TÜV SÜD: Automatisiertes Fahren braucht auch Unfallforschung

Experten der Fahrzeugsicherheit arbeiten mit Hochdruck an der Einführung des autonomen Fahrens. Dementsprechend stand das Thema auch ganz oben auf der Liste beim internationalen Fachkongress crash.tech von TÜV SÜD und der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI). Dabei betonten die Fachleute zudem die Notwendigkeit, neben der aktiven auch weiterhin die passive Sicherheit voranzutreiben.

„Wir müssen den Endverbraucher schrittweise an das automatisierte Fahren heranführen“, sagte Udo Steininger von TÜV SÜD. Nur dann werde die neue Technik akzeptiert und ließe sich ihr Sicherheitsgewinn realisieren. Der Diplom-Physiker plädierte außerdem für intensives virtuelles Testen vor Einführung der Systeme: „Darüber hinaus müssen wir dem Gesetzgeber und der Öffentlichkeit zeigen, dass sich die erwarteten Sicherheitsgewinne in der Realität dann auch tatsächlich einstellen“, sagte er auf der Tagung der TÜV SÜD Akademie. Die crash.tech fand zum 14. Mal statt und in diesem Jahr erstmals an der TH Ingolstadt. 160 Experten aus Fahrzeugindustrie und Forschung, von Versicherungen und Behörden diskutierten zwei Tage lang über Wege zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Etliche Redner bedauerten, dass der Rückgang von Unfällen und Todesopfern im Verkehr in Europa stagniere. Zu ihnen gehörte auch Prof. Dr. Lothar Wech von der Technischen Hochschule, der andererseits auf das über den technischen Fortschritt Erreichte verwies. Eine weitere Verbesserung der Verkehrssicherheit brauche aber das assistierte und automatisierte Fahren. „Wichtig sind jedoch nicht nur technische Maßnahmen am Fahrzeug. Wir müssen den Menschen und die Infrastruktur einbeziehen“, sagte der Tagungsleiter. Ungeschützten Verkehrsteilnehmern gebührten wegen der relativ hohen Unfallzahlen erhöhte Anstrengungen. Bei weiteren Maßnahmen für mehr Fahrzeugsicherheit sei auch der demografische Wandel zu berücksichtigen.

Den besonderen Herausforderungen durch eine zunehmend älter werdende Bevölkerung widmeten sich auch andere Vorträge. Jeder dritte Unfalltote ist über 65 Jahre alt, wobei die Altersgruppe nur zehn Prozent des Verkehrsgeschehens bestreitet. Besonders besorgniserregend ist dabei der Anteil der über 75-jährigen unter den getöteten Nutzern von Pedelecs. Er lag 2017 in Deutschland bei 69 Prozent. Speziell an ältere Menschen angepasste Fahrerassistenz- und Rückhaltesysteme können nach Ansicht von Tagungsteilnehmern helfen, dem gestiegenen Gefahrenpotenzial zu begegnen.

Überhaupt sind noch viele technische Verbesserungen jenseits des automatisierten Fahrens möglich. So präsentierte ein Teilnehmer das frühzeitige Zünden von Gurtstraffern und Airbags noch vor dem Aufprall. Sein System erkennt dazu zuverlässig, dass ein Unfall nicht mehr zu verhindern ist. Und der zunehmenden Schwere von Lkw-Unfällen könne mit verbesserten automatischen Notbremssystemen, Spurhalte- und Kreuzungsassistenten ebenso begegnet werden, wie mit einem optimierten Unterfahrschutz. Mehrere Referenten forderten zudem, dass die Abschaltung der automatischen Bremse durch die Fahrer nicht mehr möglich sein solle.

Insgesamt sehen die Experten weiterhin großes Potential an technischer Weiterentwicklung. So war man sich einig, dass Kongresse wie die crash.tech auch in 20 Jahren noch stattfinden würden, so wie es auch weiterhin Unfälle geben werde. Dabei sei eine ganzheitliche Sicht hilfreich. Prof. Dr. Klaus Langwieder – wie Prof. Dr. Lothar Wech lange Zeit in der Unfallforschung tätig – sprach sich dafür aus, die traditionelle Trennung von aktiver und passiver Sicherheit auf den Prüfstand zu stellen. Sein Vorschlag für eine neue Bezeichnung lautet „integrale Sicherheit“.

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