Forschungsbeirat verabschiedet Mitglieder der ersten Stunde

Die 33. Sitzung des Nationalpark-Forschungsbeirats am Fischhaus Banfe stand ganz im Zeichen des Wandels: Drei ehrwürdige Mitglieder der ersten Stunde sind nach 15 Jahren Tätigkeit ausgeschieden, vier neue Mitglieder wurden in dem Gremium begrüßt und stellten sich vor.

Achim Frede, Leiter der Forschungsabteilung des Nationalparks Kellerwald-Edersee, und Katharina Sabry vom hessischen Umweltministerium, verabschiedeten Dr. Volker Grundmann, Wolfgang Lehmann und Dr. Werner Schütz aus dem Forschungsbeirat des Nationalparks und ehrten sie für ihr langjähriges Engagement. Alle drei waren Beiratsmitglieder der ersten Stunde und haben von der allerersten Sitzung den Nationalpark bei Aufbau und Koordination seiner Forschungsarbeit unterstützt. Mit ihrem jeweiligen Spezialwissen und viel Herzblut haben sie sich über 15 Jahre in die Forschungsarbeit des Nationalparks eingebracht und damit einen wertvollen Grundstein gelegt.

Grundmann, ehemaliger Leiter Forsteinrichtung, Information, Versuchswesen (FIV) bei HessenForst, wirkte bereits vor Gründung des Nationalparks im Nationalpark-Aufbaustab mit und war mit Einberufung des Forschungsbeirates über den gesamten Zeitraum der Vorsitzende des Gremiums. Er brachte seine umfassenden Kenntnisse aus den Bereichen Forschungskonzeption und Versuchswesen, Waldforschung, Genetik sowie Wildtierforschung und -management zum Gewinn des Nationalparks ein und es hat ihm „stets große Freude bereitet, mit den anderen Beiratsmitgliedern zu wirken, zu diskutieren, ihnen zuzuhören und von ihnen zu lernen.“

Lehmann unterstreicht, dass „bei allem Engagement immer mit einer beeindruckenden Sachlichkeit diskutiert, abgewogen und beschlossen wurde.“ Jeder habe sich mit seiner individuellen Expertise eingebracht, so dass eine tolle interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich war. Als Verbandsvertreter (NABU, BVNH) ist er nicht nur Gründungsmitglied des Forschungsbeirats, sondern auch diverser Nationalpark-Aufbaugremien sowie Träger des Naturschutzpreises des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Zudem bekam er die hessische Ehrenplakette in Gold für besondere Leistungen im Bereich Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. Lehmann gilt mit seinen umfassenden botanischen Kenntnissen als die Koryphäe der Flora im hiesigen Landkreis sowie Spezialist für Weichtiere und Gallenerreger.

Als ehemaliger Leiter des Artenschutzreferates im Hessischen Umweltministerium war Schütz ebenfalls bereits vor Gründung am Aufbau des Nationalparks beteiligt und wurde im Forschungsbeirat insbesondere wegen seiner naturschutzbehördlichen Erfahrung und wertvollen Beiträge zur Biotopkartierung und zum Schutz der biologischen Vielfalt geschätzt. Er gab in seinem Resümee einen authentischen Rückblick in die schwierige Aufbauphase des Nationalparks, die mit viel Gegenwind von benachbarten Landnutzern, den Waldbesitzern, aus dem Forstbereich und vielen Bewohnern und Akteuren der Region sowie etlichen Stolpersteinen verbunden gewesen sei. Er lobte dabei allen voran Achim Frede für seine unermüdliche Ausdauer, trotz aller Widrigkeiten am Ball geblieben zu sein und die Gründung des Nationalparks vorangetrieben zu haben. „Ich freue mich sehr, dass das Ganze letztlich in Dinge gemündet ist, die wir uns alle vorher nicht hätten vorstellen können – aus dem einstigen hessischen ‚Wildschutzgebiet‘, eingegattert, um die überhöhten Wildbestände dort zu halten, ist unser herrlicher Nationalpark erwachsen“, zieht Schütz Bilanz.

Auf die Arbeit im Forschungsbeirat zum Schutz des einzigen hessischen Nationalparks freuen sich vier neue Mitglieder, die ihre Kompetenzen gerne im Austausch mit den anderen zum Wohle von Naturschutz und Wissenschaft einbringen wollen. Dr. Jens Jetzkowitz, Leiter des Biodiversity Policy Lab am Museum für Naturkunde in Berlin, ist Soziologe und beschäftigt sich interdisziplinär mit den Themenfeldern Biologie, Ökologie und Soziologie. „Die empirische Sozialforschung im Hinblick auf Natur, Biodiversität und Umweltschutz ist meine Profession. Ich untersuche, wie sich Natur und Gesellschaft in Wechselwirkung verändern“, sagte Jetzkowitz. Seine Einblicke und Erkenntnisse werden sich für den Nationalpark gerade jetzt zu Pandemiezeiten, in der das Wildniserleben für viele Menschen einen größeren Stellenwert einnimmt, sicher als sehr nützlich erweisen.

Prof. Dr. Thomas Nauss, künftiger Präsident der Philipps-Universität Marburg und Professor für Umweltinformatik im Fachbereich Geographie, wird den Forschungsbeirat insbesondere um Expertise in den Bereichen Umweltinformatik, Fernerkundung und Bioklimatologie bereichern. „Gerne stehe ich dem Nationalpark unter anderem für Fragen zum flächenhaften Monitoring oder dem Klimamessnetz im Schutzgebiet beratend zur Seite“, sagte Nauss. „Für die Datenübertragung ist das Mobilfunknetz im Nationalpark herausfordernd, aber es gibt auch noch andere technische Möglichkeiten mit sehr energiesparender Sensorik.“

Lokalmatador Frank Seumer ist als ehrenamtlicher Naturschützer und -forscher seit 37 Jahren im NABU-Kreisverband Waldeck-Frankenberg aktiv, ist zudem Pressereferent und Vorsitzender der Naturschutzjugend Ortsgruppe Frankenberg, die er selbst gegründet hat. Für sein jahrzehntelanges Engagement in der Region hat er in diesem Jahr den Naturschutzpreis des Kreises erhalten. Seine Spezialgebiete sind Fledermausforschung, Quellenforschung, Höhlentiere und Ornithologie. „Als Hobbynaturbegeisterter ist es für mich eine Ehre künftig Teil dieses wissenschaftlichen Gremiums zu sein und ich hoffe, ich werde die großen Fußstapfen, die Wolfgang Lehmann hinterlassen hat, würdig ausfüllen“, sagte Seumer. Er wird dem Nationalpark auch weiterhin als sehr wichtiger Multiplikator in der Region dienen.

Prof Dr. Christian Ammer ist Professor für Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen an der Georg-August-Universität Göttingen. Im Nationalpark hat er bereits bei der Entstehung des aktuellen Wildtiermanagementkonzepts entscheidend mitgewirkt und freut sich nun Teil des Forschungsbeirats zu sein: „Meine Forschungsgebiete umfassen die Anpassung von Wäldern an den Klimawandel, die Auswirkungen der Waldbewirtschaftung auf die Biodiversität und verjüngungsökologische Fragestellungen. Für alle drei Forschungsfelder sind ungenutzte Wälder wie der Nationalpark Kellerwald-Edersee wichtige Referenzflächen. Vor diesem Hintergrund werde ich versuchen die Forschung im Nationalpark nach Kräften zu unterstützen“, sagte Ammer.

Neben den vier neuen Mitgliedern des Forschungsbeirats stellte Frede den Beiratsmitgliedern auch Manuel Schweiger als neuen Nationalparkleiter vor sowie den Zoologen Dr. Carsten Morkel, der das Team der Forschungsabteilung im Nationalparkamt seit gut einem Jahr verstärkt. Darüber hinaus fasste Frede mit Verweis auf das Jahrbuch Naturschutz in Hessen 2018 die 17-jährige Forschungsarbeit des Nationalparks Kellerwald-Edersee zusammen und Grundmann gab abschließend einen Rückblick über die 15-jährige Beiratstätigkeit – beide zogen eine positive Bilanz. An den offiziellen Teil der Beiratssitzung schloss sich eine Fachexkursion zu einer nahegelegenen Klimastation im Nationalpark und zum Naturwald „Wooghölle“ an, der Teil des Weltnaturerbes im Nationalpark Kellerwald-Edersee ist.

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