Lastenräder im Test: Auch voll beladen kurze Bremswege

Lastenräder sind aus Deutschlands Städten nicht mehr wegzudenken. Viele Einzelhändler, Paketdienste und Zusteller nutzen die Räder, um Waren zu transportieren. Doch wie fahren sich die schweren Transporträder? Und wie lassen sie sich im Notfall abbremsen? Die Zeitschrift auto motor und sport hat zum ersten Mal fünf gängige Lastenräder getestet mit unterschiedlichen Lademöglichkeiten: Hecklader, Frontlader und Räder, die die Lasten zwischen Vorder- und Hinterrad transportieren. Dabei ging es im Test besonders um Fahrdynamik und Sicherheit.

Wichtigste Erkenntnis: Auch beladen mit 75 kg plus Fahrergewicht von 70 kg bremsten alle Räder mit hydraulischen Scheibenbremsen gut bis sehr gut. Allerdings liegt der Unterschied zwischen den besten und schwächsten bei knapp zwei Metern. Abgebremst von 25 km/h auf Null lagen die Bremswege bei drei Rädern sogar unter fünf Metern. Nach 4,0 m stand das beladene Ca Go Bike am schnellsten, nach 4,7 m das Bergamont E-Cargoville LT Expert und nach 4,9 m das Oscar S von Johansson. Über fünf Meter brauchten das Packster 70 Vario von Riese & Müller (5,7 m) und das Lastenrad Tern GSD 500 (5,9 m). Ohne Zuladung schwankten die Bremswege zwischen 4,0 m beim Riese & Müller Packster und 5,5 m beim Bergamont.

Noch größere Unterschiede gibt es beim Fahrverhalten. So überzeugen die Lastenräder von Ca Go und Riese & Müller, die die Lasten in der Mitte aufnehmen, durch guten Geradeauslauf, sind aber wegen ihrer Länge in Kurven gewöhnungsbedürftig. Auch das Lenkverhalten ist aufgrund des weit entfernten Vorderrades, das durch die Ladung auch noch verdeckt sein kann, etwas schwammig. Schwächen zeigt das Ca Go beim Anfahren am Berg. Schon bei mittleren Steigungen ist ein Anfahren nicht mehr möglich, die Muskelkraft genügt nicht mehr. Alle anderen Rädern meistern die Aufgabe ohne Probleme.

Das dreirädrige Johansson, das die Lasten vorne befördert, verfügt über ein aufwändiges Fahrwerk mit doppelten Dreiecksquerlenkern sowie eine fein ansprechende Federung, dank derer das Transportgut selbst auf Kopfsteinpflaster nicht durchgeschüttelt wird. Dank Neigetechnik kann sich der Fahrer sogar in die Kurve legen. Und durch die drei Räder ist ein Umkippen des Rades nicht möglich, auch nicht vollbeladen.

Etwas unruhig fährt dagegen der Hecklader von Tern. Die Ladung sitzt hoch über dem Hinterrad, die Räder sind relativ klein, was für das unruhige Fahrverhalten sorgt. Dafür ist das Tern ausgesprochen wendig. Deutlich stabiler fährt der zweite Hecklader im Test, das Bergamont. Das liegt an den größeren Rädern. Das Rad fährt sich wendig. Probleme: Im Stand lassen sich keine Gänge wechseln, was beim Anfahren stört, wenn man nicht rechtzeitig runtergeschaltet hat. Das Aufbocken erfordert viel Kraft.

Fazit: Wer sich ein Lastenrad kaufen will, sollte wegen des unterschiedlichen Fahrverhaltens unbedingt genügend Probefahrten absolvieren. Dabei sollte auch das Anfahren am Berg nicht fehlen, denn Steigungen gibt es spätestens in Unterführungen und an Brücken in jeder Stadt.

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