Dem Holzbau in Sibirien auf der Spur

Wer Fernweh hat und unbändige Entdeckungslust verspürt, kann sich zur Abwechslung mal auf den Weg nach Sibirien machen. Zum Greifen nah liegt das zwar nicht; für Naturliebhaber dürfte eine Reise aber zum Erlebnis werden — vor allem, wenn sie ein Faible für Holzbauten haben, von denen es in Sibirien reichlich zu entdecken gibt.

Eiskalt erwischt

Wer glaubt, in Sibirien sei es neun Monate im Jahr kalt und im Winter noch viel kälter, wird sich wundern: In der empfehlenswerten Hauptreisezeit, im Juli und August, erreichen die Außentemperaturen tagsüber nicht selten sommerliche +25°C, mitunter klettern sie sogar noch höher. Norweger- und Rollkragenpullis, Wollmützen und Schneestiefel kann man zumindest in dieser Jahreszeit getrost zuhause lassen. Überhaupt tut man als Sibirien-Besucher gut daran, sich vorgefasste Meinungen aus zweiter Hand erst gar nicht anzueignen. Wenn es gilt, fremde Länder und Kulturen zu entdecken, das Handeln und die Beweggründe der Menschen vor Ort zu verstehen, sind Unvoreingenommenheit und Offenherzigkeit eine ungleich bessere Ausgangsbasis. „If you‘re in Rome, do as the Romans do!“, sagt man in England (dt.: „Wenn Du in Rom bist, verhalte Dich wie die Römer!“). Folgt man diesem Rat, lässt sich Sibirien manches Geheimnis umso einfacher entlocken.

Aufbruch in eine andere Dimension

Von Brüssel ist Moskau gut 2.500 km entfernt; bis nach Abakan, der Hauptstadt der Region Chakassien, sind von der russischen Metropole aus weitere 4.200 Kilometer zurückzulegen. Die An- und Abreise per Flugzeug dauert jeweils einen ganzen Tag und führt über mehrere Zeitzonen hinweg. Ein gewisser Jetlag scheint fast unvermeidlich.
Die Zeiten, in denen klapprige Propellerflugzeuge über russische Start- und Landebahnen rollten, sind natürlich längst vorbei. S7 Siberia Airlines (http://www.S7.ru ) setzt Airbus-Maschinen ein, die allen erdenklichen Komfort bieten. Mehr noch imponiert der stets zuvorkommende Service an Bord – ein Erlebnis echter Gastfreundschaft!

Berge, Steppe, Wälder, Seen

Die Fläche der Republik Chakassien umfasst gut und gerne 61.500 Quadratkilometer. 537.000 Menschen leben hier, vier Fünftel davon sind Russen. Als Amtssprache ist neben Russisch auch Chakassisch gebräuchlich. Das Erscheinungsbild der südwestsibirischen Region wird vom mächtigen Sajan-Gebirge geprägt, das rund zwei Drittel des gesamten Territoriums einnimmt. Einige Berggipfel liegen in über 2.000 m Höhe. Der Osten Chakassiens grenzt an die Republik Tuwa, der Norden an die Region Krasnojarsk Kray, deren Hauptstadt Krasnoyarsk das sibirische Oberzentrum bzw. die Verwaltungsmetropole ist.

Natur, so weit das Auge reicht

Sibirien strebt einen auf Kultur- und Naturerhalt bedachten Qualitäts-Tourismus an, der in seinem Kern weitgehend dem europäischen Verständnis von Nachhaltigkeit entspricht. Besuchern aus dem Ausland , die bereit sind, sich auf die unterschiedlichen Kulturen und Gebräuche fremder Ethnien einzulassen und die Lebensweisen der Bewohner zu respektieren, begegnet die Russische Föderation keineswegs verschlossen, sondern mit offenherziger Gastfreundschaft. Auch Geschäftsreisende, die sich eine Auszeit vom hektischen Business westlicher Metropolen gönnen wollen, sind willkommen.

Was Sibirien zum unvergesslichen Erlebnis macht, sind die gefühlte Unendlichkeit einer nahezu unberührten Steppenlandschaft, der mildwürzige Duft einer ungewohnt sauerstoffreichen Luft, in ursprünglicher Artenvielfalt wildlebende Tiere und der wohl dichteste Baubestand der Erde. Raum und Zeit verlieren an Bedeutung beim Anblick endloser Bergketten, fischreicher Seen mit glasklarem Wasser sowie schier endlos langer Flüsse wie Lena und Jenissej (dt.: „Mutter aller Ströme“), die das Land mit so urgewaltiger Fließgeschwindigkeit durchziehen, dass sie selbst im strengsten Winter nicht zufrieren können.

Nachhaltigkeit als Ausgangsbasis

Dass es für den deutschen „Nachhaltigkeits-“ bzw. englischen „Sustainability“-Begriff im Russischen keine 1:1-Entsprechung gibt, wie die Moskauer Simultan-Dolmetscherin Julia Belova bemerkt, steht dessen Umsetzung in der Praxis nicht im Wege: „In unserem Land leben mehrere Hundert Volksgruppen friedlich und ohne Akzeptanzprobleme mit- und beieinander. Vor diesem vielfältigen und traditionsreichen kulturellen Hintergrund sind wir bereit, uns mehr denn je für Besucher aus dem Ausland zu öffnen“, unterstrich der chakassische Sport- und Tourismus-Minister Waleri Dentschikow bei einer Pressekonferenz im luxuriösen Sporthotel Gladenkaya (http://www.turism19.ru/… ). Dabei hatte der Minister sowohl Geschäftsleute als auch Privatreisende im Blick, die eine Auszeit brauchen. Bei den westlichen Besuchern könne es sich also auch um passionierte Jäger, Angler und Sportfischer, Skifahrer und andere Wintersportler, an Ausgrabungen, Museen, Musikfestivals und ähnlichen Kulturdarbietungen interessierte Gäste oder schlichtweg um Naturliebhaber handeln, die Ursprünglichkeit in neuen — sibirischen – Dimensionen suchen.

Wieder zu sich finden

„Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper, wussten schon die alten Römer. Erholungsmöglichkeiten mit und ohne ärztliche oder physiotherapeutische Begleitung bieten sich auch in Sibirien zuhauf – beispielsweise im Recreation House „Beguschaya po volnam“ (engl.: „Running on waves“; dt.: „Über Wellen wandeln“), das rund 170 km nördlich Abakan im kleinen Ort Zhemchuzniy liegt. Zum Ausspannen und Loslassen scheint diese Wellness-Oase wie geschaffen. Erstklassiger Komfort, idyllisch bepflanzte Gärten und die unverbaute Aussicht vom Laubengang vor den Blockhaus-Suiten auf den Badesee Shira, einen der vielen tausend pittoresken Süß- oder Salzwasserseen Chakassiens, machen den Aufenthalt zu einem nachhaltig gesundheitsförderlichen Erlebnis. Im Internet ist das Erholungszentrum auf http://www.prestige-tour.ru zu finden.

Sprachbarrieren überwinden

Dass es sich beim „Running on waves“-Recreation Center um einen echten „Geheimtipp“ handelt, wird spätestens klar, wenn man die Inhaberin Irina Soboleva nach Besuchern aus Deutschland fragt: „Ja, ein paar Leute aus Ihrer Heimat waren schon da. Etwa zwanzig deutsche Gäste kann ich jedes Jahr begrüßen“, sagt sie. Dem Liebreiz ihres tipptopp gepflegten Anwesens nach zu urteilen, müsste es sehr viel mehr Buchungen aus dem westeuropäischen Ausland geben. Dass die Klientel bislang größtenteils aus Russen besteht, hat bei näherer Betrachtung einen einleuchtenden Grund: die Sprache. Einen russischen Hotelprospekt können in Deutschland leider nur wenige Menschen lesen. Eine deutschsprachige Broschüre solle deshalb gedruckt werden, ebenso eine russisch-englisch-deutsche Speisekarte, verspricht Frau Soboleva, die sich ebenso wie Minister Dentschikow mehr Touristen aus dem Ausland wünscht. Sprachbarrieren zu überwinden, ist dabei ein wichtiger Schritt, der von Gästen wie Gastgebern Engagement erfordert, wenn man einander verstehen und freundschaftlich zusammenfinden will.

Kulinarische Verlockungen

Es gibt eine Vielzahl köstlicher russischer Spezialitäten, die man sich während eines Sibirien-Urlaubs gönnen sollte: Schaschlik (gewürzter Fleischspieß, über offenem Feuer gegrillt), Pelmeni (gefüllte Teigtaschen mit Fleisch- oder Gemüsefüllung), Blini (Pfannkuchen), Borschtsch (Rote-Beete-Suppe) und Soljanka (säuerlich-scharfe Krautsuppe mit Gurken, Fleisch und saurer Sahne), am besten nach überlieferten Original-Rezepturen zubereitet, gilt es ebenso zu probieren wie Gowjadina Stroganov (dt.: Filetspitzen Stroganoff, Rinderfiletstreifen in deftiger Sahnesauce mit Essiggurkenstückchen und Pfifferlingen). Generell ist die russische Küche reich an Fleisch- und Fischgerichten. Aber auch Vegetarier müssen in Sibirien keineswegs hungern, gibt es doch etliche traditionelle Gemüse- und vor allem Kohlgerichte wie zum Beispiel die sehr empfehlenswerte kalte Sauerkrautsuppe – äußerst schmackhaft und zugleich sehr nahrhaft.

Qualitäts-Tourismus im Blick

„Von unseren ausländischen Gästen wünsche ich mir, dass sie kulturelle Unterschiede respektieren und auf die örtlichen Gepflogenheiten und Gegebenheiten einzugehen vermögen“, so die stellvertretende chakassische Tourismusministerin Jelena Jegorowa. Sie betonte, dass die russische Tourismusförderung auf vertrauensvolles Miteinander ausgerichtet ist. Erfahrungen und Erkenntnisse aus einzelnen Projekten werden den anderen Regionen der Russischen Föderation mitgeteilt, um notwendige Anpassungen zielgerichtet vorzunehmen und sich auf die verschiedenen Wünsche und Bedürfnisse der Besucher einzustellen. Im Gegenzug werde erwartet, dass sich Touristen in Sibirien als würdige Kulturbotschafter ihres Heimatlandes zu erkennen geben.

Reisevoraussetzungen

Wer nach Russland reisen möchte, braucht ein Visum. Es kann am einfachsten über ein auf Russlandreisen spezialisiertes Reisebüro beantragt werden, das die gesamte Reise arrangiert. Falls man eine private Einladung von einem Gastgeber aus der Russischen Föderation vorlegen kann, lässt sich die Aufenthaltsgenehmigung auch direkt bei der Konsularabteilung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föderation beantragen. Im Internet steht dafür auf https://www.visa.kdmid.ru ein Formular bereit, das komplett ausgefüllt werden muss und online direkt abgeschickt werden kann. Zu den Antragsvoraussetzungen zählen unter anderem * ein Reisepass, der mindestens noch sechs Monate gültig sein muss; * eine private Auslandsreise-Krankenversicherung, die für das Besuchsgebiet gilt (Achtung: Russland erstreckt sich über zwei Kontinente: Europa und Asien. Sibirien-Besucher sollten darauf achten, auch für den asiatischen Teil Russlands bei ihrem Versicherer eine Deckungszusage einzuholen); * hinreichender Impfschutz: Impfempfehlungen gibt das Auswärtige Amt.

Autor und Fotograf: Achim Zielke M.A. c/o Medienbüro TEXTIFY.de, Box 18 52, 53588 Bad Honnef, Deutschland, Fon +49 (0) 22 24/8 97 98 68, Mail a.zielke@textify.de

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