… jetzt mal Klartext: Deutschland verabschiedet sich aus der 1. Liga

Was einst als deutscher Erfindungsgeist und deutsche Ingenieurskunst für Wohlstand und Wirtschaftswachstum sorgte, wird bald Geschichte sein. Grundlegende wirtschaftliche Rahmenbedingungen am Wirtschaftsstandort Deutschland sind nicht mehr gegeben: Verbieten, abschalten, verlagern heißt die neue Maxime, mit der Brüssel und Berlin nicht nur dem Mittelstand die Luft zum Atmen nehmen.

Von der – noch – viertgrößten Wirtschaftsnation der Welt wird es künftig ein Hauptexportgut geben: Neben dem bereits erfolgten technologischen Aderlass drehen zunehmend Unternehmen, Forschende und Fachkräfte Deutschland den Rücken und wandern in Länder ab, die die dringend notwendigen Bedingungen für Innovationen und wettbewerbsorientiertes Wirtschaften bieten. Während global agierende Konzerne diese Schritte öffentlich meist unbemerkt längst eingeleitet haben, bleibt vor allem inhabergeführten Familienunternehmen nur noch wenig Zeit. In der Chemiefaserindustrie produzieren seit 2021 mehr als ein Drittel der Unternehmen in Deutschland nicht mehr oder haben ihre Produktion für immer geschlossen.

Nach der Energiekrise im vergangenen Jahr und den Erfahrungen aus der Coronazeit, die drastisch die unmittelbare Gefahr von Abhängigkeiten illustriert haben, sollte zu erwarten gewesen sein, dass seitens der Politik entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, um das künftig zu verhindern. Weit gefehlt: Eine verbotsorientierte Chemikalienpolitik, die die Substitution chemischer Stoffe zum Dogma der europäischen Politik gemacht hat, erreicht mit dem Green Deal und der Revision von REACH neue und immer größere planwirtschaftliche Höhenflüge.

Großtechnische Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien wie grünem Wasserstoff und Biogas oder Windkraftflügel aus Carbonfasern werden zukünftig sicher irgendwo hergestellt – in Europa nicht. Die dafür benötigten Textilmembranen und Carbonfasergewirke stehen bald auf der REACH-Verbotsliste. Der deutsche Weg zur CO2-Neutralität wird ein steiniger sein, wenn die ältesten Kohlekraftwerke wieder angeschaltet werden und alsbald jede noch verbliebene CO2-freie Technologie, von Windkraft, Solar über Wärmepumpen zu Biogas, in der Herstellung und im Betrieb über das EU-Chemikalien- und Stoffrecht in Deutschland verboten sein wird. Alsbald werden wir in Deutschland nicht mehr im Stande sein, die Veredlungssubstanzen für Fasern bzw. textile Abluftfilter für den Umweltschutz herstellen zu dürfen, geschweige denn ein langzeithaltbares Kugellager für eine Windkraftturbine oberflächentechnisch zu veredeln.

Was mit der Photovoltaik (PV)-Technologie bereits hervorragend funktioniert hat, klappt jetzt auch bei anderen Technologien: Abhängigkeiten von Dritten. 2010/11 war Deutschland der Innovationstreiber in der PV-Technologie. Schon in den folgenden drei Jahren sank die Zahl der Arbeitsplätze von 150.000 auf rund 30.000. Im Jahr 2023 werden 80 Prozent der Solarzellen und 98 Prozent der weltweit verwendeten Wafer aus dem Weltmarktführer China kommen. Den von der EU geplanten „European Chips-Act“ zur Reduzierung der Abhängigkeit von Asien wird es allein deshalb nicht geben können, weil die dazu notwendigen Prozesse und Rohstoffe in Summe aller avisierten Verbote in der EU nicht mehr erlaubt sind.

Berücksichtigt man zusätzlich, dass China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, Exportweltmeister vor den USA und Deutschland sowie einer der wichtigsten Akteure auf den globalen Finanzmärkten ist, verwundert es doch, dass Deutschland an das offiziell weiter als Entwicklungsland eingestufte Land 2020 473,4 Millionen Euro an Entwicklungshilfe zahlte.

Deutschland ist im Abstiegskampf – allerdings findet sich anscheinend weder auf der Trainerbank noch im Management irgendjemand, der ein Interesse hätte, das aufzuhalten. Wird das Durchreichen in die „Vierte Welt-Liga“ nicht generell durch eine sofortige politische Richtungsänderung aufgehalten, verliert Deutschland nicht nur weiter im Klima- und Umweltschutz oder bei den Fachkräften, sondern unsere Gesellschaft als Ganzes die Grundlagen ihrer Existenz und damit auch ihren gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Wir brauchen umgehend eine Wirtschaftspolitik für und nicht gegen die in Deutschland und Europa produzierenden Unternehmen, für die darin beschäftigten Menschen und für den Umwelt- und Klimaschutz.

Wir brauchen wieder eine intensive technologie- und ergebnisoffene Diskussion zwischen Fachleuten, politisch Verantwortlichen und Behörden zum Erreichen wirtschaftlicher, sicherheitspolitischer und klimatischer Ziele – und damit die Abkehr von einem Ideologie-dominierten planwirtschaftlichen Gesellschaftsentwurf.

Innovationsprozesse, die den Einklang zwischen Ökonomie und Ökologie mittels technischer Lösungen verbessern können, müssen wieder gangbar gemacht und die Rahmenbedingungen für erfolgreiches internationales Wirtschaften geschaffen werden.

Es ist Zeit für weniger Ideologie und mehr Wissen in Deutschland und in Europa.

Dr. Wilhelm Rauch
Geschäftsführer
Industrievereinigung Chemiefaser e.V. (IVC)

Dr. Malte M. Zimmer
Ressortleiter Umwelt-& Chemikalienpolitik
Zentralverband Oberflächentechnik e.V. (ZVO)

Über die Industrievereinigung Chemiefaser e.V. (IVC):

Als bundesweiter Verband der bedeutenden und innovativen Chemiefaserhersteller in Deutschland, Österreich und der Schweiz engagiert sich die Industrievereinigung Chemiefaser e.V. (IVC) seit mehr als 60 Jahren für die gemeinsamen wirtschaftlichen, technischen, ökologischen und ideellen Interessen ihrer Mitglieder und informiert rund um das Thema „Chemiefasern“. Die IVC versteht sich als Sprachrohr der Chemiefaserbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Verband ist Bindeglied zwischen seinen Mitgliedsunternehmen und der Politik sowie wissenschaftlichen Instituten.

Über den Zentralverband Oberflächentechnik e.V.

Der Zentralverband Oberflächentechnik e.V. (ZVO) vertritt die Interessen von Roh- und Verfahrenslieferanten, Anlagenherstellern, Komponentenherstellern, Dienstleistern, Beschichtern und Galvaniken der deutschen Galvano- und Oberflächentechnik. Seine Mitgliedsunternehmen sind im Bereich der Oberflächenveredelung mit Metallen oder Metallverbindungen aus flüssigen Prozessmedien tätig. Für Abnehmerindustrien, Politik und Behörden ist der ZVO zentraler Ansprechpartner zu wirtschafts-, umwelt-, energie- und bildungspolitischen Fragen mit Bezug auf Galvano- und Oberflächentechnik.

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