Tempo raus: Kurs auf gesunde Meere

Für die Studien analysierte die unabhängige TNO Research Group verschiedene Szenarien anhand der realen Schifffahrtsdaten aus der Nordsee. Das Ergebnis: Wenn die Fahrtgeschwindigkeit auf 75% der Maximalgeschwindigkeit des jeweiligen Schiffstyps limitiert wird, vermindert dies den Ausstoß von CO2, Schwefeloxiden (SOx), Stickoxiden (NOx) und Ruß um ein Zehntel, und auch der Unterwasserlärm wird beträchtlich vermindert. Für Behörden ist diese Maßnahme leicht umzusetzen und zu kontrollieren. Außerdem behandelt sie alle Schiffstypen wie Tanker, Containerschiffe oder Schüttgutfrachter gleich und niemand wird benachteiligt.

„Die Meere rufen nach schnellem Handeln. Die Fahrtgeschwindigkeit der kommerziellen Schifffahrt zu verringern, ist eine kosteneffiziente Lösung, die sofort umgesetzt werden kann und viele positive Effekte hat: für die Meere, für das Klima und für Wale, Delphine und alle anderen Meereslebewesen, für welche die Akustik in ihrem Lebensraum entscheidend ist. Die Wirtschaft, die Regierungen und die Behörden müssen jetzt handeln“, fordert Andreas Dinkelmeyer, Meerescampaigner beim International Fund for Animal Welfare (IFAW).

„Diese Initiative der belgischen Regierung kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt und zeigt, dass eine moderate Geschwindigkeitsreduktion vielfachen Nutzen für die Umwelt bringt“, ergänzt Nicolas Entrup, Co-Direktor für Internationale Zusammenarbeit bei  OceanCare. „Solche ambitionierten Ansätze und Versuche brauchen wir auch im Mittelmeer, einer der Meeresregionen mit dem dichtesten Schiffsverkehr weltweit. Eine Kombination aus Vorschriften und Anreizen sollte die Schifffahrtsbranche dabei unterstützen, umweltverträglicher zu agieren.“

Die Ergebnisse der Studien kommen zu einem günstigen Zeitpunkt. Erst kürzlich kam das EU-finanzierte Projekt JOMOPANS (Joint Monitoring Programme for Ambient Noise North Sea) zu alarmierenden Erkenntnissen und verdeutlichte, wie sehr die Klangwelt der Nordsee vom Schiffslärm dominiert wird. Der IFAW und OceanCare rufen die nationalen Regierungen und die EU auf, die Studienergebnisse zu nutzen, um die Schifffahrt in der EU aber auch weltweit auf einen umweltfreundlicheren Kurs zu bringen. 

„Diese beiden Studien geben einen guten Einblick, wie die Verminderung der Schiffsgeschwindigkeit mehrfachen Umweltnutzen auf einmal bringt. So bewahrt diese Maßnahme auch Wale davor, von Schiffen gerammt werden zu werden. Für die Schifffahrtsbranche bringt sie Treibstoffersparnisse und eine gesteigerte Effizienz. Die Regierungen müssen nun schnell handeln, um Vorschriften und Anreize zu verwirklichen, die den Kurs in Richtung leiserer, gesünderer Meere setzen“, schließt Dinkelmeyer.

Hintergrundinformationen:

Auswirkungen von Unterwasserlärm auf Meerestiere: Unterwasserlärm ist für das Leben im Meer ein allgegenwärtiges Problem. Bei Walen und Delphinen beruhen die Nahrungssuche, die Kommunikation und die Orientierung auf der Akustik. Menschengemachter Unterwasserlärm führt zu erhöhtem Stress, vermindert den Fortpflanzungserfolg, vertreibt Wale und Delphine aus wichtigen Lebensräumen und endet im Extremfall in Tod und Strandung. Die Schifffahrt ist für den Großteil des erhöhten Dauerlärmpegels im Meer verantwortlich. Ihr Lärm maskiert die Kommunikation von Fischen, Walen und anderen Meerestieren und vermindert die Reichweite ihrer Kommunikation. Der Großteil des Lärms eines Schiffes stammt vom Propeller. Durch geringere Geschwindigkeit muss der Propeller weniger stark angetrieben werden und verursacht weniger Lärm.

Treibhausgasemissionen der Schifffahrt: Der 4. Treibhausgasstudie der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) zufolge stieg der Anteil der Schifffahrt am weltweiten anthropogenen Treibhausgasausstoß von 2,76% im Jahr 2012 auf 2,89% im Jahr 2018. In absoluten Zahlen stiegen die Emissionen der gesamten Schifffahrt (international, national und Fischerei) in diesem Zeitraum vom 977 auf 1076 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (CO2 plus Methan und Lachgas in CO2 umgerechnet). Das entspricht einem Anstieg um 9,6%. Der Ausstoß an CO2 selbst stieg von 962 Mio. t (2012) auf 1056 Mio. t (2018), das ist eine Zunahme um 9,3%.
 Aufgrund der meist sehr geringen Qualität des billigen Schiffstreibstoffs (Schweröl/Rückstandsöl ist im internationalen Schiffsverkehr der vorherrschende Kraftstoff) werden auch große Mengen an Schadgasen emittiert, insbesondere Schwefeloxide und Stickoxide.

Über OceanCare

OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Seit Juli 2011 ist OceanCare vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als Sonderberaterin für den Meeresschutz anerkannt. 

Ausserdem ist OceanCare Partnerorganisation des Regionalen Fischereiabkommens des Mittelmeers (GFCM), des Abkommens für wandernde Tierarten (CMS), des Abkommens zum Schutz der Wale und Delphine im Mittelmeer (ACCOBAMS) sowie von UNEP/MAP. Seit 2021 ist OceanCare auch bei der Convention on Biological Diversity (CBD) akkreditiert. Zudem ist OceanCare auch von der UNEA, dem höchsten Verwaltungsgremium des UN-Umweltprogramms (UNEP), als ‚Major Group Science & Technology‘ akkreditiert und Teil der UNEP Global Partnership on Marine Litter. www.oceancare.org

Über IFAW – Internationaler Tierschutz-Fonds gGmbH

Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) ist eine weltweit tätige gemeinnützige Organisation für die bessere Koexistenz von Tieren und Menschen. Wir sind in mehr als 40 Ländern der Welt und auf den Meeren im Einsatz. Wir retten und pflegen Tiere, wildern sie wieder aus und bewahren und schützen ihre natürlichen Lebensräume. Die Probleme, denen wir uns stellen, sind drängend und komplex. Um sie zu lösen, brauchen wir mutiges Handeln und kluges Denken. Wir arbeiten mit Gemeinden, Regierungen, anderen NGOs und Unternehmen zusammen. Gemeinsam finden wir neue und innovative Wege, damit sich alle Arten in ihrem Lebensraum entwickeln können. So geht’s: www.ifaw.org

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