Deutscher Preis für Krebspräventionsforschung erstmals verliehen

Krebsprävention kann Leben retten und großes Leid verhindern. Doch innerhalb der Krebsforschung fristet die Forschung zu Fragen der Prävention oft ein Schattendasein. Um herausragenden Leistungen in der Krebspräventionsforschung Anerkennung zu zollen und ihnen mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen, hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) erstmalig den Deutschen Preis für Krebspräventionsforschung ausgeschrieben. Gestiftet wird die Auszeichnung von der Manfred Lautenschläger-Stiftung. Die Auswahl der Preisträger erfolgte durch eine hochrangige internationale Jury.
Der zweigeteilte Preis wurde nun beim 2. Deutschen Krebsforschungskongress verliehen. Träger des Hauptpreises ist der Epidemiologe Hermann Brenner vom DKFZ, der Nachwuchspreis geht an Jakob Kather vom Universitätsklinikum Aachen. Beide Wissenschaftler werden für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Darmkrebs-Früherkennung ausgezeichnet.

Mediziner und Krebsforscher sind sich einig, dass sich ein nachhaltiger Rückgang der Krebszahlen nur erreichen lässt, wenn das große Potenzial der Krebsprävention besser genutzt wird. Nach heutigem Wissen können Primärprävention und Früherkennung zusammengenommen die Krebssterblichkeit um bis zu 70 Prozent senken.

Doch zu vielen Fragen der Prävention besteht weiterhin Klärungsbedarf: So ist beispielsweise wenig erforscht, ob sich die molekularen Vorgänge, die Zellen zu Krebs entarten lassen, mit Impfungen oder Medikamenten aufhalten lassen. Weitestgehend unbekannt ist auch, welche genetischen oder familiären Risikokonstellationen angepasste Früherkennungs-Schemata erfordern oder wie Früherkennungsprogramme ausgestaltet werden müssen, damit sie auf breite Akzeptanz stoßen.

"Forschungsprojekte, die sich Fragen der Krebsprävention widmen, sind innerhalb der Krebsforschung unterrepräsentiert und unterfinanziert. Für junge Wissenschaftler sind sie oft wenig attraktiv, denn Erfolge von Krebspräventionsmaßnahmen lassen sich meist erst Jahre oder sogar Jahrzehnte nach ihrer Einführung in der Statistik ablesen. Das verträgt sich nicht mit der Planung einer Karriere", sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums. "Wir danken Manfred Lautenschläger und seiner Stiftung, dass er uns ermöglicht hat, diesen hochkarätigen Preis auszuschreiben, mit dem wir einen Anreiz für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schaffen wollen, sich auf diesem lebensrettenden Forschungsgebiet zu engagieren."

Mit dem Deutschen Preis für Krebspräventionsforschung wollen das DKFZ und der Stifter Manfred Lautenschläger herausragenden Leistungen auf diesem Gebiet Anerkennung zollen und mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen. "Mit dem Preis sagen wir ,Danke‘ an exzellente Forscherinnen und Forscher, die mit ihrer wissenschaftlichen Leistung dazu beitragen, dass weniger Menschen an Krebs erkranken oder an Krebs versterben, weil ihre Erkrankung zu spät entdeckt wurde", sagt Manfred Lautenschläger, Gründer und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der MLP SE.

Der Deutsche Preis für Krebspräventionsforschung soll von nun an alle zwei Jahre verliehen werden. Der Preis ist zweigeteilt. Der mit 25.000 Euro dotierte Hauptpreis richtet sich an exzellente, arrivierte Forscherinnen und Forscher; der mit 5.000 Euro dotierte Nachwuchspreis soll jungen Wissenschaftlern ein Ansporn sein.

Der erste Deutsche Preis für Krebspräventionsforschung geht an den Epidemiologen Hermann Brenner vom DKFZ. Der international renommierte Wissenschaftler hat die teilweise weltweit führenden Kohortenstudien zur Evaluation der Wirksamkeit der Darmkrebsfrüherkennung aufgebaut. Mit diesen Studien konnte er eindeutig belegen, dass die Darmspiegelung ein hochwirksames Instrument ist, um sowohl die Neuerkrankungsrate als auch die Darmkrebs-Sterblichkeit drastisch zu senken. Darüber hinaus ermittelte er, wie sich die Teilnahmerate an der Darmkrebsvorsorge steigern lässt, und identifizierte Risikomarker, über die das individuelle Darmkrebs-Risiko eingeschätzt werden kann. Damit kann die Darmkrebsvorsorge in Zukunft noch zielgerichteter und effizienter gestaltet werden. Hermann Brenner hofft, dass er mit seinen ermutigenden Forschungsergebnissen Menschen motivieren kann, die große Chance der Krebsprävention zu ergreifen.

Hermann Brenner wurde 1985 von der Universität Tübingen in Medizin promoviert und schloss einen Masterstudiengang Epidemiologie an der Universität North Carolina ab. Nach beruflichen Stationen beim Krebsregister des Saarlands sowie an den Universitäten Ulm und München übernahm er im Jahr 2000 den Lehrstuhl für Epidemiologie der Universität Heidelberg und 2006 die Leitung der Abteilung "Klinische Epidemiologie und Alternsforschung" am DKFZ. Für seine Leistungen in der Krebsprävention wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem H.A. Tyroler Distinguished Alumni Award der University of North Carolina, dreimal mit dem Felix-Burda-Award, der Thannhauser Medaille der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselstörungen sowie mit dem Deutschen Preis für Darmkrebsprävention. Hermann Brenner gehört seit Jahren zu den weltweit meistzitierten Krebsforschern.

Der Nachwuchspreis für Krebspräventionsforschung geht an Jakob Nikolas Kather, der als Arzt an der Universitätsklinik Aachen arbeitet und parallel die Arbeitsgruppe "Computational Oncology" an der RWTH Aachen leitet. Auch Kather, der neben seinem Medizinstudium einen Masterstudiengang "Medical Physics" absolvierte, wird für Forschungen zur Darmkrebsfrüherkennung ausgezeichnet. Er arbeitet an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informatik und setzt erfolgreich künstliche Intelligenz und "Deep Learning"-Verfahren ein, um Darmtumoren anhand von Gewebeschnitten besser beurteilen zu können und damit rasch zur richtigen Therapie zu finden.

Jakob Nikolas Kather studierte in Mannheim Medizin und kam bereits für seine Promotion ans DKFZ. 2018 wechselte er an das Universitätsklinikum Aachen und hat seit 2021 eine Juniorprofessur an der RWTH inne. Für seine wissenschaftliche Leistung erhielt er den Heinz Maier-Leibnitz-Preis 2021.

Nach der ersten erfolgreichen Auftaktveranstaltung des Deutschen Krebsforschungskongresses Anfang 2019 findet der 2. Deutsche Krebsforschungskongress am 18. und 19. Oktober 2021 als virtuelle Konferenz statt. Erneut veranstalten die Deutsche Krebsgesellschaft, die Deutsche Krebshilfe und das DKFZ den Kongress gemeinsam mit ihren Netzwerken, dem CCC-Netzwerk, dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), den Nationalen Zentren für Tumorerkrankungen (NCT) und der AEK. Das Ziel ist, die Leistungsfähigkeit der onkologischen Forschung in Deutschland zu präsentieren.

Über Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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