Projekt 1: „Inflammaging“ – Wenn Entzündungen das Nervensystem schneller altern lassen
Unter Leitung von Prof. Dr. Manuel Alexander Friese (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) untersucht dieses Projekt, wie chronische Entzündungen bei MS das Gehirn vorzeitig altern lassen – ein Phänomen, das als „Inflammaging“ bekannt ist. Dabei kann das Nervensystem biologisch deutlich älter sein als dem entsprechenden kalendarischen Alter und den Krankheitsverlauf vorantreiben.
Das Forscherteam analysiert Schäden an der DNA von Nervenzellen, die durch Entzündung entstehen, sowie Alterungsprozesse im Nervengewebe. Mithilfe eines Biomarkers und Künstlicher Intelligenz wurden dabei bereits Zusammenhänge mit oxidativem Stress identifiziert.
„Wir wissen, dass vorzeitige Alterungsprozesse des Nervensystems wesentlich an der Progression der Multiplen Sklerose beteiligt sind“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Manuel Friese. „Wie jedoch die chronische Entzündung diese vorantreibt und wie wir diese beeinflussen können steht im Mittelpunkt dieses Projekts“.
Ziel ist es, typische Alterungsmerkmale zu erfassen und neue Therapien zu entwickeln, die gezielt alternde Nervenzellen schützen, um so die MS-Progression zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
Projekt 2: MAP-MS – Wie alt ist das Nervensystem wirklich?
Die Studie MAP-MS (Multifaceted Age assessment and Progression in Multiple Sclerosis) unter Leitung von Prof. Dr. Hayrettin Tumani (Ulm) und Prof. Dr. Ahmed Abdelhak (San Francisco) erforscht, wie verschiedene Formen des biologischen Alterns den Verlauf von MS beeinflussen. Denn neben dem Lebensalter spielt das tatsächliche (biologische) Alter der Zellen – z. B. gemessen an Telomeren, epigenetischen Mustern oder Eiweißprofilen im Blut – eine wichtige Rolle. Die MAP-MS-Studie untersucht, welche dieser Altersformen besonders eng mit dem Krankheitsverlauf und dem Zustand des Gehirns bei MS-Betroffenen zusammenhängen.
Dazu analysiert das Forschungsteam bestehende medizinische Daten und Blutproben von insgesamt 400 Personen – zur Hälfte Menschen mit MS, zur Hälfte gesunde Vergleichspersonen. Ziel ist es, die besten Marker für das „wahre“ biologische Alter zu finden. Diese könnten künftig helfen, gezieltere Behandlungen für ältere MS-Patienten zu entwickeln und die Therapie besser an das individuelle Alterungsprofil anzupassen.
Langfristig sollen diese Erkenntnisse zudem dabei helfen, Behandlungsentscheidungen individueller zu treffen.
Gemeinsames Ziel: Fortschritt für Menschen mit MS in fortgeschrittenem Alter
Beide Forschungsprojekte zeigen: Alter ist nicht gleich Alter – und es kann großen Einfluss auf die individuelle MS-Erkrankung haben. Die DMSG trägt mit ihrer Förderung dazu bei, die medizinische Versorgung und Lebensqualität von Menschen mit MS langfristig zu verbessern.
Die DMSG-Forschungsförderung für Einzelprojekte 2024 wurde von zahlreichen privaten Spendern und jeweils zu gleichen Teilen (38.500 Euro) unterstützt von Bristol Myer Squibb GmbH & Co. KGaA, Merck Serono GmbH, Novartis Pharma GmbH, Roche Pharma AG, Viatris Healthcare GmbH
Der DMSG-Bundesverband wünscht beiden Forschungsteams einen erfolgreichen Projektstart! Über Studienergebnisse werden wir im Verlauf immer wieder berichten.
Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, mehr als 3380 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 220 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG 42.000 Mitglieder.
Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 240.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.
MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.
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