Filmbranche ist kreativer Wirtschaftsmotor für die Hauptstadtregion

Trailer, Foodtrucks, Kameras, Scheinwerfer, abgesperrte Straßenabschnitte: Die Hauptstadtregion hat sich wieder in ein riesengroßes Filmstudio verwandelt und steuert – dank aufwändiger Hygiene- und Gesundheitskonzepte, die die Branche entwickelt hat und die am Set verpflichtend umgesetzt werden müssen – auf einen neuen Drehtagerekord zu!
Die Stories, die diesen Sommer in Berliner Kiezen und Brandenburger Landschaften mit und ohne Unterstützung des MBB für die große Leinwand und die kleinen Screens entstehen, sind so facettenreich wie die Region selbst. Erfreulich ist dabei besonders, dass immer mehr Filme und Serien unter der Regie von Frauen entstehen – Anika Decker, Aelrun Goette, Sherry Hormann, Sonja Heiss, Julia von Heinz, Nicolette Krebitz, Viviane Andereggen und viele andere arbeiten derzeit an neuen diversen Projekten.

Nicht nur Hollywood loves Berlin
Für die turbulenten Dreharbeiten zu Retribution (Nimród Antal) ist Hollywood-Star Liam Neeson nach "Unknown Identity" wieder nach Berlin gekommen. Diesmal steht er mit Matthew Modine vor der Kamera – und dreht als 1. internationale Produktion vor dem neueröffneten Humboldt Forum. Der Action-Thriller mit explodierenden Autos und packenden Verfolgungsjagden rundum die Spree zeigt Berlin und den Kulissenreichtum der Hauptstadtregion von seiner spannendsten Seite.
Auf Hochtouren laufen auch die Dreharbeiten zu 1899, der neuen Serie der "Dark"-Creator Jantje Friese und Baran bo Odar, die zu großen Teilen in dem neuen digitalen Babelsberger Studio Dark Bay realisiert wird. Neben dem internationalen Cast um Emily Beecham, Aneurin Barnard und Andreas Pietschmann ist vor allem die gebogene, 55 Meter lange und 7 Meter hohe LED-Wand des "Virtual Production Studios", die mit 1470 Hightech-LED-Panels bestückt ist, der Star der Produktion.
Im Dreh befindet sich außerdem The Last Voyage of the Demeter (André Øvredal) mit "Game of Thrones"-Darsteller Liam Cunningham und damit nicht genug der Mega-Stars: Noch mindestens eine weitere internationale Großproduktion mit Starbesetzung ist angekündigt; und es wird gemunkelt, dass Keanu Reeves sich zu Dreharbeiten in der Hauptstadtregion aufhält.

Gedreht wird überall in der Stadt, in den Studios und auf dem Land
Nicht nur im Hollywood-Kino ist die Hauptstadt Schauplatz der Vergeltung: Für die neue Netflix-Serie Kleo (Viviane Andereggen, Jano Ben Chaabane) begibt sich Jella Haase als Agentin auf einen Rachefeldzug durch Eisenhüttenstadt – "Ironwood" – und Berlin. Für die Verfilmung von Sarah Kuttners Bestseller Kurt hat Til Schweiger in Berlin und Brandenburg gedreht. Kurz vor Drehbeginn steht auch die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Joachim Meyerhoff Wann wird es endlich wieder so wie es nie war (Sonja Heiss). Unter der Regie von David Wnendt wird Felix Lobrechts gefeierter Debütroman Sonne und Beton über 4 Teenager in der Berliner Gropiusstadt verfilmt.
Zu den weiteren Filmteams, die parallel in der Region unterwegs sind, gehören AEIOU (Nicolette Krebitz) mit Sophie Rois und 1000 Zeilen (Michael Bully Herbig) über den Relotius-Skandal mit Elyas M’Barek und Jonas Nay in den Hauptrollen. Für den 5. Teil des Kinoerfolges reiten Bibi und Tina (Detlev Buck) in Kürze wieder durch Brandenburger Wälder.
Gespannt sind wir auch auf die neuen Highend Serien "Made in Berlin-Brandenburg": Babylon Berlin Staffel 4 (Tom Tykwer, Henk Handloegten, Achim von Borries), Torstrasse 1 (Sherry Hormann), Souls (Alex Eslam & Hanna Maria Heidrich), Der Palast (Uli Edel), Eldorado KaDeWe (Julia von Heinz) und die Brandenburger Heimatserie Lauchhammer (Till Franzen) erwarten uns in der kommenden Serien-Saison.

Abgedreht
Die letzte Klappe gefallen ist indes für Anika Deckers Liebesdings mit Elyas M’Barek, Maren Kroymann und Peri Baumeister und für Aelrun Goettes In einem Land, das es nicht mehr gibt, mit Marlene Burow, David Schütter, Sabin Tambrea und Claudia Michelsen über die Modeszene der ehemaligen DDR. Abgedreht zwischen Berliner Baustellen und Partynächten ist auch One for the Road (Markus Goller) mit Freddy Lau und Nora Tschirner, der neue Film des "25 km/h"-Duos. Der im Frühling in Potsdam auf Schloss Marquardt gedrehte Film Spencer (Pablo Larraín) mit Kristen Stewart als Lady Diana feiert seine Weltpremiere auf dem Filmfestival von Venedig.

Filmbranche als Wirtschaftsmotor
Mit mindestens 50.000 Arbeitsplätzen sind die "Audiovisual Creative Industries" ein wichtiger Jobmotor in Berlin Brandenburg. Das betrifft sowohl Drehbuchautor:innen, Regisseur:innen, Schauspieler:innen als auch Kameraleute, Logistikunternehmen, Elektriker:innen und Handwerker:innen, die die Kulissen bauen. Hinzu kommen Hightech-Berufe in dem immer größer werdenden Bereich der sogenannten Visual Effects. Die steigende Nachfrage nach Content aus der Hauptstadtregion führt bereits zu Fachkräftemangel. Quer durch alle Bezirke und Landkreise werden im Durchschnitt 20 Filme und Serien gleichzeitig gedreht und es ist davon auszugehen, dass die Drehtagezahlen von 2019 überschritten werden. Die Ausgaben der Film- und Serienproduktionen in der Hauptstadtregion belaufen sich im 1. Halbjahr auf rund 200 Mio. Euro allein in Berlin-Brandenburg, wovon auch Gastronomie und Hotellerie profitieren.

Herausforderungen für die Behörden
Der Run auf Berlin-Brandenburgs vielfältige Locations ist riesig und stellt für die genehmigenden Behörden eine Herausforderung dar: Angefangen bei der Parkplatznutzung für die Drehteams über die Organisation von Stellplätzen für Trailer-Trucks bis hin zu temporären Straßensperrungen während der Dreharbeiten, die oftmals Einschränkungen für Anwohner:innen und Gewerbetreibende bedeuten – all das sind Gründe, warum man für Drehs "on location" Genehmigungen der zuständigen Behörde benötigt. Um dem hohen Drehvolumen und dessen Konsequenzen für Produktion und Bezirk effizient zu begegnet, findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Behörden und der zuständigen Berlin Brandenburg Film Commission bbfc statt – in Veranstaltungen wie der Reihe "Bevor die Klappe fällt" werden Problemstellungen und neue Ansätze der Vermittlung weiterentwickelt.

MBB hilft mit Weiterbildung gegen Fachkräftemangel
Der Dreh-Boom bedeutet auch, dass es zu Knappheit bei qualifizierten Arbeitskräften kommt. Die Nachfrage nach Crews übersteigt das Angebot. Von Aufnahmeleitung bis Maskenbild ist kaum Personal zu finden. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, hat MBB jetzt ein Weiterbildungsangebot aufgesetzt. In Zusammenarbeit mit der Berlin Brandenburg Film Commission bbfc werden neue Motivaufnahmeleitungen ausgebildet, die ab sofort Drehgenehmigungsprozesse, Antragstellungen und Verkehrszeichenpläne für die Produktionen übernehmen können.

Green Filming
Auch in der Filmindustrie ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Schon heute müssen Produzent:innen grüne Mindeststandards einhalten, um Förderung zu erhalten. Darüber hinaus wird derzeit eine Studie im Auftrag aller deutschen Förderungen erarbeitet, um bundesweit gleiche wirkungsvolle ökologische Mindeststandards einzuführen. Schon jetzt fördert MBB die höheren Kosten für Grünes Drehen. Darüber hinaus bietet die Berlin Brandenburg Film Commission bbfc sehr gut besuchte Workshops an, in denen von Drehbuchautor:innen über Kostüme, Licht bis zu Ausstattung und Catering jedes an der Filmherstellung beteiligte Gewerk lernt, wie es seinen ökologischen Fußabdruck verringern kann – z.B. durch Ökostrom, wiederverwendbare und nachwachsende Rohstoffe für den Kulissenbau oder einen klimafreundlichen Transport der Produktion z.B. durch Bahnfahrten statt Flugreisen.

Gendergerechtigkeit und Diversität
Gendergerechtigkeit und Diversität sind uns wichtige Anliegen, daher fördern wir nach dem Prinzip "Bei gleicher Qualität wird das Projekt mit einer Regisseurin bevorzugt". Weiter übernimmt MBB anteilig Kosten für Intimitäts-, Harassment-Beauftragte und Kinderbetreuung am Set. Gefördert werden darüber hinaus Workshops für die Branche, aber auch für die MBB-Mitarbeiter:innen zu Diversität, um einen sensibilisierten Blick auf Rollenbilder und gesellschaftliche Narration zu werfen. 

Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus: 
"Trotz Corona kann man sagen, es läuft gut am deutschen Film- und Serienstandort Nr. 1: Die Hauptstadtregion steuert auf einen neuen Drehtagerekord zu, immer mehr neue Dreh-Orte und hoch technologisierte Studiohallen tragen zur Wandelbarkeit der Hauptstadtregion bei! Neue Player und großer Bedarf an neuen Stoffen – Filme und Serien aus Berlin-Brandenburg sind von den großen und kleinen Screens nicht mehr wegzudenken und das beste Standortmarketing für die Hauptstadtregion. Die Wirtschaftsregion profitiert vom Boom in der Filmbranche, der aber eben auch einen Fachkräftemangel mit sich bringt. Die Perspektiven für neue Talente vor und hinter der Kamera waren selten so gut!"

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