VCD: Connecting Europe Express oder Disconnecting Stuttgart from Europe? Gäubahn erhalten und Zugverbindungen in die Schweiz und Italien ausbauen

Für den Erhalt der Gäubahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof warb der ökologische Verkehrsclub VCD anlässlich der Zwischenstopps des Sonderzuges „Connecting Europe Express“ der Europäischen Union im Stuttgarter Hauptbahnhof auf der Fahrt in die Schweiz. „Die EU setzt sich für eine Verknüpfung der Eisenbahnnetze und eine grenzüberschreitende Verbindung der großen Städte per Eisenbahn ein“, begrüßt Matthias Lieb, Landesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclubs VCD, die EU-Initiative. Tatsächlich haben sich in den letzten 25 Jahren die internationalen Verbindungen von Stuttgart Richtung Süden deutlich verschlechtert. Damals gab es noch Nachtzüge nach Neapel und Rom: „Im Jahr 1996 fuhren täglich fünf Züge nach Italien und sieben in die Schweiz. Heute fahren nur noch sieben Züge bis nach Zürich, es gibt keine Verbindungen über Zürich hinaus oder nach Italien. Ab 2025 soll es auch keine direkten Züge von Stuttgart Hbf aus in die Schweiz geben“, beschreibt Matthias Lieb die Entwicklung.

Für den Wegfall der Züge ab 2025 ist aus Sicht des VCD die Stadt Stuttgart verantwortlich. „Die Landeshauptstadt betreibt mit der geplanten Unterbrechung der internationalen Verbindung in die Schweiz und weiter nach Italien das Gegenteil der EU-Initiative – sozusagen Disconnecting Stuttgart from Europe“, beklagt Matthias Lieb und fordert die Stadt Stuttgart zum Erhalt der Direktverbindung nach Zürich vom Hauptbahnhof auf. und auch Direktverbindungen nach Italien sollte es wieder geben.

Derzeit sei völlig unklar, wie die Gäubahn Richtung Süden zukünftig an den Stuttgarter Hauptbahnhof angebunden werden – sicher sei nur, dass eine neue Anbindung frühestens in 10 oder 15 Jahren gebaut sein werde, stellt der VCD fest.

Aus Sicht des VCD ist die Planrechtfertigung für die Gäubahnunterbrechung aufgrund der Zeitverzögerung bei der Realisierung der neuen Gäubahnanbindung entfallen. Deshalb fordert der VCD, die Bauplanung zu ändern, dass die heutige Gäubahnstrecke zum Stuttgarter Kopfbahnhof solange erhalten bleibt, bis eine neue Gäubahnanbindung zum Stuttgarter Hauptbahnhof fertiggestellt ist. Der VCD weist darauf hin, dass der Erhalt der Strecke zum Hauptbahnhof nicht nur für die Fahrgäste die beste Lösung ist, sondern auch die geringsten Baukosten verursacht. Der vorgesehene Bau eines neuen Ersatzbahnsteiges am Nordbahnhof sei mit 2,3 Mio. € teurer als die Baukosten zur Aufrechterhaltung des Zugverkehrs auf der Gäubahn bis zum Hauptbahnhof (1,5 Mio. €).

Hintergrundinformation:

Mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21 wird eine neue S-Bahn-Station Mittnachtstraße zwischen Hauptbahnhof und Nordbahnhof errichtet. Zur Anbindung der S-Bahngleise an den neuen Haltepunkt muss die S-Bahntrasse abgesenkt werden. Dabei wird in ein Mauerfundament am Gäubahndamm eingegriffen, so dass dieser instabil wird. Da nach den ursprünglichen Planungen die neue Anbindung der Gäubahn gleichzeitig mit der Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofes in Betrieb gehen sollte, wurde in der Planfeststellung eine Unterbrechung der Gäubahn ca. 6 Monate vor Inbetriebnahme von Stuttgart 21 genehmigt. Deshalb soll die Unterbrechung der Gäubahn im Sommer 2025 erfolgen. Es soll für mind. 2,3 Mio. € ein neuer Bahnsteig am Nordbahnhof errichtet werden.

Aufgrund der fehlenden Planfeststellung für die Gäubahnanbindung kann eine neue Gäubahnanbindung aber erst in 10-15 Jahren realisiert werden. Die Rechtfertigung für die Planfeststellung der Gäubahnunterbrechung ist damit entfallen. Eine Stabilisierung des Gäubahndamms zur Erhalt der Zugfahrten zum Kopfbahnhof würde rund 1,5 Mio. € kosten.

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