Von Achselhaarzupfern und Krautstreuerinnen

Das Sachbuch „Lichtputzer und Pulveraffen: 88 ausgestorbene Berufe und ihre unglaubliche Geschichte“ – erschienen im Helvetiq Verlag – nimmt sich dem faszinierenden Thema der ausgestorbenen Berufe an. Auf 87 großformatigen Seiten offeriert unser EMYS-Sachbuchpreisträger im August knapp 90 ausgestorbene Berufe und ihre unglaubliche Geschichte. Dabei erklärt der Schweizer Autor Markus Rottmann in kurzen Textblöcken Wissenswertes über unglaubliche und verschwundene Handwerksberufe, während Illustrator Michael Meister in herrlichen Zeichnungen versucht, die Berufe, die es heute nicht mehr gibt, zu karikieren und mit farbiger Feder zu visualisieren.

Es ist ein großer informativer Spaß in dem Buch zu Blättern, zu Lesen und durch die Jahrhunderte mit ihren besonderen Berufs- und Dienst(-leistungs)bezeichnungen und deren Tätigkeiten oder gar besonderen Gepflogenheiten zu flanieren. Berufe wie Gladiatoren, Ammen und Videoverleiher kennen wir heute noch namentlich, aber was bedeutet die Berufsbezeichnung Stummer, Bow-Street-Läufer oder Bematist?

Neben dem aufklärenden Spaß über außergewöhnliche Berufe präsentiert der Autor aber auch Sachwissen über die Geschichte der Berufe und die ersten Arbeitsteilungen durch spezialisierte Arbeit in einem Beruf. Gut erklärt wird, wie sich die Berufe im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, wie einige ganz ausstarben oder sich durch Entwicklungen von Technik und Wissenschaft neu aufstellten. Der Computer hat hierbei z.B. große Veränderungen bewirkt. Und immer wird der Frage nachgegangen: Warum verschwanden sie?

Auch kleine Anekdoten, z.B. über die englische Königsfamilie und deren Krautstreuerin, lassen uns schmunzeln und aufhorchen. Aber auch Wissenswertes über Berufe in dreckigen Städten wie den Nachtmann, der in Latrinen und Gruben sein Leben durch gesundheitliche Risiken aufs Spiel setzte, werden erklärt.

Neben den vielen Veränderungen in der Jahrhunderte alten Berufswelt ist es auch schön zu erfahren, dass es Urberufe wie Schmied, Zimmermann, Weberin oder Töpferin auch heute noch immer gibt. Thematisiert werden auch Kinderberufe und Kinderarbeit, verbotene und vom Aussterben bedrohte Berufe. Ein besonderes Sachbuch mit unglaublichen, aber wahren Geschichten über menschliches Leben in der Arbeit weltweit, gespickt mit umfangreichem Sachwissen.

„Die besondere Sachbuch-Auswahl der Berufe lässt die Leserinnen und Leser nicht nur Wissenswertes über teils noch bekannte Berufe erfahren, nein, es kommen auch wirklich seltsame Berufe wie der Achselhaarzupfer oder Kunstfurzer ins Gespräch. So erfahren die Kinder ab acht Jahren kurzweilig, aber spannend aufbereitet Sachwissen über die Geschichte(n) von Arbeit und Berufen. Hier macht Lesen Spaß!“, so die EMYS-Jury.

Autoreninformation:

Markus Rottmann lebt mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Zürich und schreibt für Bücher, Zeitschriften, die Bühne und Museen. Er arbeitet mit Fotografen, Regisseurinnen, Illustratoren, Künstlerinnen und seit Kurzem mit einem Zauberer zusammen. Rottmann schreibt eine regelmäßige Kolumne über Bergliteratur und hat sogar einen Audioguide zum Friedhof Zürich produziert.

Michael Meister ist ein preisgekrönter Schweizer Illustrator. Seine Arbeiten sind in der New York Times, dem Wall Street Journal, der Washington Post, The Atlantic und vielen anderen Zeitschriften auf der ganzen Welt erschienen. Er hat fünf Bücher illustriert, darunter Swisstory, das mit dem Crystal Kite Award der Society of Children’s Book Writers and Illustrators ausgezeichnet wurde. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Basel.

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