NVR-Bericht für 2020: Sinkende Qualität der Bahnhöfe und Haltepunkte im Rheinland

Der Nahverkehr Rheinland (NVR) hat im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie wieder einen kritischen Blick auf die Bahnhöfe und Haltepunkte im Verbundgebiet geworfen. Herausgekommen ist der neue Stationsbericht für das Jahr 2020, bei dem zum achten Mal in Folge Merkmale wie die Sauberkeit, der Zustand von Sitzgelegenheiten, Abfallbehältern und Vitrinen oder das Vorhandensein eines Wetterschutzes untersucht und bewertet wurden. Von den 201 Stationen im NVR-Gebiet wurden im Herbst 2020 insgesamt 200 in Augenschein genommen und bewertet. Lediglich die Station Linnich (RB 21 Nord) wurde aufgrund der Streckensperrung zwischen Linnich Tetz und Linnich nicht erhoben. Bei der Untersuchung werden die Stationen in drei Kategorien eingeteilt: mindestens akzeptabel (grün), noch akzeptabel (gelb) und nicht akzeptabel (rot).

Beim Gesamtergebnis gab es große Unterschiede im Vergleich zum Vorjahr: In der besten Kategorie (akzeptabel) landeten 2020 nur noch 126 Stationen, dies entspricht einem Anteil von 63 Prozent. 2019 gab es im grünen Bereich noch 153 Stationen (80 Prozent). Auf dem Gebiet des NVR sind neben der DB Station&Service AG noch die Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) und die Rurtalbahn GmbH (RTB) für den Betrieb der Stationen verantwortlich.

Nicht mehr akzeptable Mängel an 21 Stationen
Die Anzahl der Bahnhöfe und Haltestellen mit nicht mehr akzeptablen Mängeln ist stark gestiegen: Sie stieg von vier Prozent (acht Stationen) in 2019 auf zehn Prozent (21 Stationen) in 2020. Die Anzahl der als noch akzeptabel eingestuften Stationen ist erneut angestiegen, von 19 Prozent (38 Stationen) in 2019 auf 27 Prozent (53 Stationen) in 2020. Der größte Handlungsbedarf besteht an den Stationen Köln-Nippes (63,65 Prozent) und Leverkusen-Küppersteg (69,65 Prozent). Den dritt- und viertletzten Platz belegen mit Köln-Longerich (72,71 Prozent) und Köln-Worringen (72,93 Prozent) zwei weitere Kölner Bahnhöfe. Die in den vergangenen Jahren stets auf den hinteren Plätzen gelandeten Stationen der Eifel-Bördebahn (RB 28) konnten aufgrund von erfolgten Modernisierungsarbeiten größtenteils deutlich bessere Ergebnisse erzielen.

Insbesondere das Thema Sauberkeit hat zu negativen Bewertungen geführt. Vor allem wurden großflächige Graffiti in den Zugangsbereichen festgestellt. Zuständig für die Beseitigung der Graffitis ist nicht in jedem Fall der Stationsbetreiber, da die betroffenen Zugangsbereiche oftmals im kommunalen Besitz liegen. In einigen Fällen finden sich die Verunreinigungen mit Graffiti auch an Fassaden, die sich in privatem Besitz befinden. In den letzten Jahren ist es zu einer erheblichen Zunahme von Graffitis an Stationen gekommen. Die Beseitigung dieser verursacht hohe Kosten.

Für NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober ist der große Anstieg der Stationen im roten und gelben Bereich ein alarmierendes Zeichen: „Wir mussten feststellen, dass es im vergangenen Jahr noch einmal einen Anstieg bei den Vandalismus- und Graffitifällen gegeben hat. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass durch die starke Abnahme an Fahrgästen durch die Corona-Pandemie auch die soziale Kontrolle an den Stationen nicht mehr wie gewohnt gegeben war. Dies werden wir jedoch so nicht hinnehmen. Wir versuchen, die Stationsbetreiber im Kampf gegen die Verwüstungen und Schmierereien zu unterstützen. Aus diesem Grund hat der NVR hier seine finanzielle Förderung in diesem Jahr bereits erhöht.“

In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass sich diesmal die Funktionalität der Fahrtreppen (Durchschnitt 93,4 Prozent, plus 5,5 Prozent) und die Sauberkeit der Grünanlagen (90,7 Prozent, plus 1,8 Prozent) stark verbessert haben. Demgegenüber haben sich das Erscheinungsbild der Aufzüge (65,3 Prozent, minus 11,6 Prozent) und das Erscheinungsbild des Wetterschutzes (72,5 Prozent, minus 11,8 Prozent) besonders verschlechtert. Seit dem Jahr 2018 sind die Erfasser zwei Mal jährlich unterwegs. Seit 2021 setzt der NVR für die Kontrolle der Stationen auch Profitester ein. Während im Herbst die Qualität aller Stationen beleuchtet wird, werden im Frühjahr die 60 Stationen mit der schlechtesten Bewertung aus dem Vorjahr erneut in Augenschein genommen. Hierdurch kann die Behebung der Mängel bereits nach kurzer Zeit überprüft werden. In diesem Frühjahr (2021) konnte die Überprüfung aufgrund der Corona-Pandemie leider wie bereits im Vorjahr nicht stattfinden.

Sofortige Beseitigung sicherheitsgefährdender Mängel
Für die Bewertung des Erscheinungsbilds wurden sowohl die Zugangsbereiche als auch die Bahnsteige nach einheitlicher Methodik bewertet. Dabei wird nicht nach Verantwortungsbereichen unterschieden: Für die Beseitigung von Mängeln können die oben genannten Stationsbetreiber aber auch DB Netz, DB Vertrieb, die Kommunen oder auch Private zuständig sein. Zur Erhöhung der Stationsqualität müssen somit alle beteiligten Akteure zusammenarbeiten. Im Dialog mit den Stationsbetreibern konnte im vergangenen Jahr eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität umgesetzt werden. Sicherheitsgefährdende Mängel wurden sofort gemeldet und unmittelbar beseitigt. Rundum zufrieden waren die Tester mit den Bahnhöfen Nörvenich-Binsfeld (100 Prozent) und Blankenheim (Wald) (100 Prozent). An vielen Stationen sind größere Umbaumaßnahmen geplant, sodass hier von einer deutlichen Verbesserung des Gesamterscheinungsbildes ausgegangen werden kann.

Den Stationsbericht finden Sie unter folgendem Link: https://www.nvr.de/streckennetz-und-angebot/verkehrsqualitaet/stationsqualitaet-2020

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