Warum sind überproportional viele Migrant:innen erkrankt?

Am 3. März 2021 berichtet die „BILD“-Zeitung von einem „sehr großen“ Anteil von Menschen „mit Migrationshintergrund“ auf den Corona-Intensivstationen, von „über 90 Prozent der inturbierten, schwerst erkrankten“ ist die Rede. Schuld daran seien vor allem „sprachliche Barrieren“. Seriöse und belastbare Daten liefert der Artikel nicht, stattdessen wird RKI-Chef Lothar Wieler mit fragwürdigen Aussagen über die verstorbene „Mutter eines Clanchefs“ und „Parallelgesellschaften“ zitiert. Der Bericht unterschlägt die Tatsache, dass gerade viele Migrant:innen und ihre Nachkommen in systemrelevanten Jobs arbeiten und besonders oft Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.

Menschen in systemrelevanten Berufen, in armen Lebensverhältnissen oder mit einem ungesicherten Aufenthaltsstatus trifft die Pandemie besonders hart. Und gerade hier finden sich besonders oft Migrant:innen, Schwarze Menschen und People of Color. UNGeneralsekretär António Guterres warnte bereits im April 2020 davor, dass die Pandemie ein Notfall sei, der sich "schnell zu einer Menschenrechtskrise entwickelt“.1

Das beobachten auch unsere Kolleg:innen aus dem Projekt Handbook Germany, einer mehrsprachigen Informationsplattform für geflüchtete und neuzugwanderte Menschen. Die Journalist:innen stehen in engem Austausch mit zugewanderten Communities in Deutschland und weisen darauf hin:

• Überproportional viele Menschen mit Migrationsgeschichte arbeiten in Branchen mit erhöhter Ansteckungsgefahr, zum Beispiel in der Pflege, im Gesundheitswesen oder in Fabriken. Aber auch Lieferfahrer:innen und Kassierer:innen stehen dem Virus an vorderster Front gegenüber. Und gerade hier halten viele Arbeitgeber*innen die Hygienevorschriften offenbar nicht ein.

Einem jungen Mann aus Syrien war das Gesundheitsrisiko zu hoch, mit direkten Auswirkungen auf seine berufliche Zukunft: „Ich habe Asthma und war darum von Beginn an sehr vorsichtig als Corona losging. Mein deutscher Chef hat das nicht verstanden. Er hat darauf bestanden, dass wir weiterhin ohne Vorsichtsmaßnahmen und Abstand zueinander arbeiten. Ich musste meine Ausbildung als Trockenbaumonteur dann leider aufgeben“, berichtet er „Handbook Germany“.

• Auch beim Wohnen treten strukturelle Nachteile in Pandemiezeiten besonders deutlich hervor. Eine junge, geflüchtete Frau aus Afghanistan erzählt: „Es kommt mir so vor, als wäre ich in der Unterkunft kein Mensch. Wenn ich in den Medien höre, dass man Abstand zueinander halten soll, muss ich lachen. Es ist sehr traurig, dass niemand an uns in dieser Unterkunft denkt, alle haben uns vergessen.“

Seit Beginn der Pandemie bieten die Redakteur:innen von „Handbook Germany“ zielgruppenspezifische Informationen für Neuzugewanderte zu allen gesundheitsrelevanten Themen, mit Schwerpunkt auf die Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland. „Außerdem reden wir hier von einer weltweiten Pandemie“, sagt NdM-Vorsitzende Ferda Ataman, „es gibt in jeder Sprache Informationen über Covid19. Wer einfach behauptet, Migrant:innen in Deutschland hätten wegen fehlenden Deutschkenntnissen nicht mitbekommen, dass sie vorsichtig sein müssen, schürt bewusst das Bild von zurückgebliebenen Migrant:innen – ein typisches Beispiel für Rassismus in Medien. Sollte RKI-Chef Wieler das so gesagt und gemeint haben, wie es in der BILD-Zeitung steht, ist das unsachlich. Wichtiger sollte ihm sein, dass allen Menschen eine hochwertige Gesundheitsversorgung und Grundversorgung geboten wird, unabhängig von Wohnsitzstatus, Herkunft, Hautfarbe, Nationalität und Sprache.“

Zu HANDBOOK GERMANY: Über sechs Millionen Menschen haben in den letzten 12 Monaten die Inhalte zu Corona und anderen Themen angeschaut und gelesen. Der aktuelle Fokus liegt auf dem Thema Corona-Impfung: Auf Deutsch, Englisch, Pashto, Französisch, Türkisch, Farsi und Arabisch klärt die Redaktion zum Beispiel über die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Bundesländer bei der Terminvergabe auf. Seit 2017 ist Handbook Germany mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden.

Web: https://handbookgermany.de/…
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1 https://unric.org/…

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