Alles anders? – Von guten Vorsätzen und solchen, die es nicht sind.

Es weihnachtet. Unweigerlich damit verbunden naht dann auch das Silvesterfest. Und schon wird nach den „guten Vorsätzen“ für das kommende Jahr gefragt. Es gibt die Standardantworten („gesündere Ernährung, mehr Bewegung“), die hastig über die Lippen gehen. Es gibt die Hochmotivierten, die am liebsten ihr Leben umkrempeln würden, Karriere machen und den Mount Everest besteigen wollen. Und dann sind da noch die Vorsatz-Verweigerer, die glauben, dass sie eh nichts umsetzen. Was hat es auf sich mit den Vorsätzen zum neuen Jahr und wie findet man einen guten Mittelweg? Nora Johanna Schüth – Psychologin am ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft – weiß Rat.

Mit all den drei oben vorgestellten Varianten gibt es Probleme, erläutert die Expertin:

Das Problem mit der Standardantwort: Sie ist zu unkonkret und damit halbherzig. „Gesündere Ernährung“ kann bedeuten, einen Apfel mehr zu essen, den täglichen Gang in der Mittagspause an die Pommesbude aber nicht ausfallen zu lassen. Viel effektiver ist es, sich „smarte“ und damit spezifische (mitgebrachte/n Rohkost/Obstsalat statt Imbiss-Essen), messbare (jeden Mittag an Arbeitstagen), attraktive (lecker! Gut für mich!), realistische (schnell gemacht) und terminierte (neues Jahr natürlich) Ziele zu stecken.

Womit wir beim Problem der Hochmotivierten sind. Dies sollte nicht falsch verstanden werden: Sich im Beruf weiterentwickeln zu wollen, ist ein toller Vorsatz – aber Karriere macht man nicht in einem Jahr. Zumindest nicht, wenn man gleichzeitig noch Training in Höhenluft für die Besteigung des höchsten Berges der Erde absolvieren will. „Bleiben Sie realistisch“, rät Schüth. „Setzen Sie sich kleine Teil-Ziele zur Erreichung des großen Ganzen.

Diesen Rat gibt Schüth auch den Vorsatz-Verweigerern, die häufig enttäuscht und resigniert vor ihren sich selbst erfüllenden Prophezeiungen stehen und sich ausschließlich zum Vorsatz gemacht haben, nie wieder Vorsätze zu formulieren. Bereits eine kleine Veränderung von negativen Angewohnheiten (nur eine Zigarette vor 12 Uhr statt drei) kann der Beginn einer gesünderen, produktiveren Lebensweise sein. Ergänzend dazu sagt Schüth: „Werfen Sie nicht alles über Bord, wenn ein Vorsatz mal gebrochen wurde! Feiern Sie die Erfolge, die Sie bis dahin erzielt haben. Dann packen Sie es wieder an.“

Was außerdem hilft, ist das Bilanzziehen: Was haben Sie im letzten Jahr erreicht, auf das Sie stolz sind? Wer oder was hat Ihnen gutgetan, was und wer nicht? Was darf so bleiben und was wollen Sie ändern? Das gilt für den beruflichen Bereich ebenso wie für das Privatleben. „Mein Tipp:“, so Schüth, „Kochen Sie sich einen Tee. Der ist immer gut. Nehmen Sie sich eine Stunde allein, ziehen Sie Bilanz und machen sich einen realistischen Plan. Mit Dingen, die sich gut für Sie anfühlen und von denen Sie wissen, dass Sie sie erreichen können – und wollen“. In diesem Sinne: Eine schöne Weihnachtszeit, wenig Böllerdiskussionen und ein gutes, neues Jahr 2023.

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