Wenn die eine in den Ruhestand geht und die andere gerade erst loslegt – kann das gutgehen?
In unserem Pflegedienst in Lichtenberg zeigt das Leitungstandem von Manuela Haupt und Marika Weber eindrucksvoll, wie bereichernd generationenübergreifende Zusammenarbeit sein kann – mit Offenheit, Humor und gegenseitigem Respekt.
„Ich bin nicht die Tochter – ich könnte aber fast die Enkelin sein“, scherzt Marika Weber, Ende zwanzig, wenn sie mit ihrer Kollegin Manuela Haupt unterwegs ist und Kund*innen danach fragen. Tatsächlich trennen die beiden fast vier Jahrzehnte Altersunterschied – und dennoch (oder gerade deshalb?) funktionieren sie im Arbeitsalltag wie ein eingespieltes Team.
Ein Start mit gutem Bauchgefühl
Kennengelernt haben sich die beiden bei der Hospitation, die Marika Weber nach ihrem Vorstellungsgespräch im Pflegedienst machen durfte. „Frau Haupt hat mir damals direkt selbst die Tür geöffnet“, erinnert sich Marika Weber. „Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Es fühlte sich gleich gut und richtig an.“
Auch Manuela Haupt, die auf über 40 Jahre Berufserfahrung in der Pflege zurückblickt, war schnell überzeugt: „Ich hatte ein gutes Gefühl und habe mich gefreut, dass wir sie für unser Team gewinnen konnten – gerade auch, weil unser Team insgesamt etwas älter ist.“
Bedenken, wie ein vergleichsweise junges Teammitglied die Leitungsfunktion ausüben würde, gab es kaum. Die Stimmung im Team war offen – und das Vertrauen da. Am Ende zählte vor allem die fachliche Kompetenz, Frau Weber hatte bereits Führungserfahrung, und die Persönlichkeit.
Zwischen „Früher“ und Zukunft
Natürlich gibt es Unterschiede im Arbeitsstil: Während Manuela Haupt lieber zum Hörer greift, setzt Marika Weber auf E-Mail und digitale Kommunikation. Auch bei der Tagesstruktur sind die Gewohnheiten verschieden – die eine startet etwas früher, die andere später.
Doch gerade diese Unterschiede eröffnen neue Perspektiven. „Ich bin manchmal sehr schnell und direkt“, sagt Marika Weber. „Frau Haupt denkt oft nochmal einen Moment länger nach oder auch einen Schritt weiter. Das schätze ich sehr an ihr.“
Umgekehrt bringt Marika Weber frischen Wind in digitale Prozesse. Digitalisierung in der Pflege ist ein Thema, das sie persönlich stark interessiert – sie sieht darin großes Potenzial für mehr Effizienz, Entlastung und Qualität. Sie möchte digitale Entwicklungen aktiv mitgestalten und voranbringen.
Das Team profitiert davon: „Anfangs gab es Vorbehalte, zum Beispiel gegenüber den neuen mobilen Datenerfassungsgeräten – jetzt will sie keiner mehr missen“, berichtet sie schmunzelnd.
Jung und alt – Klischees vs. Realität
Dass Generationen unterschiedlich ticken, ist kein Geheimnis. Studien zeigen, dass etwa die „Babyboomer“ (geboren zwischen 1955 und 1969) stärker durch Pflichtbewusstsein und Berufsethos geprägt sind, während die Generation Z, die „Zoomer“ (1995–2010) mehr Wert auf Sinn, Flexibilität und Work-Life-Balance legen.
Das zeigt sich auch im Alltag der beiden: Frau Haupt empfindet inzwischen etwas mehr Stress. „Früher war das anders, heute merke ich doch ab und an mein Alter.“ Marika Weber dagegen bleibt selbst in der Rufbereitschaft gelassen: „Man kann nicht alles beeinflussen – also bringt es auch nichts, sich verrückt zu machen.“
Trotzdem – oder gerade deswegen – ergänzen sich beide ideal. Sie begegnen sich auf Augenhöhe, lernen voneinander, reflektieren gemeinsam. Und lachen viel. „Manchmal dürfen wir uns nicht anschauen, weil wir sonst laut loslachen würden“, erzählt Manuela Haupt – und beide lachen.
Vorbildfunktion fürs Team
Auch das Team spürt die Harmonie der Leitung. „Unsere Kolleg*innen kommen mit ihren Anliegen zu uns beiden gleichermaßen“, sagt Marika Weber. „Da gibt es keine Lieblingsleitung.“
Die generationenübergreifende Führung schafft Vertrauen und fördert Offenheit im gesamten Pflegedienst. Das ist übrigens kein Zufall: Vielfalt – auch in Bezug auf Alter – wird im Unionhilfswerk bewusst gelebt und gefördert. Die Mischung aus Erfahrung und Innovation betrachten wir als Erfolgsfaktor.
„Generationenvielfalt ist Teil unserer Haltung“, sagt Lilith Langner, Geschäftsführerin der pflegerischen Gesellschaften und Vorständin der Stiftung Unionhilfswerk Berlin. „Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, in denen Jung und Alt voneinander lernen, sich bereichern – und gemeinsam wachsen.“
Staffelstabübergabe mit Gefühl
In wenigen Wochen verabschiedet sich Manuela Haupt in den wohlverdienten Ruhestand. Die Vorfreude ist groß – „Weihnachten ohne Rufbereitschaft! Da freue ich mich sehr drauf.“ Gleichzeitig fällt der Abschied nicht ganz leicht – nach so vielen Jahren voller Verantwortung und Einsatz braucht auch das Loslassen seine Zeit.
Marika Weber übernimmt den Staffelstab – und hat klare Vorstellungen: „Ich wünsche mir ein Team, das sich weiterentwickelt. Jüngere Kolleg*innen bringen neue Perspektiven mit. Unsere Auszubildenden zum Beispiel sind toll – ich hoffe, sie bleiben uns erhalten.“
Und was bleibt nach dieser besonderen Zusammenarbeit? Manuela Haupt bringt es auf den Punkt:
„Arbeit ist wie ein Banküberfall – ohne die richtigen Komplizen geht es nicht.“
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