Zum 90. Geburtstag: „Blut ist ein ganz besondrer Saft“

Neun Jahrzehnte sind seit dem ersten Aufruf zur Blutspende in Leipzig vergangen. "Dieses Jubiläum ist ein Meilenstein, der die lange Geschichte und die Bedeutung unseres Instituts in der medizinischen Versorgung widerspiegelt", sagt Prof. Reinhard Henschler, der das Institut für Transfusionsmedizin (ITM) am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) seit 2018 leitet.
In der Entwicklung des Blutspendewesens spielte Leipzig eine Schlüsselrolle: Am 8. Dezember 1933 erschien der erste überregionale Aufruf zur Blutspende, ein Wendepunkt, der 1934 zur Gründung des ersten organisierten Blutspendernachweises in Deutschland führte. Heute ist das Institut vor allem in der Region ein medizinischer Partner von hoher Relevanz, bietet es doch eine besondere Kombination aus klinischer Transfusionsmedizin und umfangreichem Blutspendedienst.

Zur Geschichte des Blutspendens

Die historische Bedeutung von Blut in der Kultur und Medizin wird bereits durch Zitate von Pythagoras "Die Seele wird vom Blut ernährt", und Hippokrates "Blut verleiht dem Menschen das Bewusstsein" deutlich. In Goethes "Faust" spricht der Teufel Mephisto von Blut als ein "ganz besondrer Saft". "Blut wurde schon immer als lebenswichtig angesehen, von den alten Ägyptern bis zu den Römern", erklärt Prof. Henschler.

Erste Versuche tatsächlicher Bluttransfusionen, die Entdeckung des menschlichen Blutkreislaufs durch William Harvey im Jahre 1628 ging diesen voraus, erfolgten ab 1660 vom Tier zum Menschen. Obwohl die meisten Patient:innen die Prozedur nicht überlebten, prägten diese Versuche maßgeblich die nächsten Jahrhunderte. "1825 übertrug der englische Geburtshelfer James Blundell erstmals menschliches Blut erfolgreich an eine Wöchnerin. Dennoch blieben Bluttransfusionen von Mensch zu Mensch bis zur Entdeckung der Blutgruppen 1901 durch Karl Landsteiner ein Glücksspiel", so Reinhard Henschler.

Am 8. Dezember 1933 erschien in der Leipziger Tageszeitung der erste Aufruf an blutspendefähige Männer zwischen 21 und 50 Jahren. Der Leipziger Hochschulprofessor für Innere Medizin, Paul Morawitz, hatte seinen Assistenten Dr. Karl Adolf Seggel mit der Aufgabe betraut, im Krankenhaus St. Jacob in der Johannisallee 32 einen Spendernachweis für Leipzig aufzubauen. "Ziel dieses Nachweises war es, Kriterien für die Spendetauglichkeit zu erarbeiten, geeignete Spender zu suchen und zu vermitteln. Bis dahin wurden diese ja vor allem unter den Mitarbeitern in den Krankenhäusern rekrutiert", beschreibt Prof. Henschler die Anfänge des organisierten Blutspendewesens in Leipzig. Drei Jahre später waren bereits 530 Blutspender registriert und 1000 erfolgreiche Transfusionen durchgeführt. Ab 1941 durften dann auch Frauen zur Blutspende.

1962 wurde das Leipziger Bezirksblutspendeinstitut in der Delitzscher Straße in Leipzig neu aufgebaut. Die Entwicklung der Blutkomponententherapie, die  die Vollbluttransfusion schrittweise ablöste, sowie der maschinellen Blutspende waren dabei wesentliche Fortschritte. "Die Ressource Blut konnte nun sinnvoller genutzt werden, indem Patient:innen nur noch die Blutbestandteile zu transfundiert wurden, die sie für ihre Genesung benötigten", beschreibt Reinhard Henschler. Nach der politischen Wende fusionierte es 1991 mit dem universitären Gebietsblutspendedienst zum Institut für Transfusionsmedizin (ITM) an der Leipziger Universität. 2002 erlangte das ITM seine Eigenständigkeit unter dem Dach des UKL. "Seit 2013 befindet sich der Hauptsitz des Instituts wieder auf dem Gelände des UKL in der Johannisallee 32 – in dem Gebäude, in dem vor 90 Jahren in Leipzig mit dem ersten Aufruf zur Blutspende alles begann", so Prof. Reinhard Henschler stolz.

Intern wie extern:  Das ITM ist heute kompetenter und verlässlicher Partner 

Das Institut bietet aktuell eine besondere Kombination aus klinischer Transfusionsmedizin und einem umfangreichen Blutspendedienst. "Mit rund 20.000 aktiven Blutspende:innen und über 25.000 Transfusionen jährlich sind wir ein unverzichtbarer Teil der medizinischen Versorgung", erklärt Prof. Henschler. Die Herstellung von Spezialpräparaten und die Durchführung komplexer Therapien wie intrauterine Transfusionen – also die Übertragung von Spenderblut noch im Mutterleib – oder Plasmaaustausch sind besondere Stärken des Instituts. "Diese hochspezialisierten Therapien retten Leben und sind ein Beispiel für unsere fortwährende Innovation", betont Henschler. Der Transfusionsmediziner ist stolz auf die Arbeit seines Instituts und die hier gelungene Verbindung von klassischem Blutspendedienst und klinischer Transfusionsmedizin. Henschlers Augenmerk liegt zudem auf dem Ausbau der Forschungsaktivitäten am Institut und einer intensivierten Zusammenarbeit mit der Hämatologie und Onkologie, der Immunologie und dem Fraunhofer Institut für Immunologie und Zelltherapie (IZI). Das ITM bringt sich hier auf dem Gebiet der Herstellung von Zelltherapeutika für bewährte und neuartige Therapien im Bereich der Zelltransplantationen ein.

Die bedeutendste Aufgabe ist und bleibt aber die Blutversorgung, denn das Institut deckt über die eigene Blutspende den gesamten Bedarf des Universitätsklinikums Leipzig und eines Teils der Region ab. Eine der größten Herausforderungen liegt dabei auf der Hand: "Uns fehlt der Spendernachwuchs. Überall in Deutschland verzeichnen die Spendedienste seit einigen Jahren einen spürbaren Rückgang der Spendebereitschaft. Auch wir hier in Leipzig bemerken das zunehmend. Hinzukommt, dass wir täglich verdiente Blutspender:innen verabschieden müssen, die wir aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zulassen dürfen." Es sei daher wichtig, mit besonderen Events, Werbeaktionen und vor allem auch Präsenz auf Social Media-Kanälen potenzielle Blutspender:innen zu erreichen, so Reinhard Henschler. Jährliche Veranstaltungen, Events zu konkreten Anlässen und Gewinnspielaktionen gibt es so einige bei der Blutbank – und seit dem letzten Weltblutspendetag am 14. Juni ist der Traditionsblutspendedienst auch mit einem eigenen Kanal bei Instagram vertreten. Die aktuelle Jubiläumskampagne, die derzeit zum 90. Geburtstag im Stadtbild von Leipzig zu sehen ist, trägt ihren Teil zu mehr Sichtbarkeit der Blutbank bei. "Wir sind stolz auf unsere Geschichte und freuen uns darauf, auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung am UKL und weiteren Krankenhäusern in der Region zu leisten", schließt Henschler.

Über Universitätsklinikum Leipzig AöR

Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) versorgt als Klinikum der Maximalversorgung mit 1451 Betten jährlich mehr als 400.000 Patienten ambulant und stationär. Das UKL verfügt über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Mehr als 6000 Beschäftigten arbeiten hier und sorgen dafür, dass die Patienten Zuwendung und eine exzellente medizinische Versorgung auf höchstem Niveau erhalten. Damit ist das UKL einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region und Garant für Spitzenmedizin für Leipzig und ganz Sachsen.

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