Von Zirkus bis Apostel. Tafelgeschirr aus der Sammlung K. Wilhelm

Wo besser als im Pompejanum, dem klassizistischen Nachbau eines römischen Hauses, ließe sich Tafelgeschirr der Römer präsentieren? Ermöglicht wird dies durch eine großzügige Schenkung, die der Münchener Sammler K. Wilhelm kürzlich den Staatlichen Antikensammlungen machte. Seine einzigartige Sammlung nordafrikanischer Tongefäße sucht weltweit ihresgleichen. Im Pompejanum wird sie erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert.

Kunstminister Markus Blume betont: „Die Schenkung von Klaus Wilhelm an die Staatlichen Antikensammlungen München ist ein besonderer Glücksfall. Die einzigartige Zusammenstellung nordafrikanischer Tongefäße versprüht den Geist des leidenschaftlichen Sammlers und Kunstkenners. Ich freue mich sehr, dass künftig alle Kunstinteressierten daran teilhaben können – die Präsentation im Pompejanum ist ein würdiger Auftakt! Klaus Wilhelm danke ich herzlich für diese großzügige Geste!“

Über Jahrhunderte war die nordafrikanische Feinkeramik, die mit einer Engobe überzogen wurde und daher eine rot glänzende Oberfläche besitzt, im ganzen Mittelmeerraum gefragt. Ihre hohe Qualität, Haltbarkeit, bedingt durch den harten Brand, und ihre variantenreichen Formenserien und Dekorationsarten machten sie zu ständigen Begleitern bei römischen Gastmählern. Teller, Tabletts, Platten, Schalen, Schälchen und die selteneren Krüge und Kannen gehörten zum Service und geben uns eine Vorstellung vom reich gedeckten Tisch der Römer. Teils äußerst dünnwandig ahmten sie in der Form Geschirr aus kostbarem Material wie Silber nach, das sich nur die Reichsten leisten konnten. Das tönerne Tafelgeschirr stammt aus den Provinzen Africa Proconsularis und Byzacena, dem heutigen Tunesien, und konnte in großer Stückzahl angefertigt werden und wurde so erschwinglich. Die glänzend roten Stücke, die in der Ausstellung die Entwicklung und den Variantenreichtum dieser Gattung präsentieren, waren also Luxus für jedermann. Produziert wurde in hochspezialisierten Werkstätten, die zunächst in Nordosttunesien entstanden. Zum Exportschlager wurde aber besonders die applikenverzierte Ware aus Zentraltunesien. Die Werkstätten in Sidi Marzouk Tounsi sind inzwischen als Herstellungsort der Mehrzahl der Objekte in der Ausstellung identifiziert worden.

Wie die Gefäßformen war auch ihr Dekor der Mode der Zeit unterworfen. Neben Ratter-, Schnitt- und Kerbmustern, kommen stempel- und applikenverzierte Gefäße besonders häufig vor. Ab dem vierten Jahrhundert n. Chr. erweitern auch vermehrt Stempel die abwechslungsreichen Dekorationssysteme. Ornamentale, architektonische, florale und vegetabile Muster gibt es in jeder Technik. Detailreiche figürliche Motive wurden meist gesondert in Gipsmatrizen geformt und als Appliken aufgebracht. Sie zeigen u. a. Gestalten aus der Mythologie oder Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen. Besonders beliebt waren in Afrika Wagenrennen, so dass einzelne Gefäße sich an spezielle ‚Fangruppen‘ richteten und an vergangene Siege erinnerten.
Seit dem späteren vierten Jahrhundert ergänzen christliche Motive das Repertoire. Auch hier finden wir Nicht-figürliches wie Kreuze und das Chi-Rho-Zeichen ebenso wie figürliche Darstellungen der Apostelfürsten Petrus und Paulus oder Märtyrerbilder.

Die Ausstellung „Von Zirkus bis Apostel. Tafelgeschirr aus der Sammlung K. Wilhelm“ informiert über Vorläufer und Produktionsweisen der römischen Feinkeramik aus Nordafrika; ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem reichen Bilderschmuck. In ihm wird nicht zuletzt der Wandel von einer heidnischen zu einer christlich geprägten Lebenswelt deutlich.

Die vorzüglich erhaltenen Gefäße der Sammlung Wilhelm, ergänzt um Leihgaben aus der Archäologischen Staatssammlung München, gewähren den Besucherinnen und Besuchern einen faszinierenden Einblick in eine längst vergangene Alltagswelt, der man ihre Freude an ausgefallenen Formen und Bildern anmerkt. 

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