Jetzt handeln: Freiwillige Mengenreduzierung muss jetzt aktiviert werden

Der Milchsektor rutscht immer weiter in eine Krise ab. Da die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten aufgrund der Corona-Krise massiv eingebrochen ist, können die produzierten Mengen nicht mehr absorbiert werden.
„Der reduzierten Nachfrage muss jetzt auch temporär eine Reduzierung des Angebotes folgen, um den Markt aus seiner gefährlichen Schieflage zu holen“, betont der Vorsitzende des European Milk Board, Erwin Schöpges. „Die MilcherzeugerInnen rufen daher den EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski dazu auf, jetzt einen freiwilligen Lieferverzicht zu aktivieren.“ Wie Schöpges weiter anführt, befinden sich die Preise für Milchprodukte sowie weitere wichtige Marktindikatoren seit einigen Wochen auf einer gefährlichen Talfahrt, deren Ende noch lange nicht abzusehen ist. Doch die Wirkungen auf die Milchbäuerinnen und -bauern sind bereits jetzt fatal. „Stark sinkende Preise, das Wegschütten von Milch – wenn wir diesen Entwicklungen jetzt nicht EU-weit mit einem koordinierten freiwilligen Lieferverzicht begegnen, wird der Absturz europaweit gewaltig“, unterstreicht Sieta van Keimpema, Vize-Vorsitzende des EMB, die Notwendigkeit einer sofortigen Krisen-Reaktion. „Es ist sehr gut, dass wir in der EU über ein Kriseninstrument verfügen, das sich auch schon in der Vergangenheit als sehr wirksam erwiesen hat. Jetzt ist der Moment es zu schalten“, so van Keimpema weiter.

Wie wird das Kriseninstrument eingesetzt?
Die MilcherzeugerInnen wollen Verantwortung für den Milchsektor übernehmen und über die EU koordiniert die Produktion von Milch reduzieren. Notwendig ist dafür ein von der EU-Kommission ausgeschriebenes Mengenreduktionsprogramm, das für einige Monate aktiviert wird. Hier erhalten die ErzeugerInnen, die ihre Anlieferung im Vergleich zur Vorjahresperiode verringern, einen Bonus je reduziertem Kilogramm Milch. Damit ist sichergestellt, dass sie die Reduktion auch wirtschaftlich stemmen können. Während der temporären Reduktionsphase sollten die anderen ErzeugerInnen ihre Produktion nicht steigern, was über eine sogenannte Deckelung gewährleistet wird. Denn das würde den Reduzierungen der Kollegen und Kolleginnen zuwiderlaufen.
Mit dieser Maßnahme würde der immense Druck, der jetzt auf den MilcherzeugerInnen, aber auch der verarbeitenden Industrie lastet, deutlich verringert.

Was funktioniert nicht zur Kriseneindämmung?
Falsch wäre es allerdings, in der jetzigen Situation auf die private Lagerhaltung oder die Intervention – also das Einlagern bzw. staatliche Aufkaufen von Butter und Milchpulver – zu setzen. Denn diese eingelagerten, nicht nachgefragten Produkte entlasten den Markt nicht, sondern bauen ihrerseits schädlichen Druck auf. Wichtig ist es, überschüssige Milchmengen gar nicht erst zu produzieren und dafür sorgt ein freiwilliger Lieferverzicht.

Wird dieser jedoch nicht sofort geschaltet, dann wird sehr bald eine verpflichtende Mengenreduzierung EU-weit notwendig werden. Hier müssten alle MilcherzeugerInnen ihre Produktion dann um einige Prozent verringern.

„Wir sehen, dass es immer wieder zu unvorhersehbaren Ereignissen kommen kann“, so Erwin Schöpges. „Als EU können wir aber auf einige dieser Entwicklungen tatsächlich gemeinsam, koordiniert und konstruktiv reagieren. Die sich jetzt schnell anbahnende Milchkrise ist eine Entwicklung, die wir EU-weit in den Griff bekommen können. Wir Erzeuger sind absolut bereit dafür und wir rufen die EU-Kommission dazu auf, mit uns zusammen hier Verantwortung zu übernehmen. Lassen Sie uns gemeinsam dieses Instrument der freiwilligen Mengenreduzierung anwenden und ein weiteres Abrutschen in die Krise verhindern!“

Marktverantwortungsprogramm – MVP

Das MVP ist ein Programm für den EU-Milchsektor, das zum Einsatz kommt, wenn der Milchmarkt aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Eine Kombination aus Marktbeobachtung und -reaktion ermöglicht es, drohende Krisen zu erkennen und in einem 3-Stufen-Programm auf sie zu reagieren

Krisen erkennen – Marktindex

  • Über einen Marktindex, der sich u. a. aus der Entwicklung von Produktnotierungen, Erzeugungskosten (Marge) etc. zusammensetzt, können Krisen antizipiert werden.
  • Liegt der Index über 100, decken die Preise die Produktionskosten – der Markt ist stabil, es besteht kein Handlungsbedarf. Fällt der Index unter die Schwelle von 100, liegt keine Kostendeckung vor. Ist die Kostenunterdeckung zu groß, wird das Marktverantwortungsprogramm gestartet.

Reaktion auf Krisen – Einsatz des MVP
Die Anwendung des MVP ist in 3 Stufen vorgesehen:

    1. Frühwarnung (Absinken des Index um 7,5 %)

  • Monitoringstelle spricht Frühwarnung aus
  • Öffnung der privaten Lagerhaltung
  • Anreizprogramme für zusätzlichen Verbrauch wie Vollmilchkalberzeugung
    Milchmast von Färsen, etc.
  • Stufe bleibt solang erhalten, bis sich Index wieder bei 100 befindet

     2. Krise (Absinken des Index um 15 %)

  • Krise wird von der Monitoringstelle offiziell festgestellt und bekannt gegeben
  • Zentrale Elemente des Marktverantwortungsprogramms werden gestartet
  • Bezugszeitraum wird festgelegt
  • Ausschreibung freiwilliger Lieferverzicht (z. B. 5 %), Bonus für Produktionsreduktion
  • Marktverantwortungsabgabe für steigernde Betriebe ab dem ersten Kilogramm

     3. Phase Obligatorische Kürzung (Absinken des Index um 25 %)

  • Allgemeinverbindliche Rückführung der Milchanlieferung um beispielsweise 2–3 % für einen definierten Zeitraum, zum Beispiel 6 Monate

Ende der Krise – Aufhebung der Krisenmaßnahmen

Entwickelt sich der Index wieder in Richtung 100 Punkte und sind die Prognosen der Monitoringstelle für den weiteren Marktverlauf positiv, so kann die Krise für beendet erklärt werden. Zu diesem Zeitpunkt enden sämtliche produktionsbeschränkende Maßnahmen. Eingegangene Verpflichtungen auf freiwilliger, vertraglicher Basis enden vereinbarungsgemäß.

Hier finden Sie mehr Details zum MVP

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