Mikroplastik haben die Wissenschaftler:innen in allen Proben gefunden – selbst an der Quelle in Hauenstein mit vier Mikroplastikpartikeln pro Liter. „Dass wir Mikroplastik an der Quelle finden, ist erstmal nicht untypisch, da es in Wasser, Boden und Luft vorkommt und auf diesen Wegen auch ins Quellwasser gelangen kann“, sagt Dr. Katrin Schuhen, Geschäftsführerin der Wasser 3.0 gGmbH. Spannend zu sehen ist, wie sich die Konzentrationen in Abhängigkeit von der Besiedlungsdichte verändern. In Ballungsräumen, an stark befahrenden Straßen oder auch in der Nähe der landwirtschaftlichen Nutzflächen oder Kläranlagen schlagen die Werte aus und erreichen an einem Entnahme-Punkt den Spitzenwert von 944 Mikroplastikpartikel pro Liter. Über die gesamte Länge der Queich fanden das Team von Wasser 3.0 im Mittel eine Belastung mit 240 Mikroplastikpartikel pro Liter und damit eine deutlich höhere Belastung als in der 55 km langen Alb, die Anfang März flächendeckend beprobt wurde. „Diese Werte sind zwar noch kein Grund zur maximalen Beunruhigung“, ordnet Schuhen ein, „es ist aber wichtig, dass man mit den Daten nun auf Ursachenforschung geht und ins Handeln kommt. Hotspots zu identifizieren ist das eine, sinnstiftende Lösungen bereitzustellen das andere.“
Wir haben ein Mikroplastik-Problem!
Seit Jahren beruhen Kommunikation und Berichterstattung rund um Mikroplastik in Gewässern vor allem auf Schätzungen. Obwohl längst anerkannt ist, dass Mikroplastik ein globales Umweltproblem darstellt, fehlte es bislang an einer standardisierten Analytik, die nicht nur eine fundierte Datenerhebung ermöglicht, sondern auch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse weltweit sicherstellt. Denn nur aus belastbaren und vergleichbaren Daten lassen sich wirksame politische Maßnahmen ableiten.
„Unsere Flüsse sind die Lebensadern unseres Planeten. Sie zählen zu den artenreichsten Lebensräumen und versorgen uns seit Urzeiten mit Wasser und Nahrung. Sie sind jedoch seit Längerem keine echten, sorgenfreien Lebensräume mehr. Wir Menschen haben sie gebändigt, indem wir sie aufgestaut, ausgebaggert und umgeleitet haben und nicht zuletzt täglich mit Millionen von Chemikalien verschmutzen“, erklärt Katrin Schuhen, die 2024 das Sachbuch „Rebellin des Wassers“ veröffentlichte.
Schon der Wasseratlas der Heinrich Böll Stiftung hat alarmierende Signale ausgesendet. Unsere Flüsse sind schon seit Jahren nicht mehr in der Lage, dem Chemikalien-Cocktail mit ihrer Selbstreinigungskraft entgegenzuwirken. Immer mehr und neue Chemikalien, deren Auswirkungen auf Menschen und Umwelt unbekannt sind, landen in unseren Gewässern. Das flächendeckende Monitoring oder gar Langzeitmonitoring ist kaum vorhanden. Viele Schadstoffe, darunter auch Mikroplastik, werden bisher nicht oder nur in geringem Umfang analysiert.
Daten- und Wissenslücken zu schließen ist die grundlegende Arbeit des gemeinnützigen Unternehmens Wasser 3.0 aus Karlsruhe
Durch Spenden und Sponsoring finanziert, kann das Forscherteam der Wasser 3.0 gGmbH seit diesem Jahr gemeinsam mit Schulklassen, lokalen Organisationen und Verbänden und durch das Mitwirken einzelner Bürgerinnen und Bürger regionale Flüsse und Bäche entlang ihres gesamten Verlaufs auf Mikroplastik beproben – von der Mündung bis zur Quelle, stromaufwärts, flächendeckend und innerhalb weniger Tage. Möglich wird diese vergleichende Datenerhebung durch ein standardisiertes Verfahren nach dem Citizen-Science-Ansatz.
Probleme sichtbar machen und schneller ins verantwortungsvolle Handeln kommen
„Die Beprobung ist in ihrer Form bislang einzigartig. Durch ein validiertes Standardprotokoll kann jede:r mithelfen“, fasst Katrin Schuhen zusammen. „Die Auswertung der Wasserproben findet im Mikroplastik-Labor statt. Möglich machen die schnelle und effiziente Analytik innovative Fluoreszenzmarker, die die Forscher:innen entwickelt haben. Diese Marker heften sich an Mikroplastikpartikel. Unter dem Fluoreszenzmikroskop leuchten sie je nach Fluoreszenz grün oder rot. Der Clou dabei: Natürliche Partikel leuchten nicht! „Dadurch können wir Mikroplastik sehr schnell und einfach sichtbar machen und zügig reale Daten auswerten, den bisherigen Blindflugmodus rund um die Belastung unsere Gewässer beenden und ins Handeln kommen. Durch die Nähe schaffen wir einen direkten Bezug und motivieren die Schüler:innen und Unterstützer:innen, über die Probennahme hinaus an der Lösungsfindung aktiv teilzunehmen.“
Alle Daten zu Mikroplastik werden in der Global Map of Microplastics für die breite Öffentlichkeit dargestellt.
Die Global Map of Microplastics ist der Dreh- und Angelpunkt der Datenkommunikation. Hier verbinden sich die Handlungsfelder der Wasser 3.0 gGmbH – die Bildungsaktivitäten WASoMI und aktueller Forschung im Bereich Mikroplastik-Detektion. „Wir nutzen die Global Map of Microplastics für die Stakeholder-Ansprache, indem wir Mikroplastikbelastungen kommunizieren und gleichzeitig an Lösungen für Wasser ohne Mikroplastik arbeiten“, erläutert Schuhen.
Die Ergebnisse des Mikroplastik Mappings sind ein erster Schritt: Lösungen dürfen nicht pauschal ausgerollt werden, sie müssen dort greifen, wo die Belastungen am größten sind. Die identifizierten Hotspots bieten dafür den entscheidenden Ansatzpunkt. Gemeinsam mit relevanten Stakeholdern sollen als Nächstes gezielt Maßnahmen entwickelt werden, die lokal Wirkung zeigen. Ein Leuchtturm für die technologischen Innovationen ist dabei die Kläranlage Landau. Hier forscht die Wasser 3.0 gGmbH seit vielen Jahren an Lösungen, um Mikroplastikeinträge zu vermeiden. Es geht aber nicht nur um Mikroplastik im Abwasser, sondern auch Plastikmüll am Ufer. Hier setzt die Organisation auf Kollaboration und Netzwerke, zum Beispiel mit ehrenamtlichen Organisationen wie der Surfrider Foundation e.V. „Wir sind der Meinung, dass der Fokus viel mehr auf Lösungskommunikation und Bewusstseinsbildung liegen sollte, gepaart mit konkretem Handeln vor Ort, z.B. Mitmachen beim Mikroplastik-Mapping, Clean-up-Aktionen und Maßnahmen zur Eindämmung von Müll – direkt am Fluss, im Alltag, im eigenen Umfeld.
Das ist die Queich
Die Queich ist ein ca. 55 Kilometer langer Fluss, der südlich von Hauenstein im Pfälzer Wald entspringt und bei Germersheim in den Rhein mündet. Die Queich bildet mit ihren Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim das größte zusammenhängende Wiesenbewässerungssystem in Deutschland und wurde 2023 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Die Wiesen dienen als Lebensraum für zahlreiche Vogelarten und sind gleichzeitig Naherholungsgebiet für viele Menschen der Region. Die Queich ist ein bedeutender Fluss in der Region, dessen Gewässerqualität direkt die Umwelt und Biodiversität beeinflusst.
In eigener Sache
Die Bildungsarbeit von Wasser 3.0 gGmbH wird zu 100 Prozent durch Spenden und Sponsoring ermöglicht. Nur mit dieser Unterstützung können wir Projekte wie „ALLES IM FLUSS“ umsetzen, Schüler:innen einbinden, Daten erheben und Menschen zum Handeln befähigen. Vielen Dank an alle helfenden und unterstützenden Hände.
Am 26. und 27.06.2025 veranstaltet die Wasser 3.0 gGmbH das zweite OPEN HOUSE in Landau in der Pfalz. Interessierte Bürger:innen sind genauso wie Expert:innen und Macher:innen aus der Umweltbranche herzlich eingeladen, sich direkt vor Ort über Lösungen aus der Mikroplastikkrise zu informieren. Anmeldungen sind über Eventbrite möglich.
Die Wasser 3.0 gGmbH ist ein im Mai 2020 gegründetes non-profit Unternehmen, das durch die Verknüpfung von high-tech Materialien und low-tech Verfahren in Verbindung mit systemischer Perspektive neue Wege für den Umwelt- und Gesundheitsschutz in der (Ab-)Wasserreinigung aufzeigt. Im Fokus stehen flexible, kosten- und energieeffiziente Lösungen für die Entfernung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen aus Wässern. Dazu gehören zum ersten Mal auch Detektionsverfahren und Weiterverwendungskonzepte. Entsprechend des Selbstverständnisses als Sustainability Entrepreneur handelt die Wasser 3.0 gGmbH Sektoren-übergreifend mit dem Ziel, messbare Beiträge zu den UN-Nachhaltigkeitszielen in den Bereichen verantwortungsbewusste Forschung, Green Innovation und nachhaltige Bildung zu leisten.
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