Hafen-Diskussion: Aufbruch in die Zukunft gelingt nicht mit Politik von gestern

„Mit dem Hamburger Hafen in eine nachhaltige Zukunft“ – wie das gelingen kann, diskutierten heute die Umweltverbände BUND, NABU, WWF und Rettet die Elbe mit rund 140 Teilnehmer:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und weiteren Interessierten in Hamburg. Einig waren sich die Teilnehmenden darüber, die Tideelbe als einen ökologisch höchst wertvollen Lebensraum erhalten zu wollen. Gleichzeitig gilt es den Hafenstandort in Hamburg zukunftsfähig zu machen. Angesichts des dramatisch schlechten Zustands der Elbe riefen die Umweltverbände dazu auf, gemeinsam einen Richtungswechsel einzuleiten, bevor das Ökosystem der Tideelbe endgültig kippt.

Der Hamburger Hafen ist ein wichtiger Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor. Er versorgt ein beträchtliches Einzugsgebiet mit Seetransporten zu günstigen Bedingungen und Kosten. Seit einigen Jahren ändern sich allerdings die Rahmenbedingen fundamental. Das unterstrich auch Prof. Dr. Henning Vöpel mit seiner Aussage, dass Kriterien wie der reine Containerumschlag nicht mehr zeitgemäß seien. Neue Transportrouten über die Mittelmeerhäfen, zunehmende Direktanläufe der Ostseehäfen, Digitalisierung und zunehmende Automatisierung des Containerumschlags führen zum Abbau von Arbeitsplätzen und verändern Transport und Logistik. 

Die Vertiefung der Elbe für die weltgrößten Containerschiffe hat perspektivisch eine untergeordnete Bedeutung. Für die Zukunftsfähigkeit des Hamburger Hafens muss sich Hamburg auf seine wertschöpfungsintensiven Dienstleistungen konzentrieren, und zwar durch eine Kooperation der Häfen der Deutschen Bucht.

Trotzdem hält die Hamburger Politik an der Elbvertiefung fest und nimmt dafür steigende Kosten und die Zerstörung von einer der letzten beiden großen Flussmündungen Deutschlands in Kauf. Die Baggermengen zum Erhalt der Fahrrinnentiefe nehmen zu und sind vermehrt nicht mehr zu bewältigen. „Die genehmigte Tiefe ist nicht durchgehend herstellbar. Das System Elbe wehrt sich und der Schlick füllt die Löcher wieder auf – mit der Folge, dass immer mehr gebaggert werden muss“, so die Umweltverbände.

Gleichzeitig nehmen die Alarmsignale in der Elbe zu: Seit der Vertiefung 1999 verstärkt sich das Tidegeschehen. Die Schwebstoffkonzentration im inneren Ästuar hat sich seit 2014 sprunghaft erhöht, das Adersystem der Elbe mit all seinen geschützten Lebensräumen verstopft und verschwindet. Der heimische Stint kann sich nicht mehr erfolgreich in der Elbe fortpflanzen, aktuelle Fischereidaten zeugen vom Zusammenbruch des Bestands. An der Ems gab es vergleichbare Probleme, dort hat der negative Systemwechsel bereits stattgefunden. Heute ist die Emsmündung über mehrere Monate im Jahr kein Lebensraum mehr für Fische und andere Gewässertiere.

„Die aktuelle Elbvertiefung führt zu großen ökologischen Schäden, treibt die Unterhaltungskosten in die Höhe und erfüllt nicht mehr die erwarteten ökonomischen Effekte für die Standortsicherung des Hamburger Hafens“, kritisieren BUND, NABU, WWF und Rettet die Elbe.

Die Zukunft Hamburgs und seines Hafens setzt eine gesunde Umwelt voraus. „Angesichts einer weltweiten Biodiversitäts- und Klimakrise, sowie vor dem Hintergrund eines 1,5 Grad-Ziels zur Erderhitzung, muss es Hamburg heute besser wissen als vor 24 Jahren, als die vorletzte Elbvertiefung beschlossen wurde. Mit dem Prinzip „Augen zu und durch“ werden weder der Hamburger Hafen noch die Elbe gerettet. Alle Instanzen müssen jetzt gemeinsam einen Richtungswechsel für die Elbe einleiten. Die Hafenwirtschaft hat das Problem erkannt, handelt aber nicht. Wir fordern, jetzt die Chancen zu nutzen, die sich im Rahmen des neuen Hafenentwicklungsplanes ergeben und tätig zu werden, zum Beispiel mit der Rücknahme der Elbvertiefung“, so die Umweltverbände.

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