Die Organisation und Selbstorganisation von Menschen in Gesellschaften stehen im Zentrum der Forschung von James C. Scott. Seine Beschreibungen von Prozessen der Domestizierung widersprechen gängigen Erzählungen, die Sesshaftigkeit und Ackerbau als zivilisatorischen Fortschritt begreifen. In seinem Buch Against the Grain: A Deep History of the Earliest States (2017) sieht Scott in der Entstehung von Staaten vor allem die Ursache für Seuchen und Sklaverei. Überhaupt gilt sein Interesse dem Widerstand Untergebener gegen Herrschaft und Anarchie.
Die international besetzte A.SK-Jury unter dem Vorsitz von Dorothea Kübler, Direktorin am WZB, sieht in James C. Scott „einen der wichtigsten Analytiker des Nicht-Regiert-Werdens“, der die Fähigkeit der Menschen untersucht, sich in lokalen Gemeinschaften selbst zu organisieren. Er zeigt die Grenzen staatlichen Handelns und staatlicher Planung auf, beispielsweise in Bezug auf Städtebau und Wirtschaft. Sein Buch Seeing Like a State (1998), in dem er den verengten Blick des planenden Staats anhand zahlreicher Fallstudien nachweist, ist eines der einflussreichsten sozialwissenschaftlichen Bücher der vergangenen 50 Jahre.
James C. Scott wurde 1936 in New Jersey geboren. Er studierte Political Economy in Massachusetts, Burma und Paris und erlangte einen Doktor in Politikwissenschaften an der Yale University, wo er seit 1976 als Sterling Professor of Political Science lehrt und das Programm für Agrarstudien mitbegründete. Er ist Fellow der American Academy of Arts and Sciences und war Fellow sowohl am Wissenschaftskolleg zu Berlin als auch der Guggenheim-Stiftung. Zuletzt erhielt er 2015 den Benjamin E. Lippincott Award der American Political Science Association und 2018 den Prize for High Achievement in Political Science für sein Lebenswerk.
Der A.SK Social Science Award, gestiftet vom chinesischen Unternehmerpaar Angela und Shu Kai Chan, wird seit 2007 alle zwei Jahre vom WZB vergeben. Ausgezeichnet werden Forscher und Forscherinnen aus den Sozialwissenschaften, die einen wichtigen Beitrag zu politischen und wirtschaftlichen Reformen geleistet haben. Die bisherigen Preisträger*innen waren Sir Anthony Atkinson, Martha Nussbaum, Transparency International, Paul Collier, Esther Duflo, John Ruggie und Raj Chetty.
Die Preisverleihung findet am Dienstag, 2. November, im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) statt. Die Laudatio hält die Präsidentin des Goethe-Instituts und Professorin für Ethnologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Carola Lentz.
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