Gustav Rueb, der in Heilbronn zuletzt »Achtsam morden« inszeniert hat, führt Regie. Mit im Team ist auch wieder sein Ausstatter Florian Barth, außerdem die Kostümbildnerinnen Juliane Molitor und Nina Kroschinske sowie der Musiker Fiete Wachholtz. Oliver Firit spielt den Kaiser Romulus.
Zum Inhalt
Das römische Weltreich bricht zusammen, doch das scheint Kaiser Romulus kaum zu interessieren. Trotz des rasanten Vordringens der germanischen Truppen unter dem Feldherrn Odokar hat er die Ruhe weg und beabsichtigt keinesfalls, sein Frühstück von schlechten Nachrichten stören zu lassen. Viel wichtiger ist ihm, ob seine Hühner, die größtenteils die Namen großer römischer Kaiser tragen, gut Eier legen. Denn der Zucht dieses Federviehs gehört seine ganze Leidenschaft. Seit Romulus vor 20 Jahren die Herrschaft über das weströmische Reich übernommen hat, kümmert er sich nur noch um die gackernden Vögel. Sein Palast ist so heruntergekommen, wie das ganze Land. Gerade ist sein Finanzminister mit der Staatsschatulle geflohen, so dass er seine Angestellten mit einem der letzten verbliebenen Blätter aus seinem goldenen Lorbeerkranz bezahlen muss. Romulus‘ Frau Julia und der noch verbliebene Hofstaat sind in großer Sorge angesichts der weltumstürzenden Meldungen und fordern den Kaiser auf, endlich etwas zu unternehmen. Aber Romulus denkt gar nicht daran. Er ist auch nicht bereit, das Angebot des schwerreichen Hosenfabrikanten Cäsar Rupf anzunehmen, der Millionen in die Rettung Roms hineinpumpen würde, wenn er Romulus Tochter zur Frau bekäme und das Tragen von Hosen zur Bürgerpflicht erklärt werden würde.
Mit seiner Faulheit und seinem Desinteresse treibt der Kaiser seine Mitstreiter in die Verzweiflung. Was diese nicht ahnen können, ist, dass Romulus mit dieser scheinbaren Lethargie in Wirklichkeit ein höheres Ziel verfolgt. Er arbeitet gezielt am Untergang seines Weltreiches, das es aus seiner Sicht nicht verdient hat, weiter zu bestehen und er sieht sich selbst als Richter seines verkommenen Vaterlandes.
Denkmodell über den Zusammenbruch hoch entwickelter Zivilisationen
Friedrich Dürrenmatts Komödie spielt vom Morgen des 15. März bis zum Morgen des 16. März 476 und spielt auf den Untergang des römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus an. Allerdings hat er sich nur sehr lose an die Historie angelehnt und diese für ein amüsantes und zugleich analytisch scharfes Denkmodell über den Zusammenbruch hochentwickelter Zivilisationen benutzt, die an ihrer Sattheit, Überheblichkeit und dem Gefühl vermeintlicher Überlegenheit, mit dem die ganze Welt zu beglücken ist, zugrunde gehen.
Zur Entstehungszeit 1949 lagen die Anspielungen auf den Nationalismus und Krieg nahe. Bis 1980 hat Dürrenmatt diesen immer aktuell bleibenden Text regelmäßig überarbeitet. In unserer Gegenwart der wiedererstarkenden autokratischen Herrschaftsformen wirkt es erschreckend aktuell. Das Setting und die Figuren in »Romulus der Große« sind von absurder Komik. Gleichzeitig blitzen sehr viel Klugheit und ein umfassendes Verstehen politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge aus dieser Geschichte um den »kaiserlichen Hühnerzüchter« und als »Narren verkleideten Weltrichter«, wie Dürrenmatt ihn selbst nennt, hervor. Ein typischer Dürrenmatt eben!
Premiere am 6. Juni 2025, 19.30 Uhr, Großes Haus, Theater Heilbronn
Romulus der Große
Eine ungeschichtliche historische Komödie in vier Akten
von Friedrich Dürrenmatt
Regie: Gustav Rueb
Bühne: Florian Barth
Kostüme: Nina Kroschinske, Juliane Molitor
Musik: Fiete Wachholtz
Licht: Niko Bock
Dramaturgie: Christine Härter
Romulus Augustus, Kaiser von Westrom: Oliver Firit
Julia, seine Frau: Sarah Finkel
Rea, seine Tochter: Sophie Maria Scherrieble
Zeno der Isaurier, Kaiser von Ostrom: Judith Lilly Raab
Ämilian, Römischer Patrizier: Richard Feist
Mares, Kriegsminister/Phylanx, Schauspieler: Tobias D. Weber
Tulius Rotundus, Innenminister: Nils Brück
Spurius Titus Mamma, Reiterpräfekt: Felix Lydike
Achilles, Kammerdiener: Stefan Eichberg
Apollyon, Kunsthändler/Koch: Sabine Unger
Cäsar Rupf, Industrieller: Tobias Loth
Phosphoridos, Kämmerer/Theoderich, Neffe des Odoaker: Lennart Olafsson
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