Tarifrunde 2024: Für knapp 12 Millionen Beschäftigte laufen Vergütungstarifverträge aus – Die Kündigungstermine

Mit der Tarifrunde 2023 geht langsam ein besonders intensives Tarifjahr zu Ende, das von teilweise schwierigen und kontroversen Verhandlungen mit umfangreichen Warnstreiks begleitete wurde. In einigen großen Tarifbranchen dauern die Verhandlungen zudem noch an. Dies gilt insbesondere für den Einzelhandel sowie den Groß- und Außenhandel, wo bereits seit mehr als sieben Monaten verhandelt wird. Seit Oktober 2023 finden außerdem Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst der Länder statt, die bislang ebenfalls kein Ergebnis hervorgebracht haben. Schließlich haben im November 2023 die Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie begonnen, die sich angesichts der kontroversen Ausgangspositionen bis in das Jahr 2024 hinziehen könnten.

Zeitgleich werden bereits in vielen Branchen die Vorbereitungen für die Tarifrunde 2024 getroffen. Nach einer aktuellen Auswertung des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung laufen zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 für knapp 12 Millionen Beschäftigte von den DGB-Gewerkschaften vereinbarte Vergütungstarifverträge aus.

Dementsprechend zeichnet sich für die Tarifrunde 2024 folgender Verhandlungszyklus ab: Den Anfang machen Tarifbranchen wie das Bewachungsgewerbe oder die Druckindustrie, gefolgt im Frühjahr vom Bauhauptgewerbe und der Leiharbeitsbranche. Im Juni 2024 laufen die Tarifverträge der Chemischen Industrie und der Systemgastronomie aus. Schließlich starten ab September 2024 auch wieder die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie, der größten Tarifbranche in Deutschland. Erst Ende 2024 laufen die Tarifverträge für den Öffentlichen Dienst bei Bund und Gemeinden aus. Die dortigen Tarifverhandlungen werden dann den Auftakt der Tarifrunde 2025 bilden.

Wann in welchen Bereichen die gültigen Tarifverträge auslaufen, zeigt der tarifliche Kündigungsterminkalender des WSI-Tarifarchivs in der pdf-Version dieser PM (Link unten). Einige ausgewählte Beispiele größerer Tarifbranchen (in Klammern: Beschäftigtenzahlen, gerundet auf volle Tausend):

Dezember 2023:
– Bewachungsgewerbe (verschiedene Regionen) (155.000)
– Hotel- und Gaststättengewerbe (Hamburg, Brandenburg, Sachsen) (83.000)
– Ortskrankenkassen (AOK), Barmer, DAK (79.000)
– Kunststoff verarbeitende Industrie Bayern, Berlin, Brandenburg (79.000)
– Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (64.000)

Januar 2024:
– Privates Verkehrsgewerbe Niedersachsen (77.000)

Februar 2024:
– Druckindustrie (109.000)

März 2024:
– Bauhauptgewerbe (731.000)
– Leiharbeit (BAP, iGZ) (700.000)
– Hotel- und Gaststättengewerbe Bayern, Mecklenburg-Vorpommern (182.000)
– Privates Verkehrsgewerbe Baden-Württemberg (93.000)

April 2024:
– Privates Verkehrsgewerbe Nordrhein-Westfalen (176.000)
– Hotel- und Gaststättengewerbe Niedersachsen (ohne Weser-Ems), Thüringen (67.000)

Mai 2024:
– Private und öffentliche Banken (205.000)
– Hotel- und Gaststättengewerbe Schleswig-Holstein, Weser-Ems, ostfriesische Nordseeinseln, Nordrhein-Westfahlen (175.000)

Juni 2024:
– Chemische Industrie (587.000)
– Systemgastronomie (79.000)

September 2024:
– Metall- und Elektroindustrie (3.639.000)
– Maler- und Lackiererhandwerk (131.000)
– Hotel- und Gaststättengewerbe Baden-Württemberg (100.000)
– Dachdeckerhandwerk (72.000)

November 2024:
– Privates Verkehrsgewerbe Bayern (132.000)
– Volkswagen AG (100.000)

Dezember 2024:
– Öffentlicher Dienst Bund und Gemeinden (2.442.000)
– Gebäudereinigungshandwerk (490.000)
– Deutsche Post AG (160.000)

„Angesichts der Reallohnverluste der letzten Jahre wird auch die Tarifrunde 2024 unter einem hohen Erwartungsdruck der Beschäftigten stehen“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. „Hinzu kommen die eher schwachen Konjunkturaussichten für 2024. All dies deutet daraufhin, dass wir auch im nächsten Jahr eher schwierige Tarifverhandlungen erleben werden“, so der WSI-Experte.

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