6. Juni 1788: Hölderlin kehrt nach seiner ersten größeren Reise ins Kloster zurück

Im Alter von 18 Jahren unternahm Friedrich Hölderlin zum ersten Mal eine größere Reise. Sie führte ihn unter anderem nach Bruchsal, Schwetzingen, Heidelberg und Mannheim und vor genau 232 Jahren, am 6. Juni 1788, kehrte er ins Kloster Maulbronn zurück, wo er zur Schule ging. Sein detaillierter Reisebericht an seine Mutter beschreibt die Faszination über das Gesehene und überlieferte damit seine Eindrücke bis in die heutige Zeit. 2020 ist das Hölderlin-Gedenkjahr: Der Dichter wurde vor genau 250 Jahren, im Jahr 1770, in Lauffen am Neckar geboren.

Schulbildung in Maulbronn

Friedrich Hölderlin wurde vor 250 Jahren, am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, geboren. Sein Vater war Klosterpfleger, die Mutter Pfarrerstochter. Bis 1784 besuchte er Schulen in Nürtingen und Denkendorf. Da er von den Eltern zum Theologen bestimmt war, besuchte er das Evangelische Seminar im Kloster Maulbronn. Dort erlernte er die Grundlagen für sein späteres Theologiestudium in Tübingen. Hölderlin litt unter dem Internatsleben und fand kaum Zugang zu seinen Kommilitonen. Immanuel Nast aus Leonberg wurde in der Maulbronner Zeit zu Hölderlins wichtigstem Vertrauten. Als einziger der Jugendfreunde besuchte er später Hölderlin in seinem Turm in Tübingen.  

Der Weg zum Schriftsteller

Als Klosterschüler reiste Friedrich Hölderlin im Juni 1788 mit seiner Cousine Ernestine Friederike und deren künftigem Ehemann Johann Friedrich Blum in die Pfalz. Für Hölderlin war diese Reise eine erste Etappe zu seiner dichterischen Berufung. Ein paar Ferientage lang entfloh er der strengen evangelischen Schule und ließ sich einnehmen von Natur und Kultur. Bewusst wählte er dabei die gleiche Route, die Friedrich Schiller sechs Jahre zuvor bei seiner Flucht aus Württemberg genutzt hatte. Zuletzt besuchte er Oggersheim, in das Schiller im Herbst 1782 geflüchtet war und berichtete: „Der Ort wurde mir so heilig und ich hatte genug zu thun, eine Träne im Auge zu verbergen, die mir über der Bewunderung des großen genialischen Dichters ins Auge stieg“. Zum ersten Mal hatte er die Grenzen seiner Heimat überschritten. Obwohl er nur wenige Tage unterwegs war, schilderte er seiner Mutter die Erlebnisse wie eine Bildungsreise.

Zurück in der Klosterschule

Zurückgekehrt ins Kloster notierte Hölderlin: „Es war mir noch nie so eng.“ Die Reise hatte ihm die Möglichkeiten der Welt aufgezeigt und nun musste er zurück in die enge, steife Umgebung der evangelischen Schule. Noch im gleichen Jahr wurde Hölderlin von Maulbronn an das Tübinger Stift zum Theologiestudium versetzt. In seinem Maulbronner Abschlusszeugnis für das Fach Poesie stand die Note „vorzüglich“. Von 1788 bis 1793 studierte er am Theologischen Seminar in Tübingen. Allerdings wuchs seine Abneigung gegen den Pfarrberuf und so erhielt er 1793/94, auf Empfehlung von Friedrich Schiller, seine erste Stelle als Hauslehrer bei Charlotte von Kalb im thüringischen Waltershausen. Die nächsten Jahre war der junge Dichter an verschiedenen Orten als Hauslehrer tätig und schrieb seine berühmtesten Gedichte.

Eine kurze Schaffensphase

1802 kehrte er, zerrüttet und krank, zu seiner Mutter nach Nürtingen zurück. Vier Jahre später wurde er in eine Heilanstalt nach Tübingen überwiesen. Hölderlin galt ab diesen Zeitpunkt als wahnsinnig und kam ab 1807 zur Pflege in die Familie des Tübinger Tischlers Zimmer. 36 Jahre lebte er in deren Haus oberhalb des Neckarufers, heute als Hölderlinturm bekannt. Am 7. Juni 1843 starb Friedrich Hölderlin im Alter von 73 Jahren. Hölderlins Werk, geschaffen in den wenigen Jahren seiner Jugend, gilt als ein Höhepunkt der deutschen Literatur.

Service und Informationen

Kloster Maulbronn, der Ort, an dem Friedrich Hölderlin zur Schule ging, hat nach der Corona-Schließung wieder täglich von 9.00 bis 17.30 Uhr geöffnet. Zur Wahrung der Vorschriften der Corona-Verordnungen hat die Klosterverwaltung den Rundgang durch Klausur und Klosterkirche als Einbahnstraße geregelt.

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