Blick nach vorn für einen sozial und ökologisch nachhaltigen Milchsektor

Auch wenn für uns MilcherzeugerInnen und unsere Kühe der Alltag an 365 Tagen im Jahr um die Milch kreist, ist der 1. Juni – der Weltmilchtag – ein besonderes Datum. Es ist ein Tag, an dem wir den Blick nach vorn richten. An dem wir aufzeigen möchten, was einen guten, einen fairen sowie sozial und ökologisch nachhaltigen Milchsektor ausmacht. Und an dem wir noch einmal klarstellen, dass die dazu nötigen Rahmenbedingungen durch die Politik geschaffen werden müssen.

Der Sektor ist:

  • fair, wenn das Produkt Milch zu kostendeckenden Preisen verkauft wird und er ist fair zu den in der Landwirtschaft Beschäftigten, wenn die von ihnen geleistete Arbeit angemessen entlohnt wird;
  • sozial und ökologisch nachhaltig, wenn von den LandwirtInnen ökologisch sinnvolle Produktionsweisen angewendet werden, deren höhere Kosten über die Preise gedeckt sind – diese Kosten also nicht auf die ErzeugerInnen abgewälzt werden.

Für den Vorsitzenden des European Milk Board (EMB), Erwin Schöpges, sind die oben genannten Bedingungen keine Utopie, kein Ding der Unmöglichkeit. Sie können geschaffen werden, wenn der gesellschaftliche und politische Wille dafür groß genug ist: „Wir spüren überall in der Gesellschaft, dass der Wunsch nach Wandel, nach einer sinnvollen und fairen Lebensweise sehr stark geworden ist. Auch die COVID-19-Krise hat uns noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie sehr wir alle aufeinander angewiesen sind und wie wichtig die Menschen sind, die tagtäglich für unsere Versorgung arbeiten. Sie sind genauso bedeutend wie auch ein vernünftiger Umgang mit unseren ökologischen Ressourcen. Deshalb muss sich etwas ändern.“ Dieser Wunsch in der Gesellschaft nach einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Lebens- und Produktionsweise ist ein Motor, der letztlich auch konkrete Maßnahmen nach vorne bringen kann.

Die EU-Kommission versucht derzeit mit ihren Vorschlägen zum Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie den Forderungen aus der Gesellschaft nach mehr Nachhaltigkeit gerecht zu werden. „Dass die Kommission auf die Forderungen reagiert, ist sicherlich sehr wichtig. Für die nachhaltige Entwicklung der EU und nicht zuletzt auch für ihre eigene politische Rechtfertigung“, so Erwin Schöpges. „Um mehr Nachhaltigkeit zu schaffen, muss sie aber all jene Akteure mit ins Boot nehmen, die die Konzepte letztlich umsetzen müssen. Im Agrarsektor sind das insbesondere auch die LandwirtInnen.“

Doch jene brauchen zuerst einen Rahmen, der der derzeitigen Ausbeutung ein Ende setzt. Das heißt also kostendeckende Preise, faire Einkommen und eine tatsächlich verbesserte Position in der Wertschöpfungskette. Auch ist es extrem wichtig, dass die höheren Kosten, die durch die höheren Auflagen entstehen werden, nicht an den ErzeugerInnen hängen bleiben. Denn das würde die aktuelle Ausbeutungssituation noch verschärfen.

Sieta van Keimpema, die Vizevorsitzende des EMB, weist in diesem Zusammenhang auf einen hohen Nachbesserungsbedarf der EU-Kommission bei ihren aktuellen Vorschlägen hin: „Diese notwendigen Aspekte kommen in der Farm-to-Fork-Strategie sowie der aktuellen GAP-Reform eindeutig noch zu kurz. Es ist nicht ersichtlich, wie die Erzeugersituation in der Praxis stabilisiert und nicht noch weiter verschlimmert werden soll.“ Sieta van Keimpema lädt die EU-Institutionen daher dazu ein, diesen Punkten in einem nachgebesserten Papier ausreichend Platz einzuräumen. „Erst dann haben wir für die EU ein erfolgreiches nachhaltiges Konzept“, so van Keimpema. Wie die EMB-Vizevorsitzende weiter betont, wollen die MilcherzeugerInnen des EMB zusammen mit der EU optimistisch nach vorn schauen und in gemeinsamer Verantwortung die Rahmenbedingungen für eine tatsächlich sozial und ökologisch nachhaltige Zukunft gestalten. Vorschläge dazu hatten sie der EU-Kommission bereits in den vergangenen Wochen zukommen lassen.

Veranstaltungshinweis zum Weltmilchtag 

Webinar zum Thema "Covid-19 verschärft die aktuelle Milchkrise in Westafrika und Europa"

Wann: am 29. Mai 2020, von 11:30 bis 13:00 Uhr

In Anwesenheit von europäischen und afrikanischen Milcherzeugern, Experten und Entscheidungsträgern.

Das Webinar wird auf der Facebook-Seite von Vétérinaires Sans Frontières live übertragen. Sprache ist Französisch.

Marktverantwortungsprogramm – MVP

Das MVP ist ein Programm für den EU-Milchsektor, das zum Einsatz kommt, wenn der Milchmarkt aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Eine Kombination aus Marktbeobachtung und -reaktion ermöglicht es, drohende Krisen zu erkennen und in einem 3-Stufen-Programm auf sie zu reagieren

Krisen erkennen – Marktindex

  • Über einen Marktindex, der sich u. a. aus der Entwicklung von Produktnotierungen, Erzeugungskosten (Marge) etc. zusammensetzt, können Krisen antizipiert werden.
  • Liegt der Index über 100, decken die Preise die Produktionskosten – der Markt ist stabil, es besteht kein Handlungsbedarf. Fällt der Index unter die Schwelle von 100, liegt keine Kostendeckung vor. Ist die Kostenunterdeckung zu groß, wird das Marktverantwortungsprogramm gestartet.

Reaktion auf Krisen – Einsatz des MVP
Die Anwendung des MVP ist in 3 Stufen vorgesehen:

1. Frühwarnung (Absinken des Index um 7,5 %)

  • Monitoringstelle spricht Frühwarnung aus
  • Öffnung der privaten Lagerhaltung
  • Anreizprogramme für zusätzlichen Verbrauch wie Vollmilchkalberzeugung
    Milchmast von Färsen, etc.
  • Stufe bleibt solang erhalten, bis sich Index wieder bei 100 befindet

2. Krise (Absinken des Index um 15 %)

  • Krise wird von der Monitoringstelle offiziell festgestellt und bekannt gegeben
  • Zentrale Elemente des Marktverantwortungsprogramms werden gestartet
  • Bezugszeitraum wird festgelegt
  • Ausschreibung freiwilliger Lieferverzicht (z. B. 5 %), Bonus für Produktionsreduktion
  • Marktverantwortungsabgabe für steigernde Betriebe ab dem ersten Kilogramm

3. Phase Obligatorische Kürzung (Absinken des Index um 25 %)

  • Allgemeinverbindliche Rückführung der Milchanlieferung um beispielsweise 2–3 % für einen definierten Zeitraum, zum Beispiel 6 Monate

Ende der Krise – Aufhebung der Krisenmaßnahmen

Entwickelt sich der Index wieder in Richtung 100 Punkte und sind die Prognosen der Monitoringstelle für den weiteren Marktverlauf positiv, so kann die Krise für beendet erklärt werden. Zu diesem Zeitpunkt enden sämtliche produktionsbeschränkende Maßnahmen. Eingegangene Verpflichtungen auf freiwilliger, vertraglicher Basis enden vereinbarungsgemäß.

Hier finden Sie mehr Details zum MVP

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

European Milk Board
Bahnhofstr. 31
59065 Hamm
Telefon: +32 (2) 8081935
Telefax: +32 (2) 8088265
http://www.europeanmilkboard.org

Ansprechpartner:
Erwin Schöpges
Belgien (MIG)
Telefon: +32 (497) 904547
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Sieta van Keimpema
Niederlande (DDB)
Telefon: +31 (6121) 68000
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
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