Rumänische Wälder und Natura-2000-Gebiete brauchen dringend Schutz

Ein kürzlich veröffentlichter Investigativbericht enthüllt alarmierende Erkenntnisse über die anhaltende zerstörerische Nutzung der Wälder in rumänischen Natura-2000-Gebieten. Die Untersuchung umfasst 16 Bereiche in den Gebieten Maramureș und Făgăraș, Domogled, Frumoasa und Bârnova, die sowohl staatliche als auch private Wälder umfassen und von denen vier Gegenstand eines Vertragsverletzungsverfahrens durch die Europäische Kommission sind. Obwohl die Wälder ein Durchschnittsalter von 125 Jahren haben, gab es an allen untersuchten Standorten in diesen Schutzgebieten Abholzungsgenehmigungen und/oder aktive Holztransporte. Aus einer kleinen Stichprobe von Fällungsbescheiden (0,01 % aller Fällungsgenehmigungen in der öffentlichen rumänischen Datenbank) dieser 16 Standorte geht hervor, dass in den Jahren 2022 und 2023 rund 65.355,89 m³ Wald abgeholzt werden durften. Dies entspricht einer Fläche von 420 Fußballfeldern – dabei sind die illegalen Fällungen gar nicht mit eingerechnet.

Der von den Umweltorganisationen EuroNatur und Agent Green erstellte Bericht unterstreicht, wie dringend notwendig verbesserte Managementpläne und Verträglichkeitsprüfungen sind. Außerdem muss endlich Transparenz hergestellt werden, wie Entscheidungen zur Fällung geschützter Wälder getroffen werden. Der Bericht fordert ein Moratorium für die Abholzung in Schutzgebieten, bis die rumänische Regierung die notwendigen Verbesserungen beim Waldmanagement im Einklang mit den Erhaltungszielen der Natura-2000-Gebiete und dem EU-Umweltrecht vornimmt.

„Noch hat Europa natürliche Wälder, aber Rumäniens einzigartiges und unersetzliches Naturerbe ist in Gefahr, weil die Regierung in Bukarest kein Interesse an seinem Schutz hat“, sagt Bruna Campos, Senior Policy Manager bei EuroNatur. „Es muss schnell gehandelt werden, um die Abholzung zu stoppen und die Ur- und Naturwälder Rumäniens zu schützen.“

Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) und Naturverträglichkeitsprüfungen (NVP) sind unerlässlich, um die Auswirkungen von Eingriffen auf geschützte Arten und Lebensräume zu beurteilen, wie es das EU-Recht erfordert. Dennoch lag erschreckenderweise von den 16 untersuchten Standorten nur für einen eine UVP vor, und diese war von ungenügender Qualität. So wurde u. a. das Vorkommen einer stark gefährdeten Fischart, Romanichthys valsanicola, nicht berücksichtigt.

Die Untersuchung ergab, dass das selektive, schrittweise Abholzen von Bäumen, das sogenannte „progressive Abbholzen“, die am weitesten verbreitete und gleichzeitig schädlichste Art der Abholzung ist, die zu Ödnis wie nach Kahlschlägen führt. Diese Praxis ist hinsichtlich des Erhaltungszustands zuvor intakter und urwaldartiger Lebensräume, die für die biologische Vielfalt von entscheidender Bedeutung sind, zu hinterfragen.

Als eines der Hauptprobleme benennt der Bericht die mangelnde Transparenz über die Eingriffe in die Wälder, die für die Öffentlichkeit einsehbar sein sollten. Die maßgebenden Waldmanagementpläne wurden stark zensiert und wichtige Informationen wie Grundstücksbeschreibungen, Abholzungsvorschläge und detaillierte Waldkarten oft entfernt. Außerdem hat sich der Zugang zu Waldmanagementplänen auf Privatland als schwierig erwiesen, da Informationen in der Walddatenbank der Regierung fehlen.

„Waldinventuren und Fällungspläne sind die Grundlage für Transparenz. Es gibt ein rechtskräftiges Gerichtsurteil, wonach alle privaten und staatlichen Waldinventare öffentlich sein sollten. Dennoch hält die rumänische Regierung diese Daten weiterhin unter Verschluss. Daher kann sich die Öffentlichkeit nicht angemessen an der Entscheidungsfindung oder dem Monitoring beteiligen“, sagt Gabriel Paun, Geschäftsführer von Agent Green.

Die Ansätze der rumänischen Regierung, das Problem anzugehen, greifen bei weitem zu kurz. Die kürzlich erlassene Dringlichkeitsverordnung 177/2022 ließ die bestehenden Fällungsgenehmigungen außer Betracht und setzte lediglich eine Frist bis September 2023 für den Beginn des Prozesses zur Fertigstellung von NVPs für Waldmanagementpläne. Währenddessen gehen die Fällungen unter Missachtung der gesetzlichen Bestimmungen unvermindert weiter.

Die Nichtregierungsorganisationen hinter dem Bericht fordern umfassende UVPs und NVPs für alle Waldmanagementpläne, eine Novellierung des nationalen Rechts in Bezug auf Abholzungspraktiken sowie die Aufnahme aller Wälder in Natura-2000-Gebieten in das nationale Inventar.

EuroNatur und Agent Green empfehlen ein Moratorium für Fällungen in Schutzgebieten, bis alle Waldmanagementpläne und Fällungsgenehmigungen auf der Grundlage von Verträglichkeitsprüfungen neu bewertet worden sind. Sie betonen die Notwendigkeit, das rumänische Forstrecht mit den EU-Umweltbestimmungen in Einklang zu bringen, um die Erhaltungsziele der Natura-2000-Gebiete zu erfüllen.

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