Wiedersehen mit Markus Poschner

 

WAS              
2.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
„Spurensuche“
                     
WANN
Sonntag, 6. November 2022, 11 Uhr
Montag, 7. November 2022, 19:30 Uhr
 
WO                
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen

Markus Poschner ist zu Gast bei seinem ehemaligen Orchester, den Bremer Philharmonikern. Für das 2. Philharmonischen Konzert bringt der frühere Generalmusikdirektor die Symphonie Nr. 6 von Anton Bruckner als Souvenir aus dem Brucknerhaus Linz mit, wo er seit fünf Jahren das Bruckner Orchester als Chefdirigent leitet. Außerdem wird Poschner als Pianist seine Interpretation von Sulchan Nassidses Kammersymphonie Nr. 3 präsentieren – „Traces to Nowhere, märchenhaft jazzig! 

Gut fünf Jahre sind vergangen, seit Poschner letztmals die Bremer Philharmoniker dirigierte, entsprechend groß nun die Vorfreude bei ihm und dem Orchester auf das gemeinsame Konzert.

„Meine insgesamt zehn Jahre in Bremen waren eine unglaublich intensive Zeit mit vielen prägenden und unvergesslichen Erlebnissen im Theater wie im Konzert. Ich freue mich schon unglaublich auf ein Wiedersehen mit dem Bremer Publikum und den Bremer Philharmonikern, auf intensive Konzerte und herzliche Begegnungen“, so Poschner, der mit der Sechsten von Anton Bruckner selbstredend ein Werk des Namensgebers seiner neuen künstlerischen Heimat im Gepäck hat. In dieser Symphonie erklingt Bruckner in Reinstform: erhaben, erhebend, spirituell – vom majestätischen ersten Satz bis zum epischen Kampf des Finales.
 
Davor gibt es mit der Kammersinfonie des georgischen Komponisten Zulchan Nassidse einen kontrastreichen Kontrapunkt. Markus Poschner hat sich des Stückes angenommen und es in Jazzform gebracht. „‚Traces to nowhere‘ ist eine musikalische Spurensuche zu unseren kulturellen Wurzeln basierend auf der Kammersymphonie Nr. 3 des großen georgischen Komponisten Sulchan Nassidse“, erklärt Poschner, „Fließend zwischen Jazz, zeitgenössischer Musik und tausend Jahre alten georgischen Ton-Skalen spiegelt sich unsere Gegenwart an einer der eindrücklichsten Kompositionen des 20. Jahrhunderts.“ Für klassisch ausgebildete Musiker sei es ein herrliches Abenteuer, dabei als Kollektiv auch in die Improvisationen miteinzusteigen. „Da das Ergebnis jedes Mal ein anderes ist, ergibt sich aus diesem Prozess enorme Spannung. Man ist gezwungen, nur seinem Gehör zu vertrauen, nicht etwa den Noten“, so Poschner weiter, „Und es ist nicht weniger aufregend, nach so langer Zeit wieder an meine alte Wirkungsstätte zurückzukehren.“ 

Das Programm

Sulchan Nassidse (1927-1999)
recomposed von Markus Poschner (*1971)
Traces to Nowhere                                         
Kammersymphonie Nr. 3 für Klavier, Saxophon und Streichorchester
Uraufführung 18. Oktober 2020 in Linz
 
Anton Bruckner (18241896)
Symphonie Nr. 6 in A-Dur WAB 106    
– Majestoso
– Adagio: sehr feierlich
– Scherzo: Nicht schnell – Trio: Langsam
– Finale: Bewegt, doch nicht zu schnell
Uraufführung (Auszüge) 11. Februar 1883 in Wien
 
Markus Poschner, Dirigat und Klavier
Hugo Siegmeth, Saxophon

Informationen zu Künstlern und Programm / Auszüge aus dem Programmheft
 
Markus Poschner
Dirigat, Klavier
Chefdirigent Bruckner Orchester Linz Chefdirigent Orchestra della Svizzera italiana
Erster Gastdirigent Deutsches Kammerorchester Berlin. Seit seinem Antritt als Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz 2017 begeistern Markus Poschner und das österreichische Spitzenensemble gleichermaßen das Publikum und die internationale Presse. Dafür steht beispielhaft Poschners Vision, in der Bruckner-Interpretation eigene Wege zu gehen. Ein vorläufiger Höhepunkt dieses gemeinsamen Weges lag 2020 in der Auszeichnung zum „Orchester
des Jahres“ und „Dirigent des Jahres“ in Österreich. Seit seiner Auszeichnung mit dem „Deutschen Dirigentenpreis“ bereits im Jahr 2004 gastiert Poschner regelmäßig bei sämtlichen Spitzenorchestern und Opernhäusern der Klassik-Welt, darunter: Staatskapelle Dresden, Bamberger Symphoniker, Münchner Philharmoniker, Dresdner Philharmoniker, Konzerthausorchester Berlin, dem RSB Berlin und dem RSO Wien, Wiener Symphoniker, Orchestre National de France, Netherlands Philharmonic, NHK Tokio sowie an der Staatsoper Berlin, Hamburgische Staatsoper, Oper Frankfurt, Staatsoper Stuttgart und Opernhaus Zürich. Mit dem Orchestra della Svizzera italiana, dessen Chefdirigent Markus Poschner seit 2015 ebenso ist, gewann er den begehrten „InternationalClassicalMusicAward 2018“ (ICMA) für den bei SonyClassical erschienenen Brahms-Sinfonien-Zyklus. Gemeinsam mit dem Orchestre National de France wurde Poschner kürzlich für seine Produktion von Offenbachs „Maître Péronilla“ mit dem „Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik 2021“ ausgezeichnet. Nach dem Studium in München, sowie Assistenzen bei Sir Roger Norrington und Sir Colin Davis wirkte Poschner zunächst als 1. Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin. Von 2007 bis 2017 war er GMD der Bremer Philharmoniker. Im Juli 2010 ernannte ihn die Universität Bremen zum Honorarprofessor, ebenso die Anton-Bruckner-Universität in Linz im Jahre 2020. Das Bayreuther Festspielorchester dirigierte er erstmals bei dessen außergewöhnlichem Gastspiel 2019 in Abu-Dhabi mit Wagners „Walküre“. Zuletzt eröffnete Markus Poschner mit „Tristan und Isolde“ die Bayreuther Festspiele im Juli 2022
 
Hugo Siegmeth
Saxophon
Hugo Siegmeth versteht sich als europäischer Jazzmusiker, für den es selbstverständlich ist, auch klassische Musik als Improvisationsfeld zu nutzen. Im Banat (Arad/Rumänien) geboren, emigrierte er 1976 nach Deutschland. Noch während des Studiums am Richard-Strauss-Konservatorium München erhielt der Saxophonist 1998 den Bayerischen Jazzförderpreis sowie 2001 den vom Bayerischen Rundfunk verliehenen New Generation Award. Als Solist profilierte sich Siegmeth aufgrund seiner charakteristischen Farbgebung im Spannungsfeld von Jazz und Klassischer Musik zu einem der eigenständigsten Vertreter am Saxophon. 2015 wurde er dafür mit dem Förderpreis Musik der Stadt München ausgezeichnet. Seine Konzerttätigkeit als Solist und künstlerischer Leiter führt zu zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen sowie Auftritten auf internationalen Festivals und Bühnen wie Montreux (Jazz Festival), New York (Lincoln Center), Singapur (New Arts Festival), Linz (Ars Electronica), zu Tourneen durch Nord- und Südamerika, Australien, Europa sowie im Auftrag des Goethe-Instituts durch Zentralasien und in den Sudan. Zu hören ist er dabei in so vielfältigen Besetzungen wie dem Hugo Siegmeth Ensemble, im Duo mit dem Lautenisten Axel Wolf sowie auch mit Clark Terry, Michael Wollny, dem Ensemble Sarband, der Bayrisch Jazz Group, dem Deutschen Kammerorchester Berlin, dem Bruckner Orchester Linz wie auch dem Orchestra della Svizzera italiana, beide unter der Leitung von Markus Poschner, oder bei der zeitgenössischen Oper Die Soldaten unter der Leitung von Kirill Petrenko an der Staatsoper München. Seit 2006 komponiert Hugo Siegmeth in kontinuierlicher Zusammenarbeit mit Robert Papst (Scoreworx Studios) regelmäßig Filmmusiken. Seit 2014 ist Siegmeth zudem künstlerischer Leiter der Lehrer Big Band Bayern mit reger internationaler Konzerttätigkeit an Schulen. Einladungen als Dozent bei Meisterkursen und Workshops führen zum „Festival junger Künstler Bayreuth“, an die Hochschulen Regensburg und München sowie – mit Schwerpunkt interkultureller Austausch und Jugendförderung – nach Tunis, Astana, Ulan Bator, Lima, Santiago de Chile, Sibiu und Bagamoyo.
 
Sulchan Nassidse / Markus Poschner
Traces to Nowhere
Kammersymphonie Nr. 3 für Klavier, Saxophon und Streichorchester
Der Pianist und Komponist Sulchan Nassidse zählt zu den bekanntesten georgischen Komponisten. Neben insgesamt acht Symphonien hat er Konzerte, Kammermusik, Ballette und das Oratorium „My Country“ komponiert. 1969 hatte Nassidse seine Kammersymphonie Nr. 3 komponiert, eine zum Bersten expressive Musik mit einer Fülle von motivisch-thematischen Einfällen. Nassidse setzt hier auf Kontraste, die voll ausgereizt werden. Auf dem Papier ist die Kammersymphonie zwar einsätzig, sie folgt bei genauerem Hinsehen und Zuhören aber einer verdeckten Dreiteiligkeit. Nach einer von den Streichern zunächst unisono gespielten Einleitung, die die pathetische Grundstimmung der Komposition bereits anklingen lässt, übernehmen zunehmend aggressiv klingende Akkorde die Herrschaft, die wiederum einer getragenen Stimmung weichen. Der mittlere Teil der Kammersymphonie entfaltet diese aggressiven Akkorde dann mit voller Wucht und Energie. Energische, motorisch stampfende Streicherklänge, die an Béla Bartók und Sergej Prokofjew erinnern, treiben das Werk unerbittlich nach vorn. Die Musik steigert sich zu einer Art wildem Tanz, der nach einem furiosen Höhepunkt wieder abebbt. Der dritte und letzte Teil der Kammersymphonie ist ein elegisches Largo mit abschließendem Epilog. Es ist ein ergreifender, zutiefst melancholischer Klagegesang, dessen fallende Melodiebögen wie resignative Seufzerfiguren wirken. Nassidses Gefühl für Spannung und Dramaturgie, gepaart mit einer höchst virtuosen Tonsprache, die dem Streicherapparat spieltechnisch das Äußerste abverlangt, ließ ein Werk entstehen, das sich nicht dem klassischen Gerüst einer Symphonie unterordnet, sondern dem linearen Verlauf einer Erzählung folgt. Poschners Recomposing dieses Werkes für Orchester, Klavier und Saxophon bezeichnet er als musikalische Spurensuche: “Ein weitergespannter Dialog mit dem Orchester beschreibt eine geheimnisvolle und fremd anmutende Welt, die ihre musikalischen Wurzeln in der uralten Musiktradition des Kaukasus verortet weiß.“ Der Bezug zu Nassidse und dessen Kammersymphonie kommt auch durch persönliche Verbindungen Poschners zu diesem Land zu Stande: „Ich habe Georgien sehr oft bereist, ich war ja vor langer Zeit einmal Chefdirigent des wunderbaren Georgischen Kammerorchesters. Daher bin ich mit den Musiktraditionen dort einigermaßen vertraut, habe viel georgische Musik uraufgeführt und auch georgische Volksmusik kennengelernt.“ Mit dem Ursprungsmaterial der Symphonie ist der Dirigent bei der Bearbeitung sehr umsichtig umgegangen: „Letztlich habe ich kaum eine Note von Nassidses Symphonie verändert, sondern nur hinzugefügt und umgestellt, sozusagen Ebenen eingeschoben, musikalische „Fenster“ aufgemacht für einen Dialog mit Klavier und Saxophon. So entstanden Plattformen für Improvisation, die eng verwoben sind mit der enormen Expressivität dieser beeindruckenden Komposition“, so Poschner.
 
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 6 in A-Dur WAB 106
Es gibt Hinweise darauf, dass Bruckner zur Zeit der Komposition der Sechsten gerade in einer Krise steckte. Eine Rolle spielte dabei die katastrophale Uraufführung der der 3. Symphonie in Wien im Dezember 1877. Bruckner war am Boden zerstört, glaubte aber nach wie vor an seine künstlerische Berufung, für die nicht zuletzt sein unerschütterlicher Glaube an Gott eine wichtige Stütze war. Der erste Satz zeigt eine typische Sonatenform mit drei eigenständigen, meist klar getrennten Themengruppen. Das Hauptthema der ersten Gruppe erscheint leise in den Kontrabässen nach einer knappen rhythmischen Figur der Geigen. Gekennzeichnet durch eine latente Moll-Düsternis und typische Brucknersche Stilelemente erklingt es schließlich in voller Fortissimo-Pracht. Im weiteren Verlauf des Satzes hören wir überall Anspielungen auf Wagner, bevor die Musik rhythmisch komplexer wird. Bruckner überlagert hier mehrere rhythmische Schichten, so dass sich eine aus relativ einfachen Rhythmen zusammengesetzte, insgesamt aber ungeheuer komplexe Gesamtstruktur ergibt. Die dritte Themengruppe wird im Wesentlichen von einem Motiv mit punktiertem Rhythmus angetrieben. Nach einer Reihe von Aufschwüngen verdichtet sich die musikalische Handlung, bis die Holzbläser schließlich einen sanften, klangvollen Schluss setzen. Die Durchführung konzentriert sich vor allem auf die kontrapunktische Erkundung des Beginns des Hauptthemas und gipfelt in einer fesselnd inszenierten Scheinreprise des kompletten Hauptthemas in Es-Dur. Der eigentliche Beginn der Reprise in A-Dur kommt dann erst später, dafür aber im dreifachen forte. Nach einer verkürzten Reprise schreibt Bruckner eine Coda, in der er harmonisch alle Register zieht. Das Hauptthema erstrahlt ein letztes Mal, eine Apotheose in reinem A-Dur schließt den Satz ab. Als Kontrast folgt ein sehr intimes Adagio wiederum in Sonatenform mit drei Themen. Das erste davon hat den Charakter eines Klagelieds, der zweite Gedanke ist melodisch opulent, und der dritte ist ein Trauermarsch, der von Bass-Pizzicati und Pauken vorangetrieben wird, bevor die Musik schließlich in einer wunderbar ätherischen Coda verklingt. Dieser Satz nimmt die langsamen Sätze in Bruckners nächsten Symphonien vorweg, nicht zuletzt durch einen unterschwellig religiösen Charakter. Kurz und bündig könnte das Motto des für Brucknersche Verhältnisse sehr kompakten Scherzos sein: Nicht nur seine Länge (nur 110 Takte), sondern auch die extrem kurzen Motive machen es zu einem fast schelmischen Kuriosum in Bruckners Schaffen. Bruckner witzelte, die Sechste sei seine „frechste“ Symphonie. Das Finale beginnt in den Bratschen mit einem typischen Bruckner-Tremolo. Hier ist es das von den Violinen vorgetragene Hauptthema der ersten Gruppe, das einen elegischen Charakter hat. Dieser Charakter zieht sich über weite Strecken des Finales hin, das ebenfalls in Sonatenform mit drei thematischen Gruppen aufgebaut ist. Die dramatische Struktur des Satzes ist nicht zuletzt durch Abbrüche und Neuanfänge gekennzeichnet.
Zu Lebzeiten hörte Bruckner im Jahr 1883 nur die beiden Binnensätze. Die Aufführung der gesamten Symphonie fand erst am 26. Februar 1899 unter der Leitung von Gustav Mahler statt, der allerdings gravierende Kürzungen und Anpassungen an der Orchestrierung vornahm. In der Urfassung erklang Bruckners 6. Symphonie erst 1935 unter dem Dirigenten Paul van Kempen.

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