Das Scheitern von Jamaika ist vor allem eine Folge von Führungsversagen

Deutschland stehen politisch unruhige Zeiten bevor. Nach mehreren Wochen sind die Sondierungsgespräche der Jamaika-Parteien geplatzt. Michael Zondler, Geschäftsführer des Stuttgarter Beratungsunternehmens CENTOMO www.centomo.de, hält dies für keinen Weltuntergang. „Von einer Staatskrise sind wir weit entfernt“, so der Personalexperte. „Allerdings brauchen wir bald eine handlungsfähige Regierung mit einer klaren Zukunfts-Agenda. Hierzu gehören die Modernisierung der deutschen Wirtschaft, die Digitalisierung und das Thema Bildung. CDU, CSU, FDP und Grüne hätten die Chance gehabt, eine solche Modernisierungs-Koalition zu bilden. Diese Chance ist erstmal vertan.“

Zondlers Auffassung nach ist das Scheitern von Jamaika auch eine Folge von Führungsversagen: „Von der Parteivorsitzenden der CDU und Bundeskanzlerin war in den vergangenen vier Wochen nicht viel zu hören. Frau Merkel ist es offenkundig nicht gelungen, ein vertrauensvolles Klima zwischen den handelnden Akteuren zu schaffen und klare Ziele vorzugeben. Sie hat versucht, nach ihrer alten Methode weiterzumachen, nämlich den Finger in die Luft zu halten und zu schauen, wie sich der Wind dreht. Nach dem Scheitern ihrer Sondierungsgespräche besitzt sie nun sogar die Unverfrorenheit zu sagen, dass sie bei Neuwahlen wieder als Kandidatin bereit steht. Persönliche Machtansprüche sind ihr offenkundig wichtiger als inhaltliche Fragen.“

Er könne sich nicht vorstellen, dass sich ein Top-Manager ähnlich lang im Sessel halten würde, der so wie Merkel verfahren würde. „Eine Führungskraft, die wichtige Deals versemmelt und keine klaren strategischen Ziele für das eigene Unternehmen definiert bis auf den festen Willen, sich auch weiterhin im Sattel zu halten, dessen Tage wären wohl gezählt“, meint der CENTOMO-Chef.

Eine Minderheitsregierung aus Union und Grünen sei nur dann sinnvoll, wenn man offensiv für die Inhalte eines solchen Bündnisses werbe. Das Problem sei aber, dass niemand so genau wisse, mit wem die Union eigentlich regieren wolle. Mit der SPD, den Liberalen oder den Grünen? Dies sei völlig unklar, weil sich die Partei standhaft weigere, Themen zu besetzen und seit Jahren im Bund nur noch auf den Machterhalt fixiert sei. Neuwahlen seien nur dann sinnvoll, wenn alle Parteien dann klar sagten, was sie wollten und mit wem sie am liebsten koalieren würden. „Neuwahlen nach dem Motto: Wir wählen so lange, bis uns das Votum der Wähler ins Konzept passt, wären keine gute Idee und würden die politischen Ränder stärken“, so Zondler. Für eine Stimmabgabe zu Gunsten der AfD habe er null Verständnis, so der Personalexperte: „Warum sollte man eine Partei wählen, die ganz offen sagt, dass sie gar nicht regieren und gestalten will? So eine Partei, deren Programmatik eine einzige Kampfansage an unsere liberale Demokratie und die deutsche Wettbewerbsfähigkeit ist, braucht niemand.“

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