Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter, spricht sich für den Erhalt der Dienste auch als wichtigen Zugang zu sozialen Berufen aus: „Ganze Generationen von vor allem Kranken- und Altenpflegerinnen und Pflegern haben den Weg in die sozialen Berufe über Zivildienst, FSJ und später Bundesfreiwilligendienst gefunden. Und sind so noch Jahrzehnte über ihren Dienst hinaus zu einer tragenden Säule unseres Gemeinwesens geworden. Wer jetzt in Zeiten existenzieller Personalnot in allen sozialen Einrichtungen diese wichtigste Einstiegstür einschränkt, wird schon bald ein Vielfaches der eingesparten Summe für immer verzweifeltere Personalgewinnungsmaßnahmen aufwenden müssen.“
Für Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, ist unverständlich, dass die gut funktionierenden Freiwilligendienste beschnitten werden sollen, gleichzeitig aber aus der Politik der Ruf nach einem Gesellschaftsjahr als Pflichtdienst kommt. „Mit einem Ausbau der Freiwilligendienste könnten wir noch mehr Menschen persönliche und berufliche Orientierung bieten und auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.“
Hans-Josef Hotz, Landesverbandsvorsitzender Sozialverband VdK: „Die bestehenden Angebote des Bundesfreiwilligendienstes sollten nicht gekürzt, sondern vielmehr besser gefördert werden. So ein Perspektivwechsel im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes bietet insbesondere Jüngeren die Chance, sich in die Lebensrealität anderer Menschen einzufühlen. Das macht vielen erst bewusst, dass ein Zusammenleben in der Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn alle ihren Beitrag leisten.“
Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg: „Die geplanten Kürzungen führen dazu, dass 2024 jeder vierte Platz in den Freiwilligendiensten in Baden-Württemberg wegfallen wird. Die vorgesehenen Mittelkürzungen bedrohen die Freiwilligendienste in ihrem Kern. Ein erfolgreiches Format für Orientierung, Bildung und gesellschaftliches Engagement wird damit kaputtgespart. Und damit auch Zusatzangebote in den Einrichtungen, die erst durch Freiwillige möglich sind, z.B. Schulbegleitung, Assistenzen bei der Freizeitgestaltung für Menschen mit Behinderung, Unterstützung in der Pflege sowie Zeit miteinander verbringen, Spazierengehen, Spielen oder Hilfe bei der Essensausgabe.“
Hintergrund
Die Kürzung um 78 Millionen Euro im Entwurf des Bundeshaushalts sollen mit 53 Millionen im Bundesfreiwilligendienst und 25 Millionen Euro in den Jugendfreiwilligendiensten (FSJ, FÖJ und IJFD) umgesetzt werden. Das bedeutet eine Kürzung um 23,7 Prozent ab dem Haushaltsjahr 2024.
Das Bündnis gegen Altersarmut
Über 30 Sozialverbände, Gewerkschaften, zivilgesellschaftliche und kirchliche Organisationen in Baden-Württemberg haben sich am 3. April 2017 in Stuttgart zu einem breiten gesellschaftlichen Bündnis gegen Altersarmut zusammengefunden, um für einen Kurswechsel in der Rentenpolitik einzutreten.
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.
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