“Fantastisches Rollenvorbild für Frauen und Mädchen“: Astronautin Samantha Cristoforetti beim Girls’ Day im Deutschen Museum Bonn

Der Stargast des diesjährigen Girls’ Day im Deutschen Museum Bonn kam buchstäblich von den Sternen: ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti stattete am 27. April den jungen Teilnehmerinnen des Mädchen-Zukunftstags an der Ahrstraße einen Besuch ab, sprach mit den Mädchen über ihren Weg in die Männerdomäne Raumfahrt und erzählte von ihren Erlebnissen im All.

Seit dem ersten Girls’ Day im Jahr 2001 beteiligt sich das Deutsche Museum Bonn jedes Jahr an dem an dem weltweit größten Berufsorientierungsprojekt, um jungen, neugierigen Mädchen Berufsbilder vorzustellen, in denen Frauen bislang eher selten vertreten sind. Neben praxisorientierten Workshops, in denen die 10-15-jährigen Teilnehmerinnen mit den beiden Workshopleiterinnen Yossr und Lilith wahlweise in die Welt der Codes oder in das Thema Neurobiologie eintauchen konnten, erwartete die Mädchen in diesem Jahr auch die Begegnung mit einer Frau, die es in einem traditionell eher männlich geprägten Metier ganz weit nach oben geschafft hat – rund 400 Kilometer hoch genauer gesagt, bis auf den Kommandositz der Internationalen Raumstation ISS.

Samantha Cristoforetti ist Ingenieurin, ausgebildete Kampfpilotin, ESA-Astronautin und mehrfache Rekordhalterin: Sie hat als erste Europäerin im Weltraum einen Außenbordeinsatz absolviert, hält mit fast 200 Tagen im All gegenwärtig den Rekord für den längsten ununterbrochenen Raumflug einer europäischen Frau und wurde bei der Mission ”Minerva“ im Jahr 2022 die erste europäische Kommandantin der ISS. 

Begeistert folgten die Mädchen ihren Erzählungen von ihrer Arbeit im All, zum Beispiel ihrer Schilderung des ”Weltraumspaziergangs“, der alles andere als ein Spaziergang war. Ganze 7 Stunden habe ihr Außenbordeinsatz an der ISS gedauert, für den man einen komplex konstruierten speziellen Raumanzug tragen muss.

Auch an ihrer Ausbildung und den Voraussetzungen, die man erfüllen muss, um Astronautin werden zu können zeigten die jungen Zuhörerinnen großes Interesse. Niedrig sind die Anforderungen bei der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA nicht: Voraussetzung für die Bewerbung ist aktuell ein Hochschulabschluss in einer Ingenieurwissenschaft, einer Naturwissenschaft oder in Medizin, auch Flugerfahrung als Pilotin ist gerne gesehen. Ausschließen will sie aber nicht, dass in Zukunft auch noch andere Berufsgruppen eine Chance bekommen, ins All zu fliegen.

Besonders betonte sie, wie wichtig außerdem körperliche Fitness für ihren Beruf sei. Denn ein längerer Aufenthalt in der Schwerelosigkeit habe Auswirkungen auf die Muskulatur und die Knochen. ”Knochen sind lebendiges Gewebe, das ständig ab- und wieder aufgebaut wird“, erklärte sie. ”Hier auf der Erde stellt sich ein Gleichgewicht ein – aber im Weltall nehmen Knochenmasse und Knochendichte mit der Zeit ab.“ Sport sei für Astronautinnen deshalb sehr wichtig.

Dass Sport in der Schwerelosigkeit aber auch gar nicht so einfach ist und welche speziellen Sportgeräte die ISS an Bord hat, konnten die Mädchen auf zahlreichen Fotos bestaunen, die sie von ihren Missionen mitgebracht hatte. Auch die spielerische Seite der Schwerelosigkeit, in der sich zum Beispiel Wasser ganz anders verhält als auf der Erde, die Essenszubereitung und das Zusammenleben auf der Raumstation faszinierten die jungen Zuhörerinnen.  

Ein Detail blieb ihnen dabei nicht unbemerkt: Viele Frauen waren auf den Bildern insgesamt nicht zu sehen, was die Frage aufwarf, ob es nicht ein Problem war, eine von ganz wenigen Frauen in ihrem Beruf zu sein. Samantha Cristoforetti betonte, sich davon auf keinen Fall entmutigen zu lassen: In ihrer Laufbahn durch die ”Männerdomänen“ Ingenieurwesen, Luftwaffe und Raumfahrt habe sie als Frau keine Schwierigkeiten aufgrund ihres Geschlechts erlebt. ”Es gibt in diesen Bereichen ganz tolle Möglichkeiten für Mädels – und für Jungs.“

Aktuell arbeitet Samantha Cristoforetti für die ESA an dem Projekt ”Gateway“ mit, einer geplanten Raumstation, die schon in wenigen Jahren den Mond umkreisen und dort als Zwischenstation für bemannte Mondmissionen dienen soll – und später vielleicht sogar als Zwischenstopp zum Mars. ”Da sehen wir in die Zukunft der Raumfahrt in Europa“, strahlt sie und ergänzt: ”Mein Traum ist, dass vielleicht eine von euch Astronautin wird und dann bei einer dieser Missionen mitfliegt!“

Bevor sich die Astronautin mit einer Autogrammrunde von den Mädchen verabschiedete, bedankten sich Museumsleiterin Andrea Niehaus und Wolfgang Siebourg vom Förderverein WISSENschaf(f)t SPASS ausdrücklich für ihren inspirierenden Beitrag zum Girls’ Day im Deutschen Museum Bonn. ”Samantha Cristoforetti ist einfach ein fantastisches ‚Role Model‘ für junge Frauen und Mädchen. Wir freuen uns sehr, dass sie sich die Zeit genommen hat, heute hier dabei zu sein”, sagte Andrea Niehaus. Ihre Botschaft an die Teilnehmerinnen: ”Ingenieurin, Pilotin, Astronautin und Mutter: Mädels, lasst euch nicht unterbuttern – ihr kriegt das alles hin!”

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