Vogelschlag am BER entschärfen

Der NABU will Vogelfallen am BER entschärfen lassen und bittet Fluggäste darum, ihre Beobachtungen zu melden.

„Schon vor der Eröffnung des Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (BER) erreichten uns Meldungen von aufmerksamen Menschen, die über eine Vielzahl toter Vögel sowie Anprallspuren an Glasfassaden berichteten. Solche Kollisionen führen in den allermeisten Fällen zum Tod der Tiere. Glasbewährte Fassaden sind für Vögel besonders problematisch, weil die Tiere sie nicht als Hindernis wahrnehmen. Tragisch ist, dass auch ganze Vogelschwärme hier ihr Leben lassen“, so Manuela Brecht, Naturschutzreferentin des NABU Brandenburg.

Aber auch in den nicht öffentlich zugänglichen Bereichen des BER gibt es Fallen für Vögel. So sind bereits mehrmals gefangene und teilweise verendete Vögel auf der derzeit nicht öffentlich zugänglichen Besucherterrasse gefunden und dem NABU gemeldet worden.

Bereits im Januar dieses Jahres hatten sich daher die Naturschutzverbände NABU und BUND an die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH und die zuständigen Naturschutz- und Genehmigungsbehörden gewandt und auf die Dringlichkeit hingewiesen. Damals wurde versichert, man nehme das Problem ernst. Im Ergebnis wurden gemeinsam mit Behörden und Experten Begehungen der öffentlich zugänglichen Areale durchgeführt, um die zahlreichen Gefahrenstellen in Augenschein zu nehmen und zu dokumentieren.

„Die aktuell eingehenden Meldungen zeigen aber, dass die Gefahrenstellen weiterhin bestehen. Wieder sind Anflugopfer und -spuren gefunden und inzwischen von NABU- und BUND-Vogelschützern überprüft worden. Darüber hinaus hat sich nun auch eine Mehlschwalbenkolonie im Eingangsbereich des Flughafens angesiedelt. Besonders die unerfahrenen Jungtiere dieser rasanten Flugakrobaten sind durch die Glasfassaden und Glaswände höchst gefährdet“, so Brecht.
„Für eine noch detailliertere Dokumentation benötigen wir die Hilfe der Reisenden. Bitte melden Sie am BER aufgefundene Vögel, Anprallspuren oder Hinweise auf gefangene Tiere mit Datum, Ort, Uhrzeit und Foto (gern auch von der Umgebung) an: vogelschlag@nabu-bb.de

Hintergrund:
– Vögel erkennen Glasflächen oft nicht als Barriere – sie sehen nur die Landschaft, die durch das Glas scheint oder sich darin spiegelt. Viel zu spät nehmen sie daher das Hindernis wahr und erleiden durch die hohe Fluggeschwindigkeit oftmals schwerste Verletzungen, die zum Tod führen. Dabei hinterlassen nur etwa 20 Prozent der Vögel, welche mit Glasscheiben kollidieren, wahrnehmbare Spuren. Werden also Anflugspuren an Glasflächen gefunden, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass die Dunkelziffer bedeutend höher.
– Der BER ist kein Einzelfall und der Vogelanprall an Glasarchitektur ein ernstzunehmendes Problem. Nach aktuellen Schätzungen sterben allein in Deutschland jedes Jahr mindestens 100 Millionen Vögel durch die Kollision mit Glasscheiben an den Fenstern von Wohnhäusern oder Wintergärten, an Glasfassaden von Bürogebäuden, an verglasten Schallschutzwänden oder Bushaltestellen. Kommt es durch derartige Glasbauten zu einem signifikant erhöhten Tötungsrisiko für geschützte Arten, stellt dies in seiner Konsequenz einen Verstoß gegen §44 des Bundesnaturschutzgesetzes dar und kann behördlich geahndet werden.
– Der NABU Brandenburg führte kürzlich auch eine Fachveranstaltung  zu Thema Vogelschutz an Glas durch: Hier kann man die Präsentation sowie den Mitschnitt der Veranstaltung finden:https://brandenburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/voegeln-helfen/30179.html
– Heruntergerechnet auf den Standort Potsdam mit seiner spezifischen Bebauungsdichte kann von jährlich knapp 220.000 Vogelopfern in der Stadt ausgegangen werden. Im Rahmen eines Kartierungsprojektes haben die Ornithologen des NABU Potsdam 2020 große Teile des Stadtgebietes nach potenziell gefährdenden Glasfassaden abgesucht. Aus diesem intensiven ehrenamtlichen Engagement, das auf einer anerkannt breiten ornithologischen Expertise fußt, ist eine umfassende Dokumentation mit Kartenmaterial, Fotos und Datenbank hervorgegangen. Dieses Material wird nun den kommunalen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt, damit auf dieser Basis Gefährdungslagen gezielt minimiert werden können.

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