Julia Siegenthaler (43, Expertin für transpersonale Prozessbegleitung und integrale Heilung) kennt sich damit aus. Sie erklärt, entweder verliere man sich im Gefühl, nicht für diese Welt geschaffen zu sein, und sei irgendwann überzeugt, dass man sich hier auch nie wirklich ganz einfinden werde, weil einen alles hochgradig stresse und erschöpfe. Aus diesem Erleben würden sich viele für den inneren Rückzug entscheiden – wie auch sie selber es während vielen Jahren ihres Lebens getan habe. Man könne sich aber auch entscheiden, den eigenen Weg zu finden, um ganz in dieser Welt anzukommen und sich voll in dieses Leben einzubringen, mit allem was man ist, hat und kann.

Diese Entscheidung liege tatsächlich in den eigenen Händen, weiss Julia Siegenthaler aus eigener Erfahrung. Allerdings falle sie oft in Richtung Rückzug mangels Perspektive, dass es auch andere Möglichkeiten geben könnte. Und genau das will sie ändern:

In ihrer Praxis in Bern führt sie Menschen aus dem Gefühl des Einzelkämpfertums und des Getrenntseins – von sich selbst, vom eigenen Leben, von Anderen – in die Verbundenheit, in wirklichen Kontakt mit sich selbst. Sie sorgt dafür, dass Menschen wieder in ihre Ganzheit finden und die verschiedenen Ebenen ihres Daseins bewusst erfahren sowie in ihr Leben miteinbeziehen. Dadurch verstärkten sich nicht nur Vitalität und Lebensfreude eines Menschen, sondern entfalte sich auch sein wahres Potenzial mit der Zeit ganz von selbst, betont sie.

Aufgrund entsprechender Erfahrungen ist Julia Siegenthaler überzeugt, dass in den tiefsten Wunden eines Menschen bzw. in seinen hartnäckigsten Schwierigkeiten sein grösstes Potenzial verborgen liegt. Wenn wir uns ihnen wirklich zuwenden, mit viel Mut, Geduld, Annahme und Mitgefühl, dann gelinge es, bisherige Grenzen zu überwinden und den eigenen, vollkommen stimmigen Platz in dieser Welt zu finden.

Damit hat Julia Siegenthaler sich in den vergangenen Jahren selber intensiv beschäftigt. Ihr Leben habe sich dadurch komplett verändert, und inzwischen traue sie sich immer öfter Dinge zu, die ihr früher nicht im Traum eingefallen wären, von denen sie sich von vornherein selber ausgeschlossen hätte, wie sie sagt.

So beispielsweise ihre Teilnahme an einem internationalen Speaker Slam in Deutschland: Über 140 Menschen nahmen teil, 19 Nationalitäten waren vertreten, in 5 Sprachen wurde gesprochen. Das Spektakel fand auf zwei Bühnen statt und wurde live übertragen, jede Person hatte exakt 4 Minuten Zeit für ihren Auftritt. Entsprechend gross waren Stress und Lampenfieber. Das Bemerkenswerteste für Julia Siegenthaler war jedoch, dass es da auch einen Teil in ihr gab, der sich tatsächlich auf diesen Auftritt freute – und ihn sogar geniessen konnte. Noch vor einem Jahr für sie schlicht unvorstellbar, und heute nicht nur denkbar, sondern Realität geworden.

Gewonnen hat sie zwar nicht den Speaker Slam, aber etwas für sie wesentlich Bedeutungsvolleres: Eine weitere kraftvolle Bestätigung, dass es möglich ist, innere Begrenzungen zu überwinden, wenn man bereit ist, sich den eigenen Verletzungen und Ängsten zu stellen, aus ungesunden Denkweisen herauszufinden, Altes hinter sich zu lassen und Neues zu erschaffen.