Zwischen „Berlin, hier bin ich“ und „Jonas, erzähl mal von Paris“ – DDR-Jugendbuchautor Rudi Benzien jetzt in Berlin gestorben

Seine Bücher zählen zum „Goldenen Fonds“ der DDR-Jugendliteratur und werden in Bibliotheken auch heute noch gern ausgeliehen. Am 20. Oktober ist der Jugendbuchautor Rudi Benzien in seiner Geburtsstadt Berlin gestorben, wie seine Enkelin, der es am Herzen liegt, das literarische Erbe ihres Großvaters zu wahren, jetzt der EDITION digital bestätigte. Sein erstes Jugendbuch hatte er 1977 veröffentlicht: In „Gitarre oder Stethoskop“ geht es um einen ebenso persönlichen wie gesellschaftlichen Konflikt: Das Abitur hat Baltus in der Tasche, Medizin will er studieren, aber einen Studienplatz hat er nicht. Sein Vater will seine Beziehungen spielen lassen. Das aber will Baltus nicht. Und  es gibt eine Band, die ihn als Gitarrist haben will. Er schwingt sich auf sein Motorrad und fährt in die letzten Ferien – zugleich eine Zeit der Entscheidung. In „Berlin, hier bin ich“ setzte sich Benzien zwei Jahre später erneut mit der Realität seines Heimatlandes auseinander: Detlef Kallinger, genannt Detti, hat Sorgen. Während der Armeezeit hat ihn seine Freundin verlassen. Vera ist nicht der rechte Trost, und aus der Fahrt an die Trasse ist auch nichts geworden, da entschließt er sich, das Leben herauszufordern und große Abenteuer im kleinen Land zu suchen. In dem Kinderbuch „Pierre“ erzählte er 1980 vom Alltag eines Jungen in Paris. Auch in dem 1982 veröffentlichten Buch „Schwester Tina“ sprach der Autor Lebensprobleme junger DDR-Bürger an: Auf der Neugeborenenstation hat Tina kaum eine freie Minute, aber ihre Gedanken sind dennoch häufig bei Frank, der 545 lange Tage lang als Volksarmist dient. Für Tina aber auch genug Zeit für die Antwort auf die Frage. Ist Frank wirklich der Richtige für sie? Spannende Antworten auf spannende Fragen zur Geschichte der Beatles gab der 1989 veröffentlichte „John-Lennon-Report“. Ein Lesevergnügen und Auseinandersetzung mit dem in der DDR erlebten „real existierenden Sozialismus“ ist das 1997 erschienene Buch „Jonas, erzähl mal von Paris“: Jonas, mit richtigem Vornamen Friedhelm, und Rudolf Druse haben in der DDR gelebt – Kraftfahrer und Großmaul mit Realitätssinn, der eine; Journalist zwischen Zustimmung aus Überzeugung und Widerspruch, der andere. Ostdeutschen Lesern bietet das Buch Gelegenheit für Identifikation und kritische Rückschau. Westdeutschen Lesern bietet es die Chance auf eine nette Nachhilfestunde in jüngerer deutscher Geschichte. Auch 1997 veröffentlichte Benzien das utopische Kinderbuch „Simons Reise nach dem Es-war-einmal-Stern“ sowie 1998 „Das bayerische Jahr. Fragment einer Kindheit in Deutschland“ – ein mitreißender Bericht über eine Flucht, verfasst von einem entfernten Verwandten des grimmelshausenschen „Simplicissimus“. Alle E-Books sind unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben.

Rudi Benzien, der Sohn eines Landwirts und einer Näherin, wurde zwar am 18. Januar 1936 in Berlin geboren, verbrachte aber seine früheste Kindheit in der mecklenburgischen Klein- und Windmühlenstadt Woldegk. 1939 übersiedelte die Familie nach Berlin, wo er 1942 auch eingeschult wurde. Auf der Flucht vor Bombenangriffen lebten er und seine Mutter von 1943 bis 1945 in Pommern, in Schlesien und zuletzt in Bayern, von wo aus die Familie 1946 wieder nach Berlin zurückkehrte. Nach der Volksschule erlernte er von 1951 bis 1953 den Beruf eines Werkzeugmaschinenschlossers, arbeitete als Revolverdreher, Bauarbeiter und Dreher. 1958 folgte er einem Aufruf, wonach junge Industriearbeiter Lehrer werden sollten und wurde pädagogischer Mitarbeiter in einer Freizeiteinrichtung in Berlin-Mitte. Extern absolvierte er von 1961 bis 1963 das Berliner Lehrerbildungsinstitut und arbeitete danach als Werklehrer. Als wichtigste Zeit seines Berufslebens aber betrachte er selbst die Jahre von 1965 bis 1980, als er Redakteur und seit 1977 stellvertretender Chefredakteur der Jugendzeitschrift „neues leben“ war. Bis 1991 wirkte er – seit 1980 Mitglied des DDR-Schriftstellerverbandes – als freier Schriftsteller. Als stellvertretender Chefredakteur leitete er 1991 kurzzeitig das schnell wieder vom Markt verschwundene Elternjournal „kinderwelt“. Rudi Benzien, geschieden, Vater von zwei Töchtern und einem Sohn, lebte bis zuletzt in Berlin.

Über die EDITION digital Pekrul & Sohn GbR

EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, derzeit mehr als 900 Titel (Stand November 2018).

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