Hamburger Produzentenpreis 2021 im Rahmen von Filmfest Hamburg überreicht

Der mit 75.000 Euro dotierte Hamburger Produzentenpreis wurde gestern Abend von Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda überreicht. Der seit 2014 bestehende Preis würdigt die besonderen Leistungen von deutschen Produzentinnen und Produzenten sowie von Film- und Fernsehproduktionsfirmen. Er wird in den Wettbewerbskategorien „Internationale Kino-Koproduktion“, „Deutsche Fernsehproduktion“ sowie „Deutsche Kinoproduktion“ mit einem Preisgeld in Höhe von je 25.000 Euro vergeben. Erstmals wurde in diesem Jahr zudem ein Sonderpreis für serielle Formate in Höhe von 5.000 Euro vergeben.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit dem Hamburger Produzentenpreis würdigt die Stadt den Mut, die Risikobereitschaft und die herausragenden Leistungen der Produzentenlandschaft. Wir wollen damit insbesondere auch den unabhängigen Produzentinnen und Produzenten den Rücken stärken, die in den vergangenen Monaten mit Gestaltungswillen und Verantwortungsbewusstsein der Corona-Pandemie getrotzt haben. Die Jury hat auch dieses Jahr wieder beeindruckende Produktionen ausgezeichnet, die deutlich machen, mit welcher Kraft der Film uns gesellschaftlich relevante Themen nahebringen kann. Es ist auch den ausgezeichneten Produktionen ganz maßgeblich zu verdanken, dass wir dieses Jahr wieder im Rahmen von Filmfest Hamburg ein so vielfältiges und beeindruckendes Kinoprogramm erleben dürfen.“

Prof. Dr. Johannes Kreile, Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF): „Wir freuen uns über die Auszeichnung der Produktionsfirma Fandango Film. Die VFF als Verwertungsgesellschaft, die das Leistungsschutzrecht der Produzenten und der Sender wahrnimmt, will damit die produzentische Leistung bei der Herstellung von Filmen würdigen und dem Preisträger mit dem Preisgeld ermöglichen, in neue Projekte zu investieren.“ 

Albert Wiederspiel: „Wir gratulieren unseren Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich. Nach einem Jahr Pause freuen wir uns über die vielen starken Wettbewerbsfilme aus Deutschland und der ganzen Welt, so auch über den Preisträgerfilm Lingui aus dem Tschad, ein Land, das eher selten auf der filmischen Landkarte auftaucht und dessen Bildsprache die Jury überzeugt hat.“  

Den Preis in der Kategorie „Deutsche Kinoproduktion“ gewann der Produzent Jonas Weydemann (Weydemann Bros.) für den Film Niemand ist bei den Kälbern (Regie & Drehbuch: Sabrina Sarabi).

Den Hamburger Produzentenpreis „Internationale Kino-Koproduktion“ erhielt die deutsche Produzentin Melanie Andernach (Made in Germany Filmproduktion) für die internationale Koproduktion mit Frankreich, Belgien, Deutschland und dem Tschad Lingui (Regie & Drehbuch: Mahamat-Saleh Haroun).

Die Jury sprach außerdem eine lobende Erwähnung für die internationale Koproduktion Der Fremde aus (Regie: Ameer Fakher Eldin, Deutsche Koproduzentin: Dorothe Beinemeier, Red Balloon Film). Die Preisgelder für beide Kategorien in Höhe von 50.000 Euro werden von der Behörde für Kultur und Medien finanziert.

Gewinner des Hamburger Produzentenpreises „Deutsche Fernsehproduktion“ ist der Produzent Jürgen Schuster (Fandango Film) für den Film Schlaflos in Portugal (Regie: Florian Froschmayer, Drehbuch: Saythan Ramesh). Das Preisgeld für diese Auszeichnung in Höhe von 25.000 Euro wird von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF) gestiftet, die auch das Preisgeld für den Sonderpreis für serielle Formate in Höhe von 5.000 Euro zur Verfügung stellt. Den Sonderpreis erhielten in diesem Jahr erstmals die Produzenten Ulf Israel und Reik Möller für die Produktion Warten auf’n Bus (Regie: Fabian Möhrke, Drehbuch: Sophie Decker, Oliver Bukowski).

Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda verlieh den Hamburger Produzentenpreis am Abend der Explorer Konferenz, die sich in der zweiten Ausgabe mit den Herausforderungen und Chancen des Produzierens im digitalen Zeitalter auseinandergesetzt hat.

Mitglieder der Jury „Deutsche Kinoproduktion“ waren die Produzentin Martina Haubrich, der Regisseur und Dramaturg Julian Pörksen sowie der Regisseur und Autor Arman T.Riahi aus Österreich. Zur Jury „Internationale Kino-Koproduktion“ gehörten der Filmeditor Andrew Bird, der iranische Kameramann und Produzent Mohammad Reza Jahanpanah sowie die Agentin Marie Luise Schmidt. Die dritte Kategorie „Deutsche Fernsehproduktion“ sowie den Sonderpreis für serielle Formate jurierten die Produzentin Lisa Blumenberg, die Schauspielerin Luise Wolfram und der Regisseur Max Zähle

Die VFF ist die Verwertungsgesellschaft von deutschen Auftragsproduzenten, öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, einigen privaten Sendeunternehmen und regionalen Fernsehveranstaltern. Die Gesellschaft nimmt treuhänderisch deren aus dem Leistungsschutzrecht resultierende Rechte und Vergütungsansprüche wahr. Vorsitzender des Aufsichtsrats der VFF ist Alexander Thies, Geschäftsführer ist Prof. Dr. Johannes Kreile.

Aus den Begründungen der Jury:

Internationale Kino-Koproduktion: Lingui

In der ersten Szene des Films reißt eine Frau in harter physischer Arbeit abgefahrene LKW-Reifen auseinander. Danach biegt sie den Kern dieser alten Reifen zurecht, um daraus dekorative Brennöfen zu gestalten, die sie zum Überleben verkauft. In beeindruckenden Bildern festgehalten und großartig montiert, ist diese Eröffnung programmatisch für die weitere Geschichte des Films. Die 15-jährige Tochter der Frau ist schwanger, das Ergebnis einer Vergewaltigung, und die Tochter will das Kind nicht behalten. Eine Abtreibung aber ist gegen die Landessitten und Gesetze, und nicht zuletzt gegen die religiöse Überzeugung der Mutter, die sich selbst überwinden muss, um ihrer Tochter zu helfen. Es ist ein Film, in ausgereifter kinematografischer Sprache erzählt, mit überzeugenden Leistungen in allen Gewerken, von Kamera, Schnitt, Kostüm, Sound Design und Produktions-Design, die alle im Dienst der Geschichte stehen. Er zeigt uns eine Welt, in der die Solidarität unter Frauen Bewegung nach vorne bringt, uns Zuschauer·innen Mut macht, dass selbst in Situationen, die ausweglos scheinen, alte Mäntel abgeworfen und neue Wege in eine bessere Zukunft bestritten werden können.

Internationale Kino-Koproduktion/Lobende Erwähnung: Der Fremde

In poetischen Bildern und mit fantastischen Schauspieler·innen erzählt Der Fremde eindrucksvoll die Geschichte eines Mannes, der fremd in seiner von fremder Hand bestimmten Heimat ist. Selbst in seiner Familie kann er keine Heimat finden. Ein neuer Anfang anderswo ist für die Hauptfigur keine Option, weil er auch dort ein Fremder wäre. Das Regiedebüt von Ameer Fakher Eldin hat uns tief berührt, so dass wir ihn … mit einer Lobenden Erwähnung auszeichnen möchten. Ein Film, der uns viel zum Nachdenken gibt.

Deutsche Kinoproduktion: Niemand ist bei den Kälbern

Im besten Fall sind Produzentinnen und Produzenten Möglich-Macher einer eigenständigen künstlerischen Vision. Das erfordert Mut und Vertrauen. Beides haben unsere Preisträger bewiesen, indem sie einen ebenso eigenwilligen wie schonungslosen Film ermöglicht haben. Ein bedrückendes Drama aus der ostdeutschen Provinz, das Leben einer verlorenen jungen Frau zwischen zerstörerischer Ausweglosigkeit und der Sehnsucht nach Ausbruch. Wie das Leben seiner Protagonistin hinterlässt uns der Film in schwelender Unsicherheit und fordert uns heraus. Regisseurin Sabrina Sarabi und Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl funktionieren hier in einer fast beängstigenden Symbiose, der man trotz aller Widrigkeiten beinahe widerstandslos in den Abgrund folgen möchte.

Deutsche Fernsehproduktion: Schlaflos in Portugal

„Schlaflos in Portugal“ kommt federleicht und anspielungsreich daher. Das Setting, ein Ferienhaus mit Pool und traumhaften Blick über die Algarve Küste, könnte schlichten Fernseheskapismus erwarten lassen.

Aber so ist „Schlaflos in Portugal“ nicht. Der Film in der genauen Inszenierung von Florian Froschmayer lotet das weite Feld der Liebe auf überraschende, tiefgründige und lebenskluge Weise aus. Zudem ist er Dank der brillanten, schlagfertigen Dialoge und des immer wieder überraschenden Drehbuchs von Sathyan Ramesh extrem unterhaltsam.

Der Film nimmt sich die Zeit, zwei erwachsenen Menschen, großartig gespielt von Ulrike Tscharre und Oliver Mommsen, dabei zuzuschauen, wie sie sich nach und nach mit anderen Augen anschauen. Wir sehen dabei zu, wie aus Freundschaft Liebe wird. Eine unmögliche Liebe, denn zu Hause warten der Ehemann und die Ehefrau.

Das Drehbuch bereitet dem exzellenten Schauspielensemble, neben den beiden genannten auch Melika Foroutan und Barry Atsma – ein weites Feld. Die Liebesgeschichte mündet in einem grandiosen dritten Akt, in der alle Protagonisten aufeinander treffen, und den schönsten, widersprüchlichsten und überraschenden Erkenntnissen über das Leben und die Liebe.

Der Film wurde in Coronazeiten unter schwierigen Bedingungen und mit hohem produzentischem Risiko gedreht. Und dem Produzenten haben wir – wie wir gehört haben – den einzigen Kuss zu verdanken, der zwischen den Neu-Verliebten getauscht wird. Vielen Dank für diesen Kuss und für das Vertrauen der Macher und der Redaktion (Christoph Pellander und Katja Kirchen von der Degeto) in das Genre Liebesfilm, das hier at its best erfüllt wurde.

Sonderpreis für serielle Formate: Warten auf’n Bus

Wir haben uns für WARTEN AUF´N BUS entschieden, weil die Serie so pur daherkommt, als würde man durch ein Brennglas Menschen beim Menscheln beobachten. Eine vermeintlich simple Setzung, die sich zu einem wahrhaftigen Kosmos von lebensnahen Lebensphilosophien entfaltet, in dem die Akteure ihre Konflikte immer auf Augenhöhe mit sich und mit dem Zuschauer verhandeln und leben. Der zärtliche Blick auf die Figuren, wunderbar inszeniert von Fabian Möhrke, erreicht und berührt uns. Über die menschliche Komponente hinaus erfahren wir zudem viel über die jeweils spezifische DDR-Vergangenheit der Figuren ohne einen didaktischen Bildungsauftrag dahinter. Die Serie bietet damit einem Thema eine Bühne, welches im deutschen Fernsehen zuweilen unterrepräsentiert ist. 

Bei dem Konzept von WARTEN AUF´N BUS gibt es keine Möglichkeit sich zu verstecken – das Setting ist pur und nackt und dadurch radikal und mutig. Hier schaffen die Produzenten Ulf Israel und Reik Möller einen Raum, eine Bühne für ein Kammerspiel der Extraklasse, in dem die wunderbaren Schauspieler um Ronald Zehrfeld, Felix Kramer und Jördis Triebel zu Höchstform laufen. Die klugen, spannenden, witzigen und auch wahrhaftigen Dialoge von Sophie Decker und Oliver Bukowski lassen den Zuschauer mitfühlen, mitfiebern und mitstreiten. Tiefgründige Themen kommen so leichtfüßig daher wie eine „erfrischende Briese im Hochsommer – gemischt mit einem Hauch Dieselgeruch“.

Wir schauen nicht nur zu, wir denken, fühlen, streiten mit und wollen immer mehr über die Figuren und deren Sorgen und Träume erfahren. Man will weiterschauen – und unbedingtes Muss für ein serielles Format.

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