Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2021

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juni 2021 einen Überschuss von 22,5 Mrd €. Das Ergebnis lag um 9,4 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand ein Anstieg der Salden im Warenhandel und insbesondere im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.    

Im Warenhandel weitete sich der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber Mai um 2,3 Mrd € auf 16,2 Mrd € aus. Dabei nahmen die Warenausfuhren stärker zu als die Wareneinfuhren.

Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen kehrte sich das Defizit von 0,8 Mrd € im Vormonat wieder in einen Überschuss, der sich auf 6,2 Mrd € belief. Ausschlaggebend dafür war, dass bei den zuvor per saldo mehr oder weniger ausgeglichenen Primäreinkommen Nettoeinkünfte von 8,6 Mrd € anfielen. Dazu trug vor allem eine Gegenbewegung bei den Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapierengagements bei, die im Vormonat, wie im Mai üblich, erheblich gestiegen waren. Die damit zusammenhängenden Steuerzahlungen von Gebietsfremden sanken und dämpften die Einkünfte des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen; dies drückte bei den Sekundäreinkommen die Einnahmen. Weniger stark sanken die Ausgaben; hier dämpften vor allem geringere staatliche Zahlungen an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen stehen. Im Ergebnis vergrößerte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 1,0 Mrd € auf 2,9 Mrd €. Der Aktivsaldo in der Dienstleistungsbilanz gab um 1,2 Mrd € auf 0,5 Mrd € nach. Die Einnahmen stiegen vor allem wegen höherer Einkünfte aus Telekommunikations-, EDV- und Informationsdiensten sowie aus Transportleistungen. Die Ausgaben nahmen jedoch kräftiger zu; dabei spielte insbesondere die Ausweitung der Reiseverkehrsaufwendungen eine Rolle, zu der wohl auch die bessere Pandemielage beitrug.

Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr

Im Juni 2021 stand die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten im Zeichen tendenziell sinkender Anleiherenditen, bei allerdings überraschend hohen Inflationsraten in den USA. Vor diesem Hintergrund schloss der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands mit Netto-Kapitalexporten von 44,3 Mrd € (nach 5,5 Mrd € im Mai). Inländische Anleger kauften ausländische Wertpapiere für 37,9 Mrd €. Sie erwarben Anleihen für 23,1 Mrd €, aber auch Investmentzertifikate (10,7 Mrd €) und Aktien (6,6 Mrd €). Hingegen trennten sie sich von Geldmarktpapieren (2,5 Mrd €). In umgekehrter Richtung veräußerten ausländische Anleger deutsche Wertpapiere für per saldo 6,4 Mrd €. Im Ergebnis verkauften sie Aktien (3,3 Mrd €), Anleihen (2,9 Mrd €) und Investmentzertifikate (0,8 Mrd €), erwarben aber in geringem Umfang Geldmarktpapiere (0,6 Mrd €).

Im Bereich der Finanzderivate waren im Juni erneut Netto-Kapitalexporte zu verzeichnen; sie beliefen sich auf 5,2 Mrd €. 

Bei den Direktinvestitionen kam es im Juni zu Netto-Kapitalexporten von 0,7 Mrd € (Mai: Netto-Kapitalimporte von 0,1 Mrd €). Inländische Unternehmen bauten ihre Direktinvestitionen im Ausland weiter aus (18,0 Mrd €). Dabei flossen über den konzerninternen Kreditverkehr Mittel im Betrag von 11,0 Mrd € ab. Zudem erhöhten Investoren ihr Beteiligungskapital an ausländischen Unternehmen (7,0 Mrd €), wovon die Hälfte auf reinvestierte Gewinne entfiel. Demgegenüber führten ausländische Anleger verbundenen Unternehmen in Deutschland im Ergebnis 17,3 Mrd € an Direktinvestitionsmitteln zu. Sie vergaben Kredite für 13,3 Mrd € und stockten ihr Beteiligungskapital um 4,0 Mrd € auf.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Juni per saldo zu Mittelzuflüssen von 20,9 Mrd € (nach Mittelabflüssen von 2,2 Mrd € im Mai). Über die Konten der Bundesbank ergaben sich Netto-Kapitalimporte (26,9 Mrd €). Ausschlaggebend waren die um 48,6 Mrd € gestiegenen Einlagen Gebietsfremder bei der Bundesbank. Die TARGET2-Forderungen gegenüber der EZB nahmen mit 25,0 Mrd € weniger stark zu. Die monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) verzeichneten Netto-Kapitalexporte (10,6 Mrd €). Dagegen führten die Dispositionen der Unternehmen und Privatpersonen (4,6 Mrd €) und des Staates (0,1 Mrd €) per saldo zu Mittelzuflüssen aus dem Ausland.

Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht um 0,1 Mrd €.

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