Angepackt: NABU-Tipps zur Artenvielfalt zuhause

Was hat man ihnen nicht schon alles angedichtet, nachgesagt und spekuliert: Wohl kaum eine Tiergruppe war noch bis vor gut zwei Jahrzehnten auch in unseren Städten und Dörfern so verpönt wie Fledermäuse. Doch das hat sich grundlegend geändert, freut sich der NABU Niedersachsen: „Noch vor zwanzig, dreißig Jahren ging es meist darum, Fledermäuse möglichst schnell loswerden zu wollen“, erzählt NABU-Mitarbeiter Rüdiger Wohlers, der damals viel Basis-Aufklärungsarbeit leisten musste.

„Die meisten Menschen hatten keine Ahnung von der Lebensweise dieser faszinierenden, fliegenden Säugetiere. Manche fühlten sich angesichts der nächtlichen Lebensweise an Dracula-Filme erinnert und stellten sogar abstruse Fragen, wie zum Beispiel, ob sich Fledermäuse in die Haare der Oma hängen würden.“ Dies stellt sich heute ganz anders dar: Fledermäuse haben viele Anhänger gefunden. Durch beharrliche, jahrzehntelange Aufklärungsarbeit bei abendlichen Fledermausführungen hat bei ihnen ein Imagewechsel stattgefunden. Wer sich heute beim NABU wegen Fledermäusen meldet, möchte zumeist selbst aktiv werden und etwas für die Fledermäuse im Garten oder am Haus tun. „Und das ist gut so“, unterstreicht Wohlers, „denn alle heimischen Fledermausarten sind in der so genannten Roten Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten verzeichnet und stehen unter besonderem gesetzlichem Schutz!“

Dafür sind mehrere Ursachen verantwortlich: Die Ausräumung der Landwirtschaft, die Überbauung von Natur- und Agrarflächen durch den galoppierenden Flächenfraß sowie der Einsatz von Pestiziden setzen auch den Fledermäusen sehr zu – weil ihre Nahrungsgrundlage, die Insekten, immer mehr zurückgeht, wie alarmierende Studien belegen. Hinzu kommt, dass Fledermäuse auf alte Baumhöhlen angewiesen sind, um diese als Tagesquartiere oder als Wochenstuben zur Aufzucht der Jungtiere zu nutzen – aber auch hier wird das Angebot immer kleiner, weil noch viel zu oft Totholzbäume entfernt oder auch gebietsfremde Baumarten angesiedelt werden, die für Fledermäuse und andere heimische Tierarten praktisch wertlos sind.

Große Probleme haben auch diejenigen Fledermausarten, die auf Quartiere in Gebäuden angewiesen sind; während baumhöhlenbewohnende Fledermäuse noch einen einigermaßen hohen Bekanntheitsgrad haben, gilt das für die gebäudebewohnenden Arten kaum, die sich beispielsweise auf Dachböden, in Bunkern oder Kellern finden. Sie werden kaum wahrgenommen und erleiden bei Renovierungen häufig das grausame Schicksal, dass sie unbemerkt eingemauert werden. „Zudem werden bei Neubauten und energetischen Haussanierungen oft Häuser und Dächer derartig hermetisch abgeriegelt, dass Fledermäuse – aber auch gebäudebrütende Vögel wie Mauersegler, Sperling und Star – keine Einschlüpfe mehr finden!“, mahnt der Naturschützer, vor jedem Umbau nachzusehen, ob sich Fledermausquartiere oder andere Tiere in Gebäuden befinden. Falls dies der Fall ist, sollte der durch die Naturschutzbehörde bestellte Fledermausbeauftragte kontaktieren werden. „Und warum nicht bei einem Neu- oder Umbau sogar offensiv tätig werden für Fledermäuse? Es gibt sehr bewährte, speziell entwickelte Einschlupf-Dachziegel für Dachböden und auch in die Wände einbaubare Fledermauskästen“, schlägt Rüdiger Wohlers vor.

Für Fledermäuse, die Baumhöhlen als Quartiere und Wochenstuben benötigen, können zudem Fledermauskästen aus Holz – möglichst naturbelassen und unbehandelt – gebaut werden. Diese können rund um Stämme von Bäumen mit grober Rinde angebracht werden. „Es sollten möglichst stets mehrere Kästen angebracht werden, damit die Fledermäuse die Möglichkeit haben, je nach Sonneneinstrahlung von einem Kasten in den nächsten umzuziehen“, betont Wohlers. Die Kästen sollten nicht frei hängend, sondern stets eng am Stamm anliegend angebracht werden. Die grobe Rinde des Baumes erleichtert den Tieren das Anfliegen und „Umzüge“ zwischen den Kästen. Wichtig ist zudem ein freier Anflug. Fledermauskästen sind auch im Handel erhältlich, aus dem besonders witterungsbeständigen Material Holzbeton, das viele Jahrzehnte halten dürfte.

„Natürlich ist auch das Nahrungsangebot ganz entscheidend, wenn im Garten etwas für Fledermäuse getan werden möchte; ausgeräumte Gärten mit Rasen wie Teppichboden, mit Exotenhecken wie Kirschlorbeer und nur blanker Erde sind für Fledermäuse wertlos. Denn sie brauchen Insekten – und die finden sich dort, wo Blüten sind, wo ungefüllte Stauden sind, wo Hecken aus heimischen Sträuchern und wo Bäume stehen. Und wenn dann vielleicht noch eine kleine Wasserfläche vorhanden ist, ist es ideal!“, sagt Wohlers, der das reichhaltige Fledermausleben schon in vielen, auch kleineren Gärten beobachten konnte. „Manchmal reicht es sogar, wenn auf dem Balkon Maurereimer als Miniteiche mit Blutweiderich und am Geländer ein Geißblatt-Ranker stehen; dann kommen viele Nachtfalter vorbei und die Fledermäuse machen von ihrem Büffet reichen Gebrauch“, erzählt der NABU-Aktive.

Wer selbst im Garten oder anderswo – auf dem Schulhof, im Gewerbegebiet oder im Kleingarten – für Fledermäuse aktiv werden möchte, kann dies leicht umsetzen: Der NABU Niedersachsen hat dazu ein kleines Info-Paket zusammengestellt. Es besteht aus den beiden Farbbroschüren „Fledermäuse – Flugkünstler der Nacht“ mit allgemeinen Informationen über Fledermäuse und „Fledermausschutz an Gebäuden – Quartiere schaffen und erhalten“ mit verschiedenen Anleitungen für Fledermaus-Kästen. Es kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Fledermäuse“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.

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