Seit Anfang April 2021 suchen, finden und bewerten Freiwillige mithilfe der LBV-Web-App „AuFi“ Ausgleichsflächen in ihrer Umgebung. Die Auswertung der Daten gibt unter anderem Aufschluss über die Qualität der Kompensationsmaßnahmen. „Die Hälfte aller bei uns eingegangenen AuFi-Meldungen sind positive Bewertungen gewesen. Darüber freuen wir uns, denn gut umgesetzte Ausgleichsmaßnahmen schaffen wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und dienen als Vorbild für die bisher unzureichend umgesetzten Maßnahmen“, so Projektmitarbeiterin Laura Kast. „Diese Vorbildfunktion ist auch dringend notwendig, denn mit rund 40 Prozent an schlecht bis mittelmäßig bewerteten Kompensationsmaßnahmen gibt es vielerorts im Freistaat noch deutliches Verbesserungspotenzial. Rund acht Prozent wurde sogar als ‚nicht umgesetzt‘ bewertet.“
Die Gesamtauswertung der 2021 eingegangenen AuFi-Daten zeigt, dass in allen Regierungsbezirken Ausgleichsflächen liegen, deren Maßnahmen sowohl gut als auch schlecht umgesetzt wurden. Die meisten Bewertungen stammen aus den Regierungsbezirken Oberbayern (712 Meldungen) und Niederbayern (148 Meldungen). Erfreulich ist, dass für mehr als die Hälfte aller bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte bereits mindestens eine Bewertung eingegangen ist. Die stärkste Beteiligung zeigten 2021 die Landkreise Fürstenfeldbruck (306 Meldungen), Landsberg am Lech (283 Meldungen) und Deggendorf (105 Meldungen). Im Durchschnitt wurden knapp 20 Ausgleichsflächen pro Landkreis bewertet. „Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech, in denen es ohnehin sehr viele Ausgleichsflächen gibt, bereits fast die Hälfte bzw. mehr als ein Drittel bewertet worden sind. Und auch in der kreisfreien Stadt Rosenheim ist das Verhältnis an gemeldeten Flächen so erfreulich hoch, dass in diesen drei Landkreisen durchaus repräsentative Aussagen über den Zustand der Kompensationsmaßnahmen getroffen werden können“, so Laura Kast.
Im Rahmen des LBV-Projekts zur Umsetzung von Ausgleichsflächen in Bayern untersuchten im Frühjahr 2021 vier unabhängige Planungsbüros rund 80 ausgewählte Ausgleichsmaßnahmen. „Zum Ende des Jahres 2021 verfügt der LBV nun dank der über die ‚AuFi‘-Web-App eingegangenen Meldungen über 1.000 zusätzliche Datensätze zur Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen“, freut sich Laura Kast. Die von Freiwilligen veröffentlichten Datensätze zeigen Missstände und Erfolge bei Ausgleichsmaßnahmen in ganz Bayern auf.
Drei ausgewählte Beispiele:
Ein Beispiel für eine nicht erfolgte Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen, die dem LBV im August 2021 über „AuFi“ gemeldet wurde, ist eine Ausgleichsfläche im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. „Dort sollte extensives, mageres, trockenes Grünland entstehen. Stattdessen zeigt eine Meldung eine riesige Baustelle mit Baumaschinen und einem Silo. Es wird vermutlich ein Parkplatz gebaut. Eine Asphaltierung der Fläche zerstört Lebensraum heimischer Tier- und Pflanzenarten. Der Zweck der Kompensationsmaßnahme wird damit nicht erfüllt“, kritisiert Kast.
Ein gemeldetes Beispiel für eine mittelmäßige Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen stammt von einer Ausgleichsfläche in der Landeshauptstadt München. Hier sollten Grünland und Wälder entstehen. Im August 2021 ging eine Meldung zu der Fläche über „AuFi“ beim LBV-Projektteam ein: Büsche des anliegenden Grünstreifens wurden ausgerissen und umgeworfen. Der sonstige Zustand der Fläche scheint jedoch in Ordnung zu sein. „Die Kompensationsmaßnahme ist umgesetzt, jedoch nicht ideal gepflegt worden“, erklärt Kast.
Im November 2021 erreicht den LBV eine positive Meldung aus dem Landkreis Regen. Die entsprechende Ausgleichsfläche ist wie gesetzlich vorgeschrieben und im Entwicklungsplan festgesetzt angelegt worden: Es sind Bäume, Feldgehölze und Gebüsche vorhanden. Das Grünland ist feucht und die Gehölze sind gepflegt. Die Mahd ist erfolgt und das Mähgut entfernt. „Das festgelegte Ziel der Kompensationsmaßnahme wurde damit erfüllt“, stellt Kast erfreut fest.
Hintergrund:
Freiwillige Meldungen über die „AuFi“-Web-App ermöglichen dem LBV-Projektteam einen Überblick über den Zustand von Ausgleichsflächen im Freistaat zu gewinnen und Hinweise zu Faktoren für das Gelingen von Maßnahmen zu erhalten. Alle „AuFi“-Bewertungen sind öffentlich und transparent. Der LBV möchte damit qualitativ gut umgesetzte Flächen wertschätzen und Kritik üben bei der Missachtung der gesetzlichen Vorgaben zur Kompensation. Insgesamt gibt es in Bayern derzeit rund 60.000 Ausgleichsflächen. Eine vollständige Auswertung der AuFi-Daten und mehr über das Projekt unter www.lbv.de/ausgleichsflaechen.
1909 gegründet ist der LBV der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 110.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
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