Gassner kämpft um dritten Platz im Weltcup-Team

Skeletoni Alex Gassner befindet sich auf der Zielgeraden seiner Karriere. Der 33-Jährige vom BSC Winterberg denkt daher „nur noch von Saison zu Saison“, wie er in einem Gespräch mit dem Sportzentrum Winterberg (SZW) betont. In den Selektionsrennen will er sich gegen den drängenden Nachwuchs durchsetzen und sich das dritte Ticket im deutschen Weltcup-Team sichern. Sein größter Wunsch? „Meine Frau Lorena und mein Sohn Levi sollen mich einmal an und in der Bahn live erleben.“

SZW: Wir treffen Dich auf dem Gelände der VELTINS-EisArena. Du befindest Dich auf der Zielgeraden Deiner Karriere. Wie ist momentan der Stand der Vorbereitungen für die nacholympische Saison?

Gassner: Ich freue mich, wieder hier zu sein. Ja, auf der Zielgeraden meiner Karriere: Wir sind mitten in den Vorbereitungen. Ich fühle mich gut, es läuft sehr gut. Ich habe heute mit meinem Trainer Heiner Preute eine Startanschub-Einheit absolviert. Wir waren zuvor zehn Tage in Kienbaum und haben hart trainiert. Jetzt geht es erstmals aufs Eis, zum Startlehrgang in Oberhof. Ich freue mich auf die weitere Vorbereitung.

SZW: Wenn wir einen weiteren Blick auf die neue Saison und Deine sportliche Zukunft werfen, müssen wir den Blick auch auf die vergangene, olympische Saison richten. Welche Erkenntnisse nimmst Du mit?

Gassner: Ich nehme nicht nur die Erkenntnisse der vergangenen Saison mit, sondern werfe den Blick insgesamt vier Jahre zurück bis zu den Spielen 2018 in PyeongChang. Bei meinen ersten olympischen Spielen wollte ich erst mal alles kennenlernen und ein bisschen rein horchen. Danach habe ich mich Schritt für Schritt an die Weltspitze heran gekämpft. Das war ein harter Kampf. Viele haben nicht geglaubt, dass ich das noch schaffe. Ich habe es aber geschafft, darauf bin ich sehr stolz. Mit dem großartigen Rückhalt von Heiner Preute, von Personal Coach Maik Thies, Physiotherapeut Christopher Deltow sowie des BSC Winterberg haben wir uns Stück für Stück ran gekämpft und  sehr gute Ergebnisse erzielt.

SZW: Bei den Spielen in Peking hast Du den achten Platz belegt, zwischen den beiden Dukurs-Brüdern – das zur Einordnung Deiner Leistung.

Gassner: Natürlich sind wir unter ganz anderen Voraussetzungen nach Peking gefahren. Ich habe mit einer Medaille geliebäugelt, ganz klar. Der Plan ist nicht ganz aufgegangen. Es war ein harter Kampf. Nach dem ersten Tag lag ich schon nicht mehr ganz auf Medaillenkurs. Am zweiten Tag habe ich noch einmal alles versucht. Ich habe viele Nachrichten von Zuhause erhalten, die mich motiviert haben, um jedes Hundertstel, ja Tausendstel zu kämpfen. Das habe ich auch gemacht. Ich denke, das zeichnet mich aus, bis zum vierten Lauf alles zu geben.

SZW: In diesem Jahr musst Du auch als Mitglied des Olympiakaders die Selektionsrennen in Altenberg, Sigulda und Winterberg fahren. Wie siehst Du die Chancen, auch angesichts des nachrückenden Nachwuchses?

Gassner: Christopher Grotheer und Axel Jungk sind als Medaillengewinner von Peking gesetzt. Das ist auch richtig so. Ich muss um das dritte Weltcup-Ticket kämpfen, das werde ich in den vier Selektionsrennen auch machen. Davon sind zwei auf meiner Heimbahn in Winterberg. Klar, die jungen Burschen rücken nach. Ich versuche aber, meine Klasse und meine Erfahrung in die Waagschale zu werfen. Mein großes Ziel ist es, mich durchzusetzen. Ich will mich auch auf der Zielgeraden meiner Karriere weiterentwickeln. Ich denke, die Chance habe ich. Mein großes Ziel ist die WM in St. Moritz. Vielleicht noch einmal mit einer Medaille in meine letzte Saison zu gehen. Ich denke jetzt nur noch von Saison zu Saison. Was nach dieser Saison noch kommt, steht in den Sternen.

SZW: Du lebst mit Deiner Frau Lorena und Deinem Sohn Levi in Aschaffenburg. Du bist oft unterwegs, auf Lehrgängen und auf Wettkämpfen. Das ist alles nicht so einfach …

Gassner: Lorena und Levi warten Zuhause. Es war in den beiden letzten Jahren nicht so einfach. Wegen Corona waren keine Zuschauer an den Bahnen, das war sehr, sehr schade. Neben den sportlichen Ambitionen habe ich in Richtung Karriereende daher noch einen ganz großen Wunsch: Meine Familie soll mich einmal live an und in der Bahn erleben. Und dafür kämpfe ich.

SZW: Alex, vielen Dank für das Gespräch.

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