativen Coronatest abhängig machen.

Die weitergehende Maskenpflicht wird die Landesregierung unabhängig von der Inzidenzentwicklung jedoch nur dann ins Spiel bringen können, wenn die Hospitalisierungs-Inzidenz bei einem Wert von über 15 liegt und gleichzeitig die Intensiv- Bettenauslastung 10 Prozent übersteigt. Diese Werte sind glücklicherweise trotz steigender Inzidenzen in unseren Landkreisen bisher nicht erreicht. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Wir haben mit der alten Landesregierung vertrauensvoll zusammengearbeitet. Einige der alten Kabinettsmitglieder werden auch dem neuen Kabinett, zum Teil in anderen Funktionen angehören. Wir gehen davon aus, dass wir schnell Zugang zum neuen Kabinett finden werden, um an die gewohnte Zusammenarbeit der letzten 5 Jahre anknüpfen zu können.

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