Silicondichtstoffe bestehen hauptsächlich aus einem Siliconpolymer, das bei Raumtemperatur zu einem gummiartigen Elastomer vernetzt, sowie aus Weichmachern, Füllstoffen und Additiven. Neben Silicium, das durch die Reduktion von Quarzsand mit Kohlenstoff entsteht, ist Methanol ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung des Polymers. Die Chemikalie wird zuerst zu Methylchlorid und dieses anschließend im sogenannten Müller-Rochow-Prozess mit elementarem Silicium zu einem Gemisch verschiedener Methylchlorsilane umgesetzt. Diese dienen dann als Vorprodukte für die Siliconherstellung. WACKER verwendet sowohl Methanol aus fossilen Rohstoffen als auch Methanol aus Biomasse, was aber chemisch gesehen keine Rolle spielt. Das Molekül ist hinsichtlich seiner Struktur und Eigenschaften immer identisch.
Das Massenbilanzverfahren nutzt diesen Umstand. Wird innerhalb des Produktionsverbunds Methanol sowohl aus pflanzlichen als auch aus fossilen Quellen eingesetzt, lassen sich die Anteile der Rohstoffe aus Biomasse bilanzieren und eindeutig einzelnen Verkaufsprodukten zuordnen. Der Ansatz ist vergleichbar mit dem in Deutschland bekannten System zur Zertifizierung von Ökostrom. WACKER nutzt das Verfahren bereits für die Herstellung biomethanolbasierter Siliconprodukte für die Textil-, Papier- und Konsumgüterindustrie.
Der Technologiedienstleister TÜV Nord hat nun auch die Herstellung von Silicondichtmassen von WACKER zertifiziert. Geprüft wurde diesmal nach dem neuen REDcert²-Standard. Es werden dabei nicht nur alle organischen Rohstoffe für die Siliconherstellung erfasst, sondern auch alle weiteren organischen Bestandteile der Formulierung. Dadurch kann WACKER nachweisen, dass seine Silicondichtmassen 100 Prozent frei von fossilen Rohstoffen sind. Voraussetzung ist, dass die zugekauften Rohstoffe aus Biomasse nachhaltig hergestellt wurden und alle dafür notwendigen Ausgangsmaterialien ebenfalls aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. Die für die Herstellung der Produkte benötigten Rohstoffmengen werden im Rahmen einer jährlichen Rezertifizierung regelmäßig überprüft.
„Bei den weltweiten Anstrengungen zum Klimaschutz spielt ökologisches und nachhaltiges Bauen eine zentrale Rolle“, sagt Dr. Robert Gnann, Leiter des Geschäftsbereichs WACKER SILICONES. „Dank der erfolgreichen Zertifizierung unseres Massenbilanzverfahrens sind wir das erste Unternehmen, das gebrauchsfertige Dichtstoffmassen auf Basis nicht-fossiler Rohstoffe anbietet. Das ist auch für unsere Kunden eine gute Nachricht: Sie können biomethanolbasierte Dichtstoffe, die sie von uns beziehen, ebenfalls als ressourcenschonend und fossilfrei deklarieren.“
Für Laurent Morineaux, Leiter des Bereichs Construction Silicones, zeigt die erfolgreiche Zertifizierung einmal mehr, dass WACKER konsequent auf Nachhaltigkeit setzt. „Sealants zählen zu den volumenstärksten Siliconprodukten unseres Portfolios“, betont der Manager. „Mit der Einführung von Produkten, die auf Biomethanol basieren, stärken wir nicht nur die Nachhaltigkeit unseres Portfolios. Wir leisten auch einen substanziellen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Bauindustrie, von dem auch unsere Kunden profitieren.“
Silicondichtstoffe
Silicondichtstoffe sind einkomponentige, niedermodulige Formulierungen, die in unterschiedlichen Vernetzungssystemen erhältlich sind. Sie werden im Baubereich für eine Vielzahl von Verbindungsund Dehnungsfugen, im Sanitärbereich sowie für andere spezielle Anwendungen eingesetzt. Gebrauchsfertige Silicondichtstoffe produziert WACKER am Standort Nünchritz sowie in Südkorea und China.
REDcert2-Zertifizerungssystem
Die 2010 gegründete REDcert GmbH betreibt heute eines der führenden Zertifizierungssysteme für nachhaltige Biomasse, Biokraftund Biobrennstoffe in Deutschland und in Europa. Mit der Einführung des REDcert²-Systems im Jahr 2018 wurde das Anwendungsspektrum zur Zertifizierung nachhaltiger Stoffströme für die chemische Industrie erweitert. Eine REDcert²-Zertifizierung ist sowohl für Produkte mit Anteilen von Recyclingmaterial als auch für Produkte mit biogenem Rohstoffanteil möglich. Durch den Einsatz biobasierter Rohstoffe können Chemieunternehmen einen wichtigen Beitrag zur Treibhausgasminderung und zur Schonung fossiler Ressourcen leisten.
WACKER SILICONES
Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES ist einer der weltweit größten Siliconhersteller mit über 2.800 hochspezifischen und innovativen Produkten. Die Palette reicht von siliconbasierten Ölen, Emulsionen, Harzen, Elastomeren und Dichtstoffen über Silane und silanterminierten Polymeren bis hin zu pyrogener Kieselsäure. Diese Produkte zeichnen sich durch ein erhebliches Wertschöpfungspotenzial für die Kunden aus, da sie Wert und Leistungsfähigkeit von deren Endprodukten steigern. Silicone von WACKER SILICONES finden unter anderem Verwendung in den Bereichen Automobil, Bau, Chemie, Kosmetik, Medizintechnik, Energie und Elektronik, Papier und Textil. Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete WACKER SILICONES rund 50 Prozent des Konzernumsatzes.
WACKER ist ein global operierender Chemiekonzern mit rund 14.700 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 4,93 Mrd. € (2019).
WACKER verfügt weltweit über 24 Produktionsstätten, 23 technische Kompetenzzentren und 51 Vertriebsbüros
WACKER SILICONES
Siliconöle, -emulsionen, -kautschuke und -harze, Silane, Pyrogene Kieselsäuren, Thermoplastische Siliconelastomere
WACKER POLYMERS
Polyvinylacetate und Vinylacetat-Co- und Terpolymere in Form von Dispersionspulvern, Dispersionen, Festharzen und Lösungen
WACKER BIOSOLUTIONS
Biotechnologische Produkte wie Cyclodextrine, Cystein und Biopharmazeutika, außerdem Feinchemikalien und Polyvinylacetat-Festharze
WACKER POLYSILICON
Polysilicium für die Halbleiter- und Photovoltaikindustrie
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