Dr. Murjahn-Förderpreis 2017 verliehen

Preisträger beim Dr. Murjahn-Förderpreis 2017 sind Jens-Uwe Lutz und seine Mitarbeiter vom Malerbetrieb Lutz (Berlin), Lara Droll vom Malergeschäft Rinderspacher in Bretten und das Berufsbildungszentrum für Farbtechnik und Raumgestaltung der Maler und Lackierer Innung München Stadt und Land. Ihre wegweisenden Projekte für das Maler- und Lackiererhandwerk wurden mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Den mit 5000 Euro ausgelobten Sonderpreis für Jungmaler erhielt Malermeister Ferdinand Weipert. Die Preisverleihung am 29. November im Meistersaal des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin war eingebunden in eine Veranstaltung des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz, der Partner des Förderpreises ist.

Sozialer Tag als jährliches Firmenincentive

Vor zahlreichen Honoratioren des Malerhandwerks, Repräsentanten der Landesinnungsverbände und des Bundesverbandes nahm Jens-Uwe Lutz den Dr. Murjahn-Förderpreis 2017 auch für seine 30 Mitarbeiter entgegen. Im Rahmen des Projekts „Sozialer Tag als jährliches Firmenincentive“ stellt jeder von ihnen einen Tag seines Urlaubs für soziales Engagement zur Verfügung. Dazu gehören zum Beispiel Renovierungsarbeiten in einem Jugendfürsorgewerk für psychisch kranke Jugendliche, einer Schule für geistig behinderte Kinder, einer Berliner Stadtmission oder auch einer Suppenküche für Kids. Im Durchschnitt arbeiten 25 bis 30 Kolleginnen und Kollegen in entsprechenden Teams zusammen, wobei von Meister bis zum Azubi alle gemeinsam anpacken und die Firma sämtliche weiteren Kosten für die Renovierungsarbeiten am Objekt übernimmt. Das soziale Engagement des Malerfachbetriebs Lutz ist kein Selbstzweck und vordergründig auf Medienwirksamkeit ausgerichtet. Jens-Uwe Lutz möchte über diese Aktion weder Presseartikel in der Lokalzeitung, Fotos oder sonstige PR-Materialien veröffentlicht sehen. „Es geht dem Malerbetrieb ausschließlich um die Unterstützung sozialer Einrichtungen und Hilfsbedürftiger. Hervorzuheben ist besonders das großartige Mitwirken der gesamten Belegschaft“, betonte Laudator Guido Müller (Landesinnungsmeister Berlin-Brandenburg): „Das Projekt ist nicht zuletzt Ausdruck des großen Zusammenhalts innerhalb der Firma, besitzt Vorbildcharakter und kann zur Nachahmung nur empfohlen werden.“ Preisträger Jens-Uwe Lutz kündigte bei der Preisverleihung an, die 15.000 Euro Preisgeld in 15 soziale Projekte zu investieren. Jede Initiative werde mit 1000 Euro gefördert, wobei jeweils ein Mitarbeiter der Firma das Projekt als Pate betreut.

Personalisierten Wandgestaltungen

Bei der Gestaltung fordern Kunden häufig eine persönliche Handschrift. Während Unternehmen zum Beispiel ihr Logo oder die Firmenfarben am Gebäude wieder erkennen möchten, wünschen Privatpersonen zumeist für ihre Wohnung eine einzigartige Gestaltung. Dem entsprach die Geschäftsführerin des Malerfachbetriebs Rinderspacher Lara Droll mit der Idee, Tapeten zu entwerfen, die nach Wunsch personalisiert werden können, wobei vorgegebene Wandflächen oder die Position von Möbelstücken in den Entwürfen eingeplant werden, so dass Motive nicht verdeckt oder verkürzt dargestellt erscheinen. Zum Design-Spektrum von Lara Droll gehört das kreative Spiel mit Worten, die in Verbindung mit der Raumnutzung, den Bewohnern oder der Geschäftsphilosophie zum Beispiel eines Hotels stehen. Auch Postkartenansichten ihrer Heimatstadt Bretten wurden in einer örtlichen Praxis charmant an die Wand gebracht, um den Bezug zur Stadt besonders hervorzuheben.

„Das Projekt von Lara Droll zeichnet sich vor allem durch die hervorragende Kundenorientierung aus. Tapeten personalisiert zu entwerfen bedeutet, in besonderem Maße individuellen Anforderungen des Auftraggebers gerecht werden zu können. Mit ihrer Idee hat sie eine Marktnische entdeckt und ein System entwickelt, das als besonders kreativ einzuordnen ist“, so Laudator Thomas Schiek (Landesinnungsmeister Baden-Württemberg): „Tapetendesign für die persönliche Gestaltung von Räumen erfreut sich zunehmender Beliebtheit und löst gerade bei Beratungsgesprächen regelmäßig Erstaunen über die damit verbundenen gestalterischen Möglichkeiten aus. Somit hat Lara Droll durch ihren Blick über den Tellerrand der täglichen Arbeit hinaus eine innovative Technik entwickelt und umgesetzt, mit der eine gesamte Branche Markt machen kann.“

Renovierung von Kirchenburgen

Für die Renovierung von Kirchenburgen in Siebenbürgen (Rumänien) nahm Michael Doll den Förderpreis für das Berufsbildungszentrum für Farbtechnik und Raumgestaltung der Maler- und Lackiererinnung München und Land entgegen.

Ausgangsbasis war 2010 die Bestandssicherung der Kirchenburg im rumänischen Mardisch (Siebenbürgen). Dabei wurde schnell deutlich, dass bei der Restaurierung und Sanierung die Zusammenarbeit verschiedener Gewerke eine wichtige Voraussetzung ist, um fachgerechte und nachhaltige Arbeit auszuführen. Diese anspruchsvolle Aufgabe wurde in einem Ausbildungsprojekt des Berufsbildungszentrums für Farbtechnik und Raumgestaltung der Maler- und Lackiererinnung München und Land umgesetzt. Seit 2014 sind Auszubildende und Meisterschüler unterschiedlicher Handwerksberufe mit dieser Aufgabe betraut und mittlerweile kontinuierlich 60 junge Menschen aus bis zu acht Gewerken an den Projektbaustellen in Mardisch und mittlerweile auch in Martinsdorf erfolgreich tätig.

Das Projekt in Siebenbürgen zeichnet sich dadurch aus, dass die Teilnehmer sowohl fachliche, soziale und interkulturelle Kompetenzen erwerben. „Es fördert die Entwicklung der Berufsfähigkeit der Teilnehmer maßgeblich und erweitert die berufliche Handlungskompetenz. Wesentlich erscheinen die Einblicke und Lernerfahrungen in benachbarte Berufsfelder. Methoden zur Restaurierung können an solchen Projekten ideal vom Meister zum Lehrling vermittelt werden“, würdigte Laudator Roland Morgenroth (Landesinnungsmeister Bayern): „Das Projekt fußt auf der Erkenntnis, dass es letztlich das gemeinsame Arbeiten, aber auch das gemeinsame Leben miteinander ist, aus dem neue Beziehungsstrukturen entstehen, die Lernprozesse im positiven Sinne fördern und unterstützen. Somit ist es dieser integrative Aspekt in seiner Auswirkung auf den Erwerb von sozialer Kompetenz und handwerklichen Fähigkeiten, der dieses Projekt so besonders macht.“

Gestaltung mit Blattmetall und Metalleffekten

Über den Sonderpreis für Jungmeister/innen konnte sich Ferdinand Weipert

aus Stadtlauringen freuen, der im Rahmen der Weiterbildung zum Maler- und Lackierermeister und staatlich geprüften Gestalter an der Fachschule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart mit zwei Projekten im Bereich der Gestaltung mit metallischen Oberflächen beeindruckte. Im praktischen Teil der Meisterprüfung wurden metallische Oberflächen für den Ausstellungsraum einer Künstlerin entwickelt. In seiner Facharbeit zur Weiterbildung zum staatlich geprüften Gestalter befasste sich Ferdinand Weipert intensiv mit der Oxidation von Blattmetallen und zeigte deren Farbenvielfalt auf. Beide Projekte nehmen traditionsreiche Techniken zum Vorbild, um sie mit dem modernen Gestaltungsverständnis von Vintage und Shabby chic neu zu interpretieren.

Das Vergolden bzw. das Belegen von Flächen mit Blattmetallen gilt als eine der aufwändigsten und edelsten Techniken im Malerhandwerk. „Ferdinand Weipert ist es in hervorragender Weise gelungen, diese Technik als Grundlage zu nehmen, um neue, innovative Wege der Oberflächenveredelung zu entwickeln“, so Juryvorsitzender Guido Gormanns. Die von Weipert gewonnenen Erkenntnisse sind in dem Buch „Metalloxidation – Die Farbenvielfalt der Blattmetalle“ nicht nur sehr praxisgerecht dargestellt: „Die darin beschriebenen Arbeitsschritte und exemplarischen Versuche mit Metalloxidationen auf verschiedenen Untergründen inspirieren zudem in großartiger Weise für weitere Experimente zur eigenständigen Entwicklung kreativer Oberflächen. Solche Gestaltungen werden jedes Mal zum Unikat.“

Plattform für Leuchtturmprojekte

Bei der Preisverleihung dankte Karl-Augst Siepelmeyer als Präsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz Dr. Klaus Murjahn dafür, dass er den Förderpreis als Zeichen der hohen Wertschätzung und engen Verbundenheit der Familie Murjahn mit dem Malerhandwerk ins Leben gerufen hat. Damit sei eine Plattform geschaffen worden, die Leistungsfähigkeit des Handwerks einer breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen. Dr. Klaus Murjahn dankte allen Beteiligten, die den Preis unter Leitung der Kuratoriumsvorsitzenden Ursula Blank zum Erfolg geführt haben, und betonte den generationsübergreifenden Charakter des Preises. Dieser spiegelte sich auch darin wider, dass die Preisverleihung in diesem Jahr erstmals von Dr. Ralf Murjahn und Ursula Blank vorgenommen wurde. Ralf Murjahn würdigte die hohe Qualität der eingereichten Projekte: „Das Handwerk kann stolz auf sich sein.“ Zuvor hatte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer auf den impulsgebenden Charakter des Dr. Murjahn-Förderpreises verwiesen, der Fachbetriebe, Einzelpersonen oder Bildungseinrichtungen auszeichnet, die durch herausragende Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben. Mehr unter „www.Dr-Murjahn-Foerderpreis.de“.

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