Markus Antonietti erhält den mit 7500 Euro dotierten Hermann-Staudinger-Preis für seine Forschung an den Grenzflächen zwischen Polymersynthese, Materialforschung und interdisziplinären Anwendungen der funktionalen Materialien. Der Chemiker hat in ganz unterschiedlichen Bereichen die Polymer- und Kolloidwissenschaften in Deutschland und international vorangebracht. Seit drei Jahrzehnten bewegt er sich interdisziplinär zwischen den Polymerwissenschaften, den Kolloidwissenschaften, der Katalyse und der Photochemie. Mit seinen innovativen Ansätzen treibt Antonietti dabei die Grenzen der Wissenschaft auf Gebieten von Biomedizin bis Energieforschung kreativ voran und bezieht auch Aspekte der Nachhaltigkeit in seine Arbeiten mit ein. Er zeigt – ganz im Sinne Hermann Staudingers – keine Scheu, etablierte Stoffklassen zu verlassen, um neue zu erforschen. Neben seinen wissenschaftlichen Leistungen würdigt die GDCh mit der Auszeichnung aber auch die vorbildliche Nachwuchsförderung seitens Antoniettis.
Antonietti, geboren 1960 in Mainz, studierte in seiner Heimatstadt Chemie. Während seiner Habilitation über Mikrogele mit besonderer Struktur war er der Erste überhaupt, der sich auch mit Nanogelen befasste. Ende der 1980er Jahre, und somit etwa 20 Jahre, bevor sich die Forschung zu Nanopartikeln etablierte, erkannte er die Besonderheiten polymerer Nanomaterialien. Außerdem arbeitete er sehr erfolgreich über die Selbstorganisation von Blockcopolymeren, über Polyelektrolyte und amphiphile Polymere.
1993 wurde er der jüngste Direktor der Max-Planck-Gesellschaft. Wissenschaftlich wandte er sich dem Kristallwachstum von Polymeren, der biomimetischen Mineralisation und mesokristallinen Strukturen zu und schloss anorganische Nanomaterialien in seine Forschungen ein, wobei er polymere ionische Flüssigkeiten als Reaktionsmedium nutzte. Vor etwa fünfzehn Jahren rückte Kohlenstoff ins Zentrum seines Interesses. Vom Design von Kohlenstoff-Nanostrukturen bis hin zur „Hydrothermalen Carbonisierung“, der künstlichen Herstellung von Braunkohle oder flüssigen Erdöl-Vorstufen aus Biomasse reichten Antoniettis Beiträge zur chemischen Energiespeicherung, die er um Arbeiten zu weiteren Energieträgern ergänzte. Bemerkenswert sind seine Beiträge zur künstlichen Photosynthese und generell zur chemischen Nutzung von Kohlendioxid. Antoniettis Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit zwei Ehrendoktortiteln, drei Ehrenprofessuren, der Liebig-Denkmünze der GDCh (2016) sowie dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2018).
Im Rahmen des Events wird außerdem der Reimund-Stadler-Preis an Professor Dr. André Gröschel, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, verliehen. Diese mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung erhalten angehende Hochschullehrkräfte aus dem Bereich der Polymerchemie und angrenzender Gebiete, die beim „Nachwuchsworkshops Hochschule 2019“ der GDCh-Fachgruppe Makromolekulare Chemie eine herausragende Arbeit präsentiert haben. Ein Dr. Hermann-Schnell-Stipendium für den wissenschaftlichen Nachwuchs auf dem Gebiet der makromolekularen Chemie erhalten Dr. Johannes Brendel, Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Dr. Lutz Nuhn, Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz.
Weitere Informationen zur Veranstaltung: https://www.gdch.de/gdch/preise-und-auszeichnungen/preissymposium-makromolekulare-chemie.html
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30 000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen, darunter die Fachgruppe Makromolekulare Chemie mit über 1200 Mitgliedern. Die Fachgruppe vereint Wissenschaftler aus Hochschulen, Forschungsinstituten und der Industrie aus allen Bereichen der Polymerchemie und -physik. Der Reimund-Stadler-Preis der Fachgruppe ist mit 5000 Euro dotiert. Für den Hermann-Staudinger-Preis der GDCh, benannt nach dem Chemienobelpreisträger von 1953 und dotiert mit 7500 Euro, hat die Fachgruppe Makromolekulare Chemie ein Vorschlagsrecht.
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