Das neue Meeresschutzgebiet soll in einer Bucht direkt südlich von Stoupa liegen und würde etwa 12 km2 umfassen. In der Bucht existiert eine Vielfalt verschiedener Ökosysteme. Darunter Korallenriffe, Steilabbrüche, Seegraswiesen, ein Sandstrand, Felsen sowie mehrere Grotten. Dies bedingt eine ungewöhnlich reichhaltige Artenvielfalt unter Wasser. In dem neuen Meeresschutzgebiet soll neben anderen Restriktionen auch ein Fischereiverbot gelten (no-take zone).
Die Pläne werden vom Verband der Berufsfischer von Agios Nikolaos, Stoupa und Kardamyli sowie den Amateurfischern von Mani und dem Gemeinderat von West-Mani (Dytiki Mani) unterstützt.
Bevölkerung fordert mehr Meeresschutz für ihre Küste
Die Initiative für die „Stoupa MPA“ stammt von Dimitris Exarhouleas. Er führt mit seiner Familie seit Jahrzehnten am Kalogria Beach in Stoupa das Tauchzentrum „Dive Code“. Hilfe erhält Dimitris Exarhouleas von der gesamten Bevölkerung und den Fischern aus West-Mani. Diese wollen sogar bei der Überwachung der Stoupa MPA helfen.
Project Manaia (Österreich) und die Deutsche Stiftung Meeresschutz unterstützen die Forderung der Bevölkerung an die griechische Regierung. „Das gemeinsame Vorhaben unterschiedlichster Interessensgruppen ist absolut ungewöhnlich. Damit könnte die Stoupa MPA ein Leuchtturm-Projekt für den Meeresschutz im Mittelmeer werden“, erklärt der Meeresbiologe Manuel Marinelli von Project Manaia.
Überwältigende Artenvielfalt
Marinelli kennt die Küstenregion des südöstlichen Ionischen Meeres an der Ostküste des Peloponnes wie seine Westentasche. Regelmäßig erkundet er auf den Mittelmeer-Exkursionen von Project Manaia auch die Bucht von Stoupa.
Im Jahr 2020 erstellte der Meeresbiologe eine öko-soziale Bewertung. Dort heißt es abschließend: „Das Gebiet um Stoupa, einschließlich der Bucht, weist große Flächen mit gesunden Posidonia-Seegraswiesen auf! Diese sind ein wesentliches Merkmal für einen gesunden Lebensraum im Mittelmeerraum. Ein Schutzgebiet wäre auch von daher ein großer Schritt in die richtige Richtung und würde der lokalen Wirtschaft, den Fischern, dem Tourismus sowie der Unterwasserwelt enorm zugutekommen!“
In die Bucht von Stoupa münden Frischwassereinströmungen. Das hat zur Folge, dass das Meerwasser hier kühler als beispielsweise im Hafen des Fischerorts ist. Deshalb findet man hier die dichtesten und gesündesten Posidonia-Seegraswiesen des Mittelmeers. Die Bucht ist ein noch ungeschützter Hotspot der Artenvielfalt.
Spill-over-Effekt von Meeresschutzgebieten für höhere Fischereierträge
„Es ist mittlerweile eine Binsenweisheit, dass vollständig geschützte Meeresschutzgebiete ohne Fischerei innerhalb kurzer Zeit zu höheren Erträgen für die lokale Fischerei außerhalb des Schutzgebietes führen. Man nennt das Spill-over-Effekt. Die Fischer in Stoupa haben das verstanden. Deshalb unterstützen sie ein Fischereiverbot, so paradox das klingen mag“, freut sich der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.
Meeresschutzgebiete (MPAs) werden in vier Level von streng bis minimal geschützt kategorisiert. Nach einer Studie aus dem Jahr 2020 sind nur 0,23 Prozent des Mittelmeerbeckens durch Meeresschutzgebiete so stark geschützt (fully protected und highly protected), dass sie positive Effekte für die marine Artenvielfalt bewirken. Alle anderen sind sogenannte „Paper Parks“. Hier besteht kein Unterschied im Ausmaß der Nutzung durch Fischerei, Schifffahrt oder Rohstoffförderung wie außerhalb des Schutzgebietes.
Die Stoupa MPA dagegen soll mindestens das zweitstrengste Kriterium (highly protected) erfüllen. Neben einem Fischereiverbot wären hier das Ankern in Seegraswiesen, Energiegewinnung (Windkraftanlagen, Gezeitenkraftwerke) und Rohstoffförderung (Sand- und Kiesabbau) verboten. Lokal könnten Ökotourismusprojekte angeboten werden.
Kleines Schutzgebiet mit großer Wirkung
Die Stoupa MPA wäre mit ihren ca. 12 km2 ein vergleichsweise kleines Meeresschutzgebiet. Da es in der Bucht jedoch ungewöhnlich viele Ökosysteme gibt, wäre der Wirkungsgrad für die Artenvielfalt enorm und könnte viele wesentlich größere Meeresschutzgebiete in den Schatten stellen.
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