Risikofaktor Schultoiletten

Ein neues Diskussionspapier der German Toilet Organization (GTO), des Bundeselternrats und des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit am Universitätsklinikum Bonn beschäftigt sich mit der Frage wie Schulen nach ihrer Wiedereröffnung den Infektionsschutz in den Schultoiletten sicherstellen können.

Die Veröffentlichung von Christian Drostens Studie zur Virusbelastung von COVID-19 Erkrankten unterschiedlicher Altersgruppen hat die wissenschaftliche Evidenz erhärtet, dass Kinder das Corona-Virus ebenso übertragen können wie Erwachsene. [1] Gleichzeitig stellt das Robert Koch Institut (RKI) nüchtern fest, dass es Kindern schwerer fällt den Abstand von 1,5 Metern einzuhalten und sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen. 2

Zur Wiederöffnung der Schulen müsse ein angemessener Infektionsschutz sichergestellt werden, so die Sanitär -und Hygieneexperten. Dies könne nur gelingen, wenn die Hygiene in den Schultoiletten entschieden verbessert würde. Laut einer im Spiegel veröffentlichten, repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, waren bereits vor der Krise 38% der Eltern besorgt über die Sauberkeit in den Schultoiletten.3 Der Bundeselternrat, der das Diskussionspapier ebenfalls unterzeichnet hat, fordert schon seit geraumer Zeit zwei Reinigungen der Schultoiletten pro Tag in Ganztagsschulen.

Die Hygienepläne der Gesundheitsämter fordern die Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern, eine hygienische Reinigung der Schultoiletten sowie weitere Maßnahmen, lassen die Schulen aber mit der Frage alleine, wie sie das konkret umsetzen sollen, erklärt Thilo Panzerbieter, Geschäftsführer der GTO. Im Diskussionspapier werden nun konkrete Empfehlungen für Sofortmaßnahmen im Bereich der Sanitärhygiene entwickelt, die den Schulen als praktische Handreichung dienen und die Hygienepläne sowie Empfehlungen des RKIs ergänzen. Um den Abstand zu wahren, sollten sich nie mehr Schüler in den Toiletten aufhalten, als Kabinen vorhanden sind. Jedes zweite Urinal müsse abgeklebt werden. In den Pausen sollte eine Aufsicht den Einlass kontrollieren.

Zusätzlich versuchen die Autoren einen langfristigen Impuls für eine politische Priorisierung der Sanitärversorgung und Hygiene an Schulen in Deutschland zu geben. Die COVID-19 Krise soll als Chance begriffen werden, die bisherigen Bedingungen langfristig positiv zu verändern. Die Sanitärversorgung und die Hygiene gehörten in den Lehrplan, in den Schulen gelte es organisatorische Strukturen aufzubauen und die Politik müsse ihre Investitionen in Infrastruktur und Sauberkeit erhöhen.

Durch ein nachhaltiges Handeln im Inland sollte Deutschland jetzt auch international zum Vorreiter in der Förderung des weithin vernachlässigten Themas werden. Eine politische Priorisierung des tabubehafteten Themas sei weltweit dringend notwendig. Nach Zahlen der WHO verfügt jede dritte Schule weltweit über keine sichere Schultoilette und fast die Hälfte über keine Handwaschgelegenheit mit Seife.4 Für den effektiven Pandemieschutz in einer globalisierten Welt, in der Viren keine Grenzen kennen, sei dies ein untragbarer Zustand, schreiben die Autoren. Jetzt sollte das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) handeln, denn bislang hätte das Ministerium nicht die ärmsten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen in den Fokus der Entwicklungshilfe genommen, die unter absolut unzureichenden hygienisch Bedingungen leben müssten. Thilo Panzerbieter hat die offiziellen Zahlen analysiert, die das BMZ an die OECD berichtet: Im Jahr 2018 wurden nur 10,5 % der deutschen Entwicklungshilfe im Bereich Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene in eine solche Basis-Sanitärversorgung investiert.5  Es fehle im Ministerium in diesem Bereich am Willen, den finanziellen Mitteln und am Personal. Die Politik müsse nun gegensteuern.

Link: Zum Diskussionspapier

QUELLEN:

[1] Drosten et al. (2020): An analysis of SARS-CoV-2 viral load by patient age. Charité – Universitätsmedizin Berlin; Veröffentlicht am 30.04.2020

https://zoonosen.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/m_cc05/virologie-ccm/dateien_upload/Weitere_Dateien/analysis-of-SARS-CoV-2-viral-load-by-patient-age.pdf;

[2] Robert Koch Institut (2020): Wiedereröffnung von Bildungseinrichtungen – Überlegungen, Entscheidungsgrundlagen und Voraussetzungen, Epidemiologisches Bulletin 19|2020; online vorab: 23.04.2020. Link: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/19_20_02.pdf?__blob=publicationFile

[3] S. Spiegel Online Artikel:  Warum putzen Schüler nicht selbst die Klos?; vom 09.08.2018 https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/schultoiletten-viele-eltern-befuerworten-putzaktionen-der-schueler-a-1222259.html

[4] WHO/UNICEF Joint Monitoring Programme for Water Supply|| Sanitation and Hygiene (JMP) (2018): WASH in Schools Report. https://washdata.org/monitoring/schools

[5] Für das Jahr 2018 berichtete Deutschland Zahlungen (Gross-Disbursments) in Höhe von 988,5 Mio. € zur Förderung der Wasser- und Sanitärversorgung. Davon waren 103,6 Mio. € für eine Basis Wasser- und Sanitärversorgung bestimmt. Quelle: OECD Creditor Reporting System. Link: https://stats.oecd.org/Index.aspx?DataSetCode=CRS1#  (abgerufen am 30.04.2020)

Über German Toilet Organization e.V

Die German Toilet Organization e.V. (GTO) ist ein gemeinnütziger Verein, der im Oktober 2005 in Berlin gegründet wurde. Ziele der Arbeit der GTO sind: Schutz der Umwelt und Verbesserung der allgemeinen Gesundheit durch Steigerung des Bewusstseins für saubere und nachhaltige Toiletten- und Abwassersysteme.

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