Genschere Crispr: Nobelpreis-würdig – aber riskant in der Anwendung!

Den Chemienobelpreis erhalten 2020 die Entdeckerinnen und Entwicklerinnen der Crispr/Cas9-Technologie: Emmanuelle Charpentier und Jennifer A. Doudna. Demeter fordert, bei der Begeisterung für die Forschungsleistung auch die Risiken dieser neuen Gentechnik nicht aus dem Blick zu lassen. Für die EU-Politik heißt das: Sichert das Vorsorgeprinzip und garantiert eine transparente Kennzeichnung!

Die „Genschere“ Crispr/Cas9, kurz Crispr, ermöglicht es, gezielt das Erbgut von Pflanzen, Tieren und gar Menschen zu verändern. „Wir anerkennen die große wissenschaftliche Leistung der beiden mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Forscherinnen. Mit ihrer Arbeit haben sie das Wissen über unsere Gene einen großen Schritt vorangebracht“, so Demeter-Vorstand Alexander Gerber. Gleichzeitig warnt er vor den Folgen dieser neuen Gentechnik und mahnt zur Vorsicht: „Dennoch kommt Forschung immer ein hohes Maß an Verantwortung zu, ethische Fragen dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Die neue Gentechnik ist ein Instrument, das in der Anwendung und insbesondere bei Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen in die Umwelt große Risiken birgt. Werden einzelne Gene verändert, verändern sich meist mehrere Funktionen und Eigenschaften der daraus entstehenden Organismen. Werden diese Organismen freigesetzt, entstehen für das gesamte Ökosystem neue Dynamiken, deren Wirkung wir nicht absehen können.“

Deswegen, fordert Gerber, „muss bei der Zulassung von solch gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren weiterhin das Vorsorgeprinzip an erster Stelle angewandt werden. Im Falle einer Zulassung müssen höchste Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Verursacherhaftung gewährleistet sein!“

Vorsorgeprinzip, Transparenz und Rückverfolgbarkeit sind die Grundlagen der bestehenden EU-Gesetzgebung zu Gentechnik. Deren Gehalt und Gültigkeit wurde auch für neue „präzisere“ Gentechnikverfahren, unter die auch Crispr fällt, 2018 vom Europäischen Gerichtshof nochmal bestätigt. Antje Kölling, politische Sprecherin von Demeter, ergänzt: „Gemeinsam mit 87 weiteren europäischen zivilgesellschaftlichen und landwirtschaftlichen Verbänden fordern wir die EU-Kommission auf, bei ihrer derzeitigen Prüfung des EU-Gentechnikrechts die ursprüngliche Absicht dieses Gesetzes nicht aus den Augen zu verlieren und in dessen Sinne zu urteilen. Das heißt, dass das EU-Gentechnikrecht für den Bereich Landwirtschaft und Lebensmittel auch weiterhin für neue Gentechniken gelten muss. Nur so stärkt die EU-Kommission den Schutz der Umwelt, die wirtschaftliche Grundlage der europäischen, gentechnikfreien Lebensmittelerzeugung sowie das Verbraucherrecht auf Wahlfreiheit!“

Hintergrund

Gerade wenn es um ihre Ernährung geht, brauchen die Menschen Entscheidungsfreiheit bezüglich Gentechnik. Deren Einsatz muss deswegen klar gekennzeichnet werden. Der Ökolandbau und Demeter setzen hingegen darauf, widerstandsfähige, gesunde Pflanzen zu züchten. Etwa über die Erhaltung und Weiterentwicklung der Genressourcen durch herkömmliche Züchtung ebenso wie über die Optimierung von Fruchtfolgen. www.demeter.de/zuechtung

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